Schießerei: Komplize hat sich gestellt

Einer der beiden Männer, die in Verdacht stehen, am Sonntag in Rudolfsheim-Fünfhaus einen Mann getötet und zwei weitere Menschen verletzt zu haben, hat sich der Polizei gestellt. Der mutmaßliche Schütze ist weiter auf der Flucht.

Donnerstagmittag stellte sich ein 30-jähriger Mann, der ursprünglich aus dem Kosovo stammt und seit Jahren in Wien lebt, im Beisein seines Anwalts bei der Polizei. Er sagte nur das, was man ihm nachweisen kann - nämlich, dass er mit dem 24-Jährigen unterwegs gewesen sei und dass es einen Streit gegeben habe. Er habe aber nichts von der Pistole und von den Absichten des mutmaßlichen Schützen gewusst.

Anzeige auf freiem Fuß

Man habe das Brüderpaar - die späteren Opfer - nur zufällig beim Urban-Loritz-Platz getroffen, sagte der 30-Jährige. „Mein Mandant hat versucht, den Streit zu schlichten und kalmierend einzugreifen“, sagte sein Verteidiger Timo Gerersdorfer gegenüber wien.ORF.at. Das Überwachungsvideo aus der Straßenbahn würde das belegen.

Die Polizei konnte dem Mann am Donnerstag jedenfalls nicht nachweisen, dass er von den Schüssen gewusst oder sie sogar mitgeplant hatte. Daher ordnete die Staatsanwaltschaft an, dass er auf freiem Fuß angezeigt wird. „Er wird zwar noch als Beschuldigter geführt, aber es geht schon in Richtung Zeuge“, sagte der Anwalt Gerersdorfer. Der mutmaßliche Komplize wohnt seit mehreren Jahren in Wien und betreibt eine Baufirma. Er ist bisher nicht straffällig geworden, den mutmaßlichen Schützen habe er nur flüchtig gekannt.

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LPD Wien

Nach dem mutmaßlichen Schützen wird weiterhin gesucht

Zuvor hatte die Polizei bekanntgegeben, die Identität der beiden Männer zu kennen. Sie wurden mit einem europäischen Haftbefehl gesucht. Nach dem mutmaßlichen Täter wird weiterhin intensiv gefahndet. Laut Polizei besteht gegen den 24-Jährigen auch ein Haftbefehl aus Albanien wegen eines „Kapitalverbrechens“. Dabei dürfte es sich ebenfalls um eine Schussattacke handeln. „Ob der Mann wieder in Albanien ist oder nicht, wäre reine Spekulation“, sagte Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Die Polizei kenne nun aber seinen Namen.

Zu den Schüssen war es am Sonntagabend bei der Station Johnstraße der Straßenbahnlinie 49 gekommen. Dabei kam ein 28-Jähriger ums Leben. Sein 25-jähriger Bruder wurde ebenso verletzt wie eine unbeteiligte 19-Jährige, die auf die Straßenbahn wartete.

Familienfehde als Motiv?

Der 25-Jährige gab an, dass zwischen den Familien ein jahrelanger Zwist herrscht, zur Aussprache habe man sich gezielt bei der Straßenbahnstation auf dem Urban-Loritz-Platz getroffen und sei gemeinsam in die Linie 49 eingestiegen - mehr dazu in Familienfehde als Motiv für Schüsse. Dem widersprach jedoch der mutmaßliche Komplize. Dessen Aussagen zufolge trafen sich der Schütze und die beiden Opfer zufällig. Er habe auch nicht gewusst, dass der 24-jährige Schütze bewaffnet war.

Als die Straßenbahn in die Haltestelle Johnstraße einfuhr, wollten die Brüder die Straßenbahn verlassen. Plötzlich zog einer der im Zug verbliebenen Männer eine Schusswaffe und gab mehrere Schüsse auf seine Kontrahenten ab - mehr dazu in Schießerei in Bim: Fahndung läuft. Nach der Tat flüchteten die beiden Männer zu Fuß vom Tatort stadteinwärts. Ihre Spur verlor sich in der Pilgerimgasse.