Jedes dritte Start-up scheitert

Sein eigener Chef sein und dabei noch reich werden: Klingt in der Theorie gut, der Weg dorthin ist aber mit viel Arbeit verbunden. Jedes dritte Start-up scheitert, zeigt die Statistik. Erfahrungsaustausch gibt es beim „Tag der Wiener Start-up-Szene“.

Katharina Klausberger hat es geschafft. Sie gründete vor drei Jahren die Flohmarkt-App Shpock. Über acht Millionen User haben die App bereits heruntergeladen. Mittlerweile beschäftigt die Unternehmerin 40 Mitarbeiter. Es gab nicht immer nur gute Zeiten für die Gründerin. „Wir vergleichen so ein Start-up-Dasein immer mit einer Achterbahnfahrt. Es gibt immer Hochs und Tiefs, meistens in der gleichen Woche“, sagt Klausberger in der Ö1-Sendung „Saldo“.

Mit Flohmarkt-App unter die Top 100

In Österreich und Deutschland ist die App nach eigener Angabe Marktführer, in Großbritannien ist sie auf dem Weg dorthin. Vor zwei Jahren ist ein norwegischer Medienkonzern mit einigen Millionen Euro in die Firma eingestiegen. Shpock wurde vom Wirtschaftsmagazin Trend unter die Top 100 Start-up-Unternehmen Österreichs gewählt.

Sendungshinweis:

Das Ö1-Wirtschaftsmagazin „Saldo“ beleuchtete am Freitag um 9.45 Uhr in der Sendung „Land der Gründer, zukunftsreich?“ den schwierigen Weg der Start-up-Szene.

Klausberger ist ein Positivbeispiel, immer mehr Menschen möchten ihre eigene Firma gründen. Die Start-up-Szene boomt. Coworking Spaces und „Hubs“ werden immer mehr in Wien. Bald soll es einen eigenen Campus für Start-ups geben. Seit einigen Jahren gibt es das Pioneers-Festival in der Hofburg, dort treffen Start-ups und Investoren aufeinander- mehr dazu in: Pioneers-Festival: Start-up-Szene in der Hofburg

Gründer stehen vor Roboter

Pioneers Festival

Pioneers-Festival in der Hofburg

„Wien steht im Vergleich zu Berlin gut da“

Die Gründerzahlen bleiben seit Jahren stabil. In Österreich werden pro Jahr über 30.000 Unternehmen gegründet. 2013 waren es in Wien 8.400 Neugründungen, wovon 640 Start-ups waren. Von den gegründeten Start-ups finden sich etwa 70 Prozent in Wien wieder, wie eine von PGM research consulting durchgeführte Studie zeigt. „Bei den Gründungszahlen hat Österreich nach wie vor Nachholbedarf. Allerdings steht Wien, was die Zahl der gegründeten Start-ups betrifft, im Vergleich zu Berlin gut da. Wien setzt international deutliche Duftmarken und muss sich nicht verstecken," sagt Uschi Kainz von der Wirtschaftsagentur Wien, dem Ansprechpartner für Start-ups.

Es würden sich immer mehr internationale Start-ups in Wien ansiedeln. Im Jahr 2014 lag der Rekord bei 160 Unternehmen, die nach Wien zogen, davon waren in etwa 60 Start-ups. Auch in der Politik tut sich etwas, die Hürden beim Crowdfunding sollen abgebaut werden.

Gruppenbild

Wirtschaftsagentur Wien/Doron Nadav

Am Donnerstag wurden die Wiener Start-up-Awards vergeben

„In der Praxis ist es Blut, Schweiß und Tränen“

Das ist die eine Seite, laut Statistik überstehen aber 30 Prozent der Gründer die ersten drei Jahre nicht. Unternehmensgründer Johannes Höfler zufolge scheitern in Wahrheit weit mehr. "Auf einer Bühne wird ein Gründer schnell einmal zum Rockstar stilisiert. Das ist dann cool und lässig, aber in der Praxis ist es eher Blut, Schweiß und Tränen, “ sagt Höfler.

Er hat bereits drei erfolgreiche Firmen gegründet. Trotzdem warnt der 32-Jährige Jungunternehmer vor der Idealisierung des Start-up-Gründens. Harte Arbeit, finanzielle Engpässe und das Verdauen von Rückschlägen, das kennen Gründer wie Höfler zur Genüge, ebenso wie die Freude, wenn die eigene Idee umgesetzt wird, das Produkt stimmt und seinen Markt findet. "Das ist der einzige Weg, den ein junger Mensch heute gehen kann, wo er auf Gold stoßen und auch total scheitern kann,“ weiß Höfler aus Erfahrung.

Kata Klementz vom Loffice Wien

ORF

Co-Working Spaces werden immer beliebter

Tag der Wiener Start-up Szene

Am Freitag findet „Gründen in Wien – der Tag der Wiener Start-up-Szene" zum zweiten Mal statt. Die Wiener Gründerszene zeigt dabei, wie Ideen erfolgreich realisiert werden können. Neulinge bekommen unter anderem einen Einblick, wie das Arbeiten in Coworking Spaces aussieht und wo sie die beste Unterstützung für die eigenen Geschäftsideen bekommen. Personen, die ein Start-up gründen möchten, können ihre Ideen vor Experten präsentieren und Fragen stellen.

Der Karlsplatz und das Musemsquartier werden am Freitag zur Bühne für Menschen mit innovativen, unternehmerischen Ideen. Es wird Networking-Veranstaltungen und Speedatings mit Experten, Workshop und Talks zu verschiedenen Themen rund ums Gründen in Wien geben. Bei der „Pitching Session“ im Museumsquartier zeigen Studierende ihre Start-up-Idee vor einer hochkarätigen Jury.

Am Donnerstagabend wurden die Wiener Start-up-Awards in vier Kategorien vergeben. Insgesamt wurden 180 Einreichungen verzeichnet. Die Preise gingen an Crystalline Mirror Solutions (CMS), TourRadar, Ruffboards und Robo.

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