Agentur setzt auf Konzerte mit „Wunderkindern“

Ab Juni finden in Wien Konzerte mit musikalischen „Wunderkindern“ statt. Die dahinterstehende Agentur will damit die Karriere der „jungen Meister“ im Alter zwischen neun und zwölf Jahren ankurbeln - ganz nach dem Vorbild der Familie Mozart.

Alisa Sadikova kommt aus Russland, spielt seit sechs Jahren Harfe, tritt regelmäßig auf internationalen Festivals auf, hat zahlreiche Musikpreise gewonnen und ihre YouTube-Videos erhalten weit über eine Million Zugriffe. Inzwischen ist Sadikova zwölf Jahre alt. Gemeinsam mit sieben anderen jungen Talenten, wie dem neunjährigen Pianisten Jakob Kropfitsch oder der 13-jährigen Violinistin Stella Müller, tritt sie ab Juni beim neuen Konzertzyklus „Junge Meister“ in Wien auf.

Künftige Solisten als Zielgruppe

Organisiert werden diese Konzerte von der Wiener Künstleragentur Venia, die von der Violinistin Milkana Schlosser im Vorjahr gegründet wurde. Ihr Ziel ist, musikalischen „Wunderkindern“ ab einem Alter von fünf Jahren eine Bühne zu bieten. „Im Gegensatz zur Musikschule suche ich keine Kinder, die Musik als Hobby betreiben, sondern ich gehe in die professionelle Richtung und suche spätere Profimusiker“, sagt Schlosser gegenüber wien.ORF.at.

Alisa Sadikova (Junge Meister)

Venia

Harfenistin Alisa Sadikova feierte bereits Erfolge von Moskau bis New York

Unbezahlte Karrierechance

Welches Publikum mit dem Zyklus „Junge Meister“ angesprochen werden soll, ist nicht klar definiert. Schlosser: „Vielleicht eher ältere Personen. Aber auch junge Musiker, die Karriere machen wollen.“ Obwohl die Kinder für ihre Auftritte nicht bezahlt werden, freuen sich deren Eltern über die Auftrittsmöglichkeit und damit verbundene Aufmerksamkeit.

Stella Müller (Junge Meister)

Venia

Stella Müller aus Wien gab ihre ersten Violinkonzerte im Alter von fünf Jahren. Inzwischen tritt sie regelmäßig im Goldenen Saal des Musikvereins in Wien auf

Die ersten Konzerte finden in Kirchen und teilweise am Nachmittag statt, da Schlosser die Kinder nicht bis spät am Abend spielen lassen möchte. Wenn das Publikum das Angebot annimmt, dann sollen die Auftritte künftig in größeren Hallen stattfinden.

Werbung in russischen Kreisen

„Ich rechne mit großem Interesse an den Konzerten und mache zielgerechte Werbung. Alisa Sadikova möchte ich zum Beispiel vor allem in russischen Kreisen bekannt machen“, so Schlosser. Derzeit koste eine Eintrittskarte für ein „Junge Meister“-Konzert 25 Euro. Schlosser: „Ich gehe nicht davon aus, dass die Kinder Lampenfieber haben. Sie haben ja schon bei vielen Wettbewerben und auf großen internationalen Bühnen ihr Können gezeigt.“

Avigea Delivicheva (Junge Meister)

Venia

Avigea Delivicheva, elf Jahre alt, erspielte sich mehrfach den 1. Preis bei „Prima la Musica“, ist bereits auf CD zu hören und tritt bei „Junge Meister“ auf

Talentsuche durch Casting

Für die ersten drei Konzerte entdeckte Schlosser die „jungen Meister“ laut eigener Aussage über ihre Kontakte in der Musikbranche. In Zukunft sollen sich Talente durch ein Vorspielen für den Konzertzyklus bewerben können. Wie viele junge Talente in Wien noch unentdeckt sind, kann Schlosser nicht abschätzen.

Schlosser: „Talentierte Kinder gibt es oft. Aber Talent alleine reicht nicht, um etwas erreichen zu können. Da müssen viele Faktoren zusammenpassen. Das Kind muss wollen und die Familie muss helfen. Wolfgang Amadeus Mozart ist auch nur deswegen berühmt geworden, weil sein Vater dahinter war, ihn unterrichtet und sehr gefördert hat.“ Und auch Mozart sowie seine Schwester „Nannerl“ gaben bereits als Kinder europaweit Konzerte.

Ohne Hilfe der Familie keine Karriere

In den meisten Fällen stehen „Profifamilien“ hinter den Talenten. Schlosser: „Es sind Kinder, die in die Musikwelt hineingeboren werden. Zum Beispiel Alisa Sadikova, da haben die Eltern einen Kredit aufgenommen, damit sie aus Russland alle paar Monate für ein paar Wochen nach Deutschland reisen kann, um dort bei ihrer Lehrerin Unterricht nehmen zu können.“

Theresa Kropfitsch

Venia

Theresa Kropfitsch erhielt ab dem vieren Lebensjahr Klavierunterricht bei ihrem Vater. Ihr Debüt als Solistin feierte sie 2012 mit Schuberts 23. Psalm für vierstimmigen Chor und Klavier im großen Saal des Wiener Konzerthauses

„Man kann Wunderkinder schnell kaputt machen“

Im Schnitt üben die jungen Talente mindestens zwei bis drei Stunden pro Tag auf ihrem Instrument. Den oft gehörten Vorwurf, dass die Kinder von den Eltern gedrillt werden, will Schlosser nicht gelten lassen. „Sie haben eine große Freude an der Musik“, meint Schlosser. Sie möchte als Konzertorganisatorin behutsam mit den jungen Talenten umgehen: „Man kann Wunderkinder schnell kaputt machen, wenn man nicht aufpasst.“

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