Ende für Netzbetten in Wiener Spitälern

Mit dem heutigen Tag gibt es in Wien keine Netzbetten mehr, sie wurden verschrottet. Als Alternative gibt es in den Spitälern nun Sensormatratzen und Niederflurbetten. Um mehr Personal in Psychiatrieabteilungen kümmert sich eine Arbeitsgruppe.

Die Abschaffung der Netzbetten war die letzte Tat von Alois Stöger (SPÖ) als Gesundheitsminister. Am Tag, an dem er ins Infrastrukturministerium wechselte, wurde bekannt, dass er per Erlass ein Netzbettenverbot verfügte - mehr dazu in Psychiatrie: Ministerium verbietet Netzbetten (wien.ORF.at; 1.9.2014).

Netzbett in Wien

APA/Herbert Pfarrhofer

Die Netzbetten in Wiener Spitälern wurden verschrottet

Wie vorgesehen werde es spätestens mit dem heutigen Tag umgesetzt, bestätigte Primar Peter Langer vom Otto-Wagner-Spital, Österreichs größter Psychiatrie, im Ö1-Morgenjournal: „Es ist im gesamten Otto-Wagner-Spital mit dem heutigen Tag kein einziges Netzbett mehr vorhanden. Sie wurden mit Lkws abtransportiert und werden vernichtet.“

Fixierung bei Ende der Netzbetten rückgängig

Österreich mit Wien und der Steiermark war neben Tschechien und der Slowakei das letzte Land, in dem Netzbetten zuletzt noch eingesetzt wurden. Volksanwaltschaft und Anti-Folter-Komitee des Europarats hatten das scharf kritisiert. Wenn psychisch Kranke in käfigartigen Betten gefangen seien, sei das entwürdigend und für Verwandte ein schrecklicher Anblick.

Wiener Psychiater hatten jahrelang argumentiert, die Alternative wäre, dass Patienten im Bett vermehrt angebunden oder angegurtet werden. „Wir haben in anderen Spitälern in Österreich die Erfahrung gemacht, dass mit dem Ende der Netzbetten auch die Fixierung zurückgegangen ist“, meinte dagegen Patientenanwalt Bernhard Rappert im Ö1-Morgenjournal.

Offenbar wurden in Wien auch zahlreiche Alternativen angeschafft, insbesondere für betagte und demente Patienten. Primar Langer verwies etwa auf Niederflurbetten, „damit kann das Bett niedrig gehalten werden, und ein eventueller Sturz verläuft glimpflich. Es gibt Sensormatratzen, die ein Signal an das Pflegepersonal schicken.“

Kontrollen der Volksanwaltschaft

Zum Umgang mit aggressiven Patienten verwies Langer auf „Ausbildungen im Deeskalationsmanagement, damit Situationen, die mit Tätlichkeit verbunden sein könnten, verhindert werden“. Patientenanwaltschaft und Volksanwaltschaft werden kontrollieren, ob dennoch mehr Patienten angegurtet werden.

Ernst Berger, Vorsitzender der Menschenrechtskommission, wünscht sich auch „personelle Maßnahmen, weil wir von Besuchen wissen, dass dort, wo die intensivere Betreuung für die Patienten besteht, freiheitsbeschränkende Maßnahmen seltener angewandt werden“. Laut Primar Langer arbeitet eine Arbeitsgruppe an einer freilich mit Kosten verbundenen Aufstockung des Psychiatriepersonals. Umgesetzt sind diese Maßnahmen noch nicht.

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