Freispruch im Prozess nach Bauchstich

Mit einem Freispruch ist am Straflandesgericht der Prozess um einen beinahe tödlichen Bauchstich in Wien-Favoriten zu Ende gegangen. Für die Geschworenen hat der 28-jährige Angeklagte aus Notwehr gehandelt.

Der Prozess war von Anfang an in der Kategorie „ungewöhnlich“ einzuordnen. So hatte beim Prozessauftakt im Februar der Richter ironisch gemeint: „Jeder Zeuge eine eigene Version“. Zuguter letzt hat heute die Staatsanwältin eingeräumt, dass sie erst im Zuge des Prozesses den vermutlich tatsächlichen Ablauf erfahren habe und mit heutigem Wissen nie eine Anklage auf Mordversuch erhoben hätte. Auch für sie sei es Notwehr - ihr Plädoyer klang mehr wie das einer Verteidigerin denn einer Staatsanwältin.

Die Geschworenen folgten auch ihrer Aufforderung und sprachen den Angeklagten rechtskräftig frei.

Opfer nach Bauchstich in Lebensgefahr

Anlass für die Messerstecherei war ein Streit um die Freundin des Angeklagten. Das 28-jährige spätere Opfer wollte den 24-jährigen mit einem Messer attackieren. Das Messer fiel ihm aus der Hand, worauf der heute Angeklagte das Messer nahm und den Mann mit einem Bauchstich lebensgefährlich verletzte. Beim Prozess sollte endgültig aufgeklärt werden, was am Abend des 2. April 2014 tatsächlich geschah.

Den Streit zwischen dem in Casablanca geborenen 28-Jährigen und seinem ebenfalls aus Nordafrika stammenden Opfer (24) hatte offenbar letzterer begonnen. Er hatte behauptet, die Freundin des Angeklagten würde „mit jedem schlafen“. Im Zuge der Rauferei stach der Ältere mit einem Messer zu, nach seiner Darstellung ein unglückliches Versehen und zudem Notwehr - mehr dazu in Messerstich in der Pizzeria „Camorra“

Ein Mordversuch war deswegen angeklagt, weil der 28-Jährige vor dem Messerstich angeblich „Stirb, Du Hurensohn!“ gerufen haben soll. Nach der Tat flüchtete der Verdächtige nach Mailand, wo er festgenommen wurde - mehr dazu in „Camorra“-Messerstecher in Italien festgenommen. Sein Opfer brach vor dem Lokal zusammen und wurde notoperiert.