300.000 Österreicher allergisch auf Bienenstiche

Für viele Menschen ist eine Blumenwiese ein Traum, für manche ein Alptraum: 300.000 Österreicher reagieren allergisch auf Bienen- oder Wespenstiche. Ihnen könnte mit einer Therapie geholfen werden. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse.

„Viele schränken ihr Freizeitverhalten massiv ein, weil sie Angst vor einem Stich haben“, so Stefan Wöhrl vom Floridsdorfer Allergiezentrum am Mittwoch. Der Dermatologe erklärte, dass in Österreich jedes Jahr mehrere Menschen an Bienen- oder Wespenstichen sterben. „Aber nicht alle Jahre sind gleich stark betroffen“, fügte Biologe Wolfgang Hemmer hinzu.

Gehirnschäden und Herz-Kreislauf-Stillstand

Vor Bienen müssten sich die Allergiker jetzt im Frühling und zu Sommerbeginn schon hüten, während die Wespen eher im Spätsommer gefährlich werden. Hornissen stechen nur sehr selten, auch vor Hummeln muss man sich dem Experten zufolge im Normalfall nicht fürchten. Bei Nichtallergikern endet ein Bienen- oder Wespenstich meist nur mit einer roten Hautstelle bzw. etwas Jucken.

Bei Allergikern hat ein kleiner Stich oft große Wirkung. „Zwei Drittel der Allergiker reagieren mittelschwer, ein Drittel reagiert mit Bewusstlosigkeit“, so Gunter Sturm, stellvertretender Leiter des Allergieambulatoriums am Reumannplatz in Favoriten, über die Folgen. Schlimmstenfalls können bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand durch eine allergische Schockreaktion auch Gehirnschäden auftreten.

Insektengift als Therapie

Von einer Allergiereaktion spreche man laut Wöhrl, wenn mindestens zwei Organsysteme betroffen sind, zum Beispiel die Haut und die Lunge bzw. die Atemwege oder auch der Kreislauf. Die Reaktion erfolge rasch - daher ist auch eine rasche Reaktion zur Notfalltherapie gefragt. Allergiker, die um ihr Risiko wissen, sollten daher immer ein Notfallset - bestehend aus Tabletten und einer Adrenalin-Autoinjektion - bei sich tragen.

Biene

colourbox.de

15 Wochen dauert eine Immuntherapie gegen Bienen- und Wespenstiche

Auf lange Sicht kann eine Immuntherapie Abhilfe schaffen. „Durch eine korrekt ausgeführte spezifische Immuntherapie kann sich nahezu jeder Patient fast 100-prozentig schützen“, so Sturm. Dabei wird dem Körper in kleinen Dosen Insektengift zugeführt, so wird er daran gewöhnt und reagiert bei einem Stich nicht mehr so stark darauf.

Krankenkasse übernimmt Kosten

Zum Unverständnis der Ärzte wird die Therapie bei den Betroffenen nicht so gut angenommen - obwohl die Krankenkasse eine volle Kostenübernahme gewährt. 15 Wochen lang müssen die Patienten einmal wöchentlich zur ambulanten Behandlung. „Dann ist der Schutz da“, sagte Sturm. Um die Therapie erfolgreich abzuschließen, sind allerdings drei bis fünf Jahre lang monatliche Sitzungen notwendig - und das ist vielen Betroffenen zu zeitaufwendig.

Insektengiftallergiker ist man auch nicht von Geburt an. „Die Allergie ist gerecht, sie kann jeden treffen“, so Wöhrl. Und sein Kollege Sturm ergänzte: „Wenn man in kurzen Abständen öfter gestochen wird, begünstigt das eine Allergie.“ 15 Prozent der Betroffenen sind nur auf das Gift der Bienen allergisch, 35 Prozent nur auf jenes der Wespen. Die Hälfte der Betroffenen reagiert auf das Gift beider Tiere allergisch. In Österreich leben jedoch nur wenige allergierelevante Insekten, zumindest vor giftigen Ameisen ist man in Europa gefeit.

Links: