Loos-Strafakt veröffentlicht
373 Seiten dick ist der Akt - veröffentlicht wurde er nun online im Wiener Archivinformationssystem, wie das Wiener Stadt- und Landesarchiv am Dienstag per Aussendung bekanntgab. Enthalten sind neben den originalen Ermittlungsunterlagen der Polizei auch Verfügungen des Untersuchungsrichters und der Staatsanwaltschaft, Schreiben der Verteidiger und von Loos selbst, sowie anonyme Briefe an die Ermittler.

Wiener Stadt- und Landesarchiv
Der Strafakt ist nun online einsehbar
Viermonatige Gefängnisstrafe - nur bedingt
Mit den Dokumenten lässt sich der damalige Gerichtsprozess detailliert nachvollziehen. Adolf Loos stand in den Jahren 1928 und 1929 wegen Schändung und Verführung von drei minderjährigen Mädchen zur Unzucht vor Gericht. Am 1. Dezember wurde er von der Anklage wegen Schändung freigesprochen. Wegen Verführung zur Unzucht wurde er zu einer viermonatigen Gefängnisstrafe verurteilt, allerdings nur bedingt, er musste sie also nicht antreten. Im März 1932 wurde ihm die Strafe dann komplett erlassen.
Gerichtsakt in Wohnung aufgetaucht
Erst vor kurzem war in einer Privatwohnung der Gerichtsakt aufgetaucht, der als verloren gegolten hatte. Den Fall zeichnet auch das kürzlich auf Deutsch erschienene Buch „Der Fall Loos“ von Christopher Long nach - mehr dazu in Der Fall Loos (oe1.ORF.at). Am 4. September 1928 war Loos in seiner Wohnung in der Bösendorferstraße verhaftet worden, eine Frau hatte ihn angezeigt. Loos gab vor Gericht zu, drei Mädchen im Alter von acht bis zehn Jahren in seiner Wohnung gezeichnet zu haben, sie entkleidet und gebadet zu haben. Wenn er sie berührt habe, so sei das rein zufällig geschehen, erklärte er.