Ampelpärchen als Exportschlager

Die Wiener Ampelpärchen werden jetzt zum Exportschlager. München zieht jetzt nach und wird zum Christopher Street Day ähnliche Motive installieren. SPÖ-Tourismussprecher Max Unterrainer forderte Ampelpärchen für ganz Österreich.

Ursprünglich hätten die Ampelpärchen, die an 49 Wiener Ampelanlagen leuchten, schon Ende Juni abgebaut werden. Wegen des großen internationalen Echos auf die Aktion hatte Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) entschieden, sie permanent installiert zu lassen - mehr dazu in Ampelpärchen bleiben hängen.

München bekommt Ampelpärchen

Die ersten Nachahmer gibt es jetzt in München. Zum Christopher Street Day bekommt die Stadt schwule Ampelmännchen und lesbische Ampelfrauen, beschloss das Münchner Rathaus. Man nehme sich ein Beispiel an Wien, hieß es. Die speziellen Scheiben, die rund um den Christopher Street Day am 11. Juli an einzelnen Ampeln angebracht werden sollen, kosten insgesamt rund 10.000 Euro und können immer wieder verwendet werden.

„Das ist ein wichtiges Signal - im wahrsten Sinne des Wortes - gegen Homophobie und für ein buntes und vielfältiges Miteinander“, sagte SPD-Stadtrat Christian Vorländer. Die Initiative für die Aktion ging von den Grünen im Stadtrat aus.

Wien denkt über Ausweitung nach

Auch in Wien ist es denkbar, dass weitere Ampeln mit den Pärchen ausgestattet werden. Man warte die begleitende Studie ab und werde dann darüber entschieden, hieß es aus dem Büro der Verkehrsstadträtin. Auch andere Motive - etwa Rollstuhlfahrer - seien prinzipiell denkbar, so ein Sprecher von Vassilakou.

Tourismusdirektor Kettner mit verschränkten Armen

APA/Hochmuth

Norbert Kettner

„Rechnung geht in Richtung Nutzen“

Die Diskussionen über die Ampelpärchen waren heftig. Für die einen sind sie ein Symbol der Toleranz und Weltoffenheit, für die anderen Verschwendung von Steuergeld. Das sei nicht der Fall, sagt Wien-Tourismus-Direktor Norbert Kettner: „Es werden nicht die Massen nach Wien kommen, um diese Ampelpärchen anzusehen. Ich glaube aber schon, dass jemand, wenn er nach Wien kommt und davon gehört hat, schauen wird, wo diese Ampelpärchen sind. Ob er aktiv auf Suche geht, sei dahingestellt.“ Kettner freut sich jedenfalls sehr über die Aktion. „Es ist eine Facette zum Image der Stadt, die ich sehr positiv und sympathisch finde. Die Kosten-Nutzen-Rechnung geht sehr stark in Richtung Nutzen, wenn man sich das internationale Echo anschaut.“

Der Werbegag sorgte für Hunderte Medienberichte auf der ganzen Welt. Mittlerweile sind die Ampelpärchen ein beliebtes Fotomotiv bei Touristen. Eine professionelle Vermarktung ist aber noch nicht angedacht, sagt Kettner. „Man muss jetzt abwarten, wie lange das anhält. Ich finde das sehr positiv, wenn das eine normale Angelegenheit im Stadtbild von Wien wird. Ob man daraus noch ein Produkt gestalten muss, wird die Zeit zeigen.“

Kettner sieht in den Ampelpärchen neben dem Signal der Toleranz auch eine andere Botschaft. „Wir haben weltweit Aufsehen erregt, in dem Sinne, da ist etwas übersehen worden, dass wir mit Augenzwinkern mit ernsten Themen umgehen können. Die Botschaft ist, dass wir Sinn für Humor haben. Ich sehe nicht diese Bedeutungsschwere darin.“

SPÖ für österreichweite Ampelpärchen

20.000 Menschen sprachen sich auf Facebook dafür aus, die Ampeln beizubehalten. SPÖ-Tourismussprecher Max Unterrainer ging am Dienstag noch einen Schritt weiter. Er forderte in einer Aussendung, dass die Ampeln in ganz Österreich installiert werden. „Die Kosten von 1.285 Euro pro Ampel sind dabei absolut vertretbar. Möglichkeiten gebe es etwa auch in Skigebieten, wo an sehr stark frequentierten Pisten eine Ampelbeleuchtung auch aus Sicherheitsgründen überlegt werden sollte“, sagt Unterrainer.

Die Wiener FPÖ zeigte sich von der Entscheidung von Vassilakou hingegen wenig begeistert: Nachdem als Begründung für die „satte 63.000 Euro teuren Homo-Ampeln“ zunächst mit der Verkehrssicherheit argumentiert worden sei, sei nun plötzlich die internationale Resonanz Anlass für die Beibehaltung, wunderte sich der blaue Verkehrssprecher Toni Mahdalik - der „Verlogenheit“ und „grüne Klientelbetreuung“ ortete.

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