KH Nord um 95 Mio. Euro teurer

Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) geht von einer Fertigstellung des Krankenhauses Nord im Jahr 2017 aus. Der Bau wird um etwa 95 Mio. teurer als geplant, eine Klage wegen fehlerhafter Statikberechnungen wurde eingereicht.

„Circa die Hälfte der Mehrkosten können wir direkt einem Verursacher zuordnen. Daher gehen wir davon aus, dass sie durch Schadenersatzansprüche und Versicherung an den KAV zurückfließen“, erklärte Thomas Balazs, stellvertretender Generaldirektor des KAV, am Dienstag bei einem Pressegespräch. Bisher habe man bereits zwölf Versicherungsmeldungen sowie eine Feststellungsklage gegen die Firma, die fehlerhafte Statikberechnungen angestellt hat, eingereicht.

Zuletzt war man von einer Kostensteigerung von lediglich bis zu fünf Prozent ausgegangen. Ursprünglich waren für das Riesenprojekt 954 Millionen Euro veranschlagt gewesen - mit Mehrkosten von zehn Prozent kommt der Gesamtbetrag nun auf 1,049 Milliarden Euro.

Clearing-Verfahren bis Sommer fertig

„Die Verzögerungen liegen nicht in der Verantwortung des KAV“, betonte Balazs. Man habe umgehend darauf reagiert und die Bauherrenrolle des KAV sowie das Controlling verstärkt, erklärte er. Mit weiteren Mehrkosten rechne er derzeit nicht. „Die gesamten Auswirkungen werden wir aber erst bei der Schlussrechnung sehen“, so der stellvertretende KAV-Chef. Zudem könne auf so einer riesigen Baustelle „immer etwas passieren“.

Derzeit läuft auch das Clearing-Verfahren mit den Firmen, die für den Einbau der Haustechnik verantwortlich sind. Es soll im Sommer abgeschlossen sein und nicht nur den endgültigen Schaden beziffern, den die Haustechnikfirmen aufgrund der Verzögerungen geltend machen, sondern auch einen neuen verbindlichen Zeitplan fixieren. Die Gespräche liefen gut, bestätigte auch ein Sprecher des Haustechnikkonsortiums.

Momentan wird an Fassade und Innenausbau sowie Haustechnik gearbeitet, erklärte Balazs. Die Fassade soll noch dieses Jahr fertig werden. Immer wieder kolportierte Gerüchte, es gebe weitere Probleme auf der Riesenbaustelle - etwa Risse im Fundament - wiesen KAV-Vertreter und Architekt Albert Wimmer zurück.

Täglich bis zu 700 Arbeiter

Derzeit wird an Fassade und Innenausbau gearbeitet, 500 bis 700 Arbeiter sind täglich auf der Baustelle. Beispielsweise ist die „Piazza“, die den Eingangsbereich vor dem Spital bildet, schon zu erkennen. Sie ist nicht nur mit schirmartigen Gebilden ausgestattet, die für den Wetterschutz sorgen, sondern wird auch noch mit Bäumen bepflanzt.

All das ist ebenso wie lichtdurchflutete Räume, große Ein- und Zweibettzimmer mit Sitzgelegenheiten an den tiefen Fenstern, kurzen Wege sowie die Gartenanlage Teil des Konzepts „Wohlfühlspital“, wie Architekt Wimmer schilderte. Spatenstich für das Projekt war im Sommer 2012, Dachgleiche feierte man 2014 - mehr dazu in Dachgleiche des KH Nord gefeiert (wien.ORF.at; 12.6.2014).

Nistkästen für Falken und Schwalben

Auch auf der Baustelle wird auf Naturverträglichkeit geachtet - so sind auf dem Gelände verteilt etwa 50 Nistkästen für Turmfalken, Schwalben, Mauersegler oder Fledermäuse angebracht, die hier ihren Lebensraum haben.

Auch die Bäume, die am früheren ÖBB-Gelände standen, müssen nach Abschluss der Bauarbeiten wieder ersetzt werden. Deshalb bekommt das Krankenhaus auch ein „waldähnliches Habitat“. Auch der Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach, die Hochparkgarage und vor allem der Bauteil Mars, der später Ordinationen von niedergelassenen Ärzten beherbergen wird, haben schon konkrete Züge angenommen.

Das Krankenhaus Nord wird zudem ein Ausbildungszentrum und Hörsäle beherbergen. 2.500 Menschen werden hier künftig arbeiten, derzeit rechnet man mit 250.000 Ambulanzbesuchen, 46.000 stationären Aufnahmen bzw. 17.000 Eingriffen im Jahr. 785 Betten stehen zur Verfügung. Das Grundstück ist 111.000 Quadratmeter groß und derzeit zu gut 40 Prozent verbaut - es gibt also auch Platz für mögliche Erweiterungen.

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