Drittel der Homosexuellen erlebt Diskriminierung

Wer in Wien offen homosexuell lebt, muss immer noch mit Diskriminierungen und Übergriffen rechnen: Das zeigt eine aktuelle Studie der Stadt Wien zur Situation von Menschen mit queeren Lebensmodellen.

So gaben knapp 28 Prozent an, im vergangenen Jahr diskriminiert worden zu sein, ein Viertel davon war sogar körperlicher Gewalt ausgesetzt. Die Stadt startet daher eine Sensibilisierungskampagne. „Es braucht einen Klimawandel in den Öffis, am Arbeitsplatz oder in der Uni“, betonte Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.

„Wir wollen die Menschen motivieren, Haltung zu zeigen. Wir müssen weiter für Akzeptanz kämpfen, Toleranz ist zu wenig“, meinte sie weiter. Übergriffe dürften nicht länger ignoriert oder toleriert werden. Dazu soll unter anderem eine Inserat- und Plakatkampagne mit unterschiedlichen Sujets sorgen.

Nur ein Drittel outet sich in Schule oder Ausbildung

Denn mehr als die Hälfte der Teilnehmer mit Diskriminierungserfahrung gab an, dass sie im vergangenen Jahr öfter als zweimal lächerlich gemacht oder beschimpft wurden. Täter seien dabei meist Gruppen von Jugendlichen oder fanatische bzw. extremistische Gruppen aber auch Schul- und Arbeitskollegen oder Vorgesetzte.

Grundsätzlich habe die Studie jedoch gezeigt, dass sich die Mehrheit der 3.161 online Befragten in ihrem Grätzel und ihrer Umgebung sicher fühle, allerdings mache unter anderem häufig der Arbeitsplatz oder die Ausbildung Probleme. Fast die Hälfte der Teilnehmer gab an, am Arbeitsplatz nicht vollständig geoutet zu sein. Nur gut 30 Prozent haben ihr Umfeld in Schule und Ausbildung über ihre sexuelle Orientierung informiert.

Netzwerk für Gemeindebedienstete

„Es herrscht eine sehr hohe Angst vor Diskriminierung, leider nicht unberechtigt“, erklärte Frauenberger. Denn 14 Prozent gaben an, schon einmal diskriminiert worden zu sein. Zudem befürchteten viele Teilnehmer negative Konsequenzen für ihre Karriere. Das habe nicht nur persönliche Konsequenzen, sondern auch dienstrechtliche Nachteile: Denn wenn der Dienstgeber nicht wüsste, dass man sich in einer Partnerschaft befinde, könne man etwa auch keinen Anspruch auf Pflegeurlaub geltend machen, so die Stadträtin.

Sie sieht daher Handlungsbedarf in Ausbildung und Schulen sowie in der Arbeitswelt. Als erster Schritt soll für die Gemeindebediensteten der Stadt Wien ein eigenes Mitarbeiternetzwerk gegründet werden, in dem sich Angestellte mit queeren Lebensmodellen organisieren können. Schon jetzt sieht die Lehrlingsausbildung der Stadt einen verpflichtenden Diversity-Tag vor.

Gutes Zeugnis für Lebensqualität in Wien

Auch Wolfgang Wilhelm von der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt) erklärte das zu einem Schwerpunkt: Künftig wolle man unter anderem bei der Ausbildung von Kindergartenpädagogen mitwirken. Weitere Themen für die Zukunft seien etwa die verstärkte Aufklärung in Schulen sowie mehr Angebote für LGBTI (Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Intersexuelle) im Alter zu schaffen.

Dem Leben in Wien stellten die Befragten ein gutes Zeugnis aus: Hohe Zufriedenheit wurde vor allem beim LGBTI-Kulturangebot, bei Sicherheit im öffentlichen Raum und Community-Einrichtungen konstatiert. Unzufrieden waren die Teilnehmer dagegen mit den Möglichkeiten bei der Gründung einer Regenbogenfamilie und den Bedingungen der Verpartnerung. Das führt Frauenberger vor allem auf die Verpartnerung als „Ehe zweiter Klasse“ sowie Folgediskriminierungen zurück: „Die Ehe muss endlich geöffnet werden“, wiederholte sie ihre Forderung.

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