Karl Wlaschek verstorben

Billa-Gründer Karl Wlaschek ist im Alter von 97 Jahren verstorben, berichtet der „Standard“ (Onlineausgabe). Wlaschek zählte zu den reichsten Österreichern, die von ihm gegründete Handelskette Billa hatte er 1996 verkauft.

Laut „Standard“ verstarb Wlaschek am Sonntag in Graz. Der am 4. August 1917 in Wien geborene Wlaschek hatte in den 1950er Jahren mit dem Aufbau einer Parfümeriekette begonnen, aus dieser entwickelte er den Handelskonzern Billa. Umgerechnet rund 1,1 Milliarden Euro soll er Mitte der 1990er Jahre beim Verkauf von Billa verdient haben.

Laut dem US-Magazin „Forbes“ belief sich Wlascheks Vermögen 2014 auf 4,2 Mrd. US-Dollar (3,83 Mrd. Euro). Damit lag er weltweit auf Platz 393 der vermögendsten Menschen. Nur zwei Österreicher waren noch reicher als Wlaschek: Dietrich Mateschitz (Red Bull) mit 10,8 und Johann Graf (Novomatic) mit 6,6 Mrd. US-Dollar.

Wlaschek

APA/Raunig

Karl Wlaschek als Barpianist

Start mit Parfum zum Diskontpreis

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Wlaschek unter dem Pseudonym „Charly Walker“ als Barpianist und Bandleader. 1953 eröffnete er in Wien-Margareten eine Parfümerie, in der er Markenartikel zu Diskontpreisen anbot. Dieses Konzept übertrug er auf den Lebensmittelhandel.

Damit war der Grundstein für die Handelsgruppe Warenhandel Karl Wlaschek (WKW) gelegt, die 1960 bereits 45 Filialen umfasste. 1961 folgte deren Umbenennung in „Billa“ (für „Billiger Laden“). Es folgte die BML-Kette (Billa, Merkur, Libro), die er 1996 für 1,1 Milliarden Euro an die REWE-Gruppe verkaufte. Damals gehörten zu seinem Handelsimperium 1.340 Filialen und 18.000 Mitarbeiter. Zu den oben genannten Konzernen gesellten sich noch die Parfümeriekette Bipa sowie weitere Billa-Töchter in Deutschland, Italien, Polen, Tschechien und Ungarn.

Wlaschek

pressefotos.at/Stephan Helmreich

Bei der Präsentation seiner Biografie

Unbemerkt an der Wursttheke

Den Erfolg seines Konzerns erklärte Wlaschek damit, dass er nicht nur das Konsumverhalten, sondern auch die einzelnen Bevölkerungsgruppen Österreichs mit seinem Angestelltenstab nachstellte: Alte und Junge, Männer und Frauen sind gleichermaßen repräsentiert.

Karl Wlaschek im Jahr 2004

APA/Roland Schlager

Karl Wlaschek bei einer Ehrung 2004

Als Qualitätstester war Wlaschek gefürchtet, wenn er sich unbemerkt in die Schlange an der Wursttheke einreihte. Lieferanten waren ebenso von seinem Wohlwollen abhängig: Sollte ihm ein Produkt im Sortiment missfallen, wurde es sofort eingestellt.

Fünfte Ehe im Alter von 94 Jahren

In den vergangenen Jahren machte Wlaschek durch Immobilienkäufe von sich reden. Ihm gehörten unter anderem acht herrschaftliche Palais (darunter Kinsky, Ferstel, Harrach) in der Wiener Innenstadt sowie die Bürotürme Andromeda-Tower und Ares Tower als Teil der Donau City und die Wiener Börse, ebenso wie das Schlosshotel in Velden. Er war einer der größten privaten „Hausherren“ des Landes - in Summe nannte er rund 250 Gebäude in Österreich sein Eigen.

Neben seinen Immobilieninvestitionen sorgte Wlaschek auch durch Eheschließungen für Gesprächsstoff. Im Jahr 2012 heiratete er im Alter von 94 Jahren zum fünften Mal. Davor gab es drei Scheidungen, einmal war er verwitwet. „Beim G’schäft bin i guat, bei de Weiber bin i a Depp“, lautete ein legendärer Ausspruch Wlascheks.

Kronprinz für das Wlaschek-Vermögen ist der 40-jährige Sohn aus Wlascheks zweiter Ehe, Karl Philipp, der seit Jahren wichtige Positionen im Firmen-Imperium innehat. Als weitere Begünstigte der Stiftungen galten nach früheren Berichten Maria-Luise Bittner, Wlascheks Tochter aus erster Ehe, sowie Stieftochter Claudia Hönigsberger, deren Mutter Karin, die vierte Ehefrau des Milliardärs, im Herbst 2003 verstorben ist.

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