Forschung: Van der Bellen für Cluster

Für eine Förderung von Forschungs-Clustern hat sich am Dienstag Alexander Van der Bellen ausgesprochen. Kritisch sah er dagegen Forschung und Entwicklung in Stadterweiterungsgebieten wie der Seestadt Aspern.

Der Uni-Beauftragte des Rathauses sieht die Stadtplanung bei der Förderung von funktionierenden Forschungs-Grätzel gefordert, seine Wünsche teilte er anlässlich einer Studienpräsentation am Dienstag mit. Die gut 120 Seiten starke Publikation des Instituts für Stadt- und Regionalforschung mit dem Titel „Local Buzz in der Wiener Forschung“ kommt zum Schluss, dass der hiesige F&E-Bereich (Forschung und Entwicklung) durch starke räumliche Konzentration geprägt ist - vorrangig im Umkreis der City.

So gruppieren sich Forschungseinrichtungen und Firmen aus dem IKT-Sektor (Informations-und Kommunikationstechnologie) vorrangig um den „Gravitationskern“ Technische Universität, wie Studienautor Robert Musil ausführte. Die Gründe dafür sind relativ banal. So siedeln sich IKT-Unternehmen gern in der Nähe von TU-Instituten an, da ihre Mitarbeiter häufig auch in der Lehre tätig sind. Außerdem eignet sich räumliche Nähe besser zum Netzwerken. „Die Stadtplanung sollte diesen Prozess fördern“, schlug Van der Bellen vor.

Life Sciences in vier Stadtteilen

Für Van der Bellen könnten etwa ungenutzte Gebäude gezielt Branchenunternehmen bzw. Start-ups zu günstigen Preisen in Form von Zwischennutzung überlassen werden. Ein Hebel dafür könnte mitunter die projektierte Leerstandsagentur sein, deren Start für 2016 avisiert wurde. Als „idealen“ IKT-Standort sieht der Uni-Beauftragte auch das ORF-Radiokulturhaus in der Argentinierstraße, sollte dieses doch in seiner jetzigen Funktion aufgelassen werden.

Schwieriger sei der stadtplanerische Umgang mit den Life Sciences. Hier verteilen sich die Cluster gleich auf vier Stadtteile, so Musil: auf das Areal um die Med-Uni bzw. das AKH, das Vienna Biocenter St. Marx, die Muthgasse in Döbling und die Veterinärmedizinische Universität in Floridsdorf. Um Doppelgleisigkeiten beispielsweise in Sachen kostenintensiver Infrastruktur zu vermeiden, könnte man standortspezifische Spezialisierungen forcieren. „Das kann die Stadtplanung wenig beeinflussen, das muss von den Forschungseinrichtungen selbst kommen“, räumte Van der Bellen ein.

Laut Musil, der mit Co-Autor Jakob Eder rund 1.360 F&E-Einheiten unter die Lupe genommen hat, haben vor allem die kleinen und mittleren F&E-Unternehmen in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen - vorrangig dank prosperierender Start-up-Kultur. Gleichzeitig hätten große Einrichtungen ihre Forschungsausgaben im Zuge der Wirtschaftskrise zurückgefahren.

Van der Bellen gegen Absiedlung an Stadtrand

Van der Bellen ließ auch das größte Stadterweiterungsgebiet Aspern nicht unerwähnt. Wie man damit in Bezug auf F&E umgehe, sei „nicht einfach“. Einfach Cluster an den Stadtrand abzusiedeln, sei jedenfalls nicht empfehlenswert: „Das wird nicht angenommen.“ Zudem sei die relativ zentrale Lage der Wissenschaftseinrichtungen in der Bundeshauptstadt ein wesentlicher Standortvorteil im Vergleich etwa zu einigen deutschen Städten, wo in den 1960er- und 1970er-Jahren Unis am Stadtrand hochgezogen und somit vom Stadtleben so gut wie isoliert wurden.

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