Steinhof-Initiative: „Versagen der Stadtplanung“

Eine Bürgerinitiative hat am Montag erneut vor der Verbauung der Steinhof-Gründe gewarnt und ein Gesamtkonzept gefordert. Verkehrsexperte Hermann Knoflacher sprach von einem „Versagen der Stadtplanung“.

Die Wiener Steinhof-Gründe sorgen erneut für Sorgenfalten bei jenen Aktivisten, die für den Erhalt des Ensembles kämpfen. Dem Areal, auf dem sich auch das denkmalgeschützte Otto-Wagner-Spital und die berühmte Jugendstilkirche befinden, drohe weiterhin die Verbauung, versicherten sie am Montag.

Gesamtkonzept für Areal fehlt

Urgiert wurde ein Nutzungskonzept für das gesamte Gelände. „Das ist ein Gebiet so groß wie der 8. Bezirk. Da muss ein Gesamtkonzept erstellt werden, sonst greifen sich die Investoren die Gustostückerl heraus, und der Rest verfällt“, warnte der Sprecher der Steinhof-Initiative, Wolfgang Veit. Die Frage der Nachnutzung stelle sich, weil sich der Krankenanstaltenverbund (KAV) in den kommenden Jahren von dort zurückziehen werde.

Schon 2013 hatte eine Expertenkommission Ratschläge für die Entwicklung der Steinhof-Gründe präsentiert, wobei aus dem Rathaus anschließend das Versprechen gekommen war, dass man sich daran halten werde. Die Experten beschäftigten sich auch mit der Entwicklung des Ostareals, wo auf einigen Baufeldern die Errichtung von Wohneinheiten als möglich erachtet wurde - mehr dazu in Steinhof: Erste Wohnungen bis 2017.

Wiese und Wald vor Patho

BI "Steinhof erhalten"

Pläne vor Umsetzung

Die Umsetzung entsprechender Pläne stünde nun bevor, hieß es am Montag. Eine Verbauung ohne Vorlage eines Konzepts sei aber problematisch. Wohnungen würden die Chancen für das Gesamtareal schmälern. Ein nachhaltiger Umgang mit dem Ensemble sei dann kaum mehr möglich. Mögliche andere Nutzungen zu einem späteren Zeitpunkt würden dadurch verhindert, Baulandreserven verbraucht und Grünraum vernichtet werden. Verlangt wurde aus diesem Grund eine Prüfung der Kompatibilität von Neubauten mit den „außergewöhnlichen Status“ der Gesamtanlage.

Angst vor Zerstörung von Grünraum

Prominente Unterstützung kam am Montag unter anderem vom Stadtplanungs- und Verkehrsexperten Hermann Knoflacher. Er sprach von einem „klaren Versagen“ der Stadtplanung. An die Steinhof-Gründe dürfen man nur dann Hand anlegen, wenn man sonst nirgends mehr Wohnungen bauen könne: „Man sollte dieses Juwel erhalten.“ Für Wohnbebauung gebe es - etwa in der Seestadt Aspern - noch genug freie Flächen, zeigte er sich überzeugt.

Auch der Biologe Bernd Lötsch verwies auf die Bedeutung der Grünräume für die Stadt. Und er stellte auch die Absiedelung des Spitals in Frage. Dieses solle bleiben, das sei auch der Wunsch vieler Ärzte dort, berichtete Lötsch - mehr dazu in Steinhof: Bäume könnten gefällt werden (wien.ORF.at; 16.6.2015).

Gesamtkonzept werde entwickelt

Aus dem Büro der Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) heißt es dazu, dass das Gesamtkonzept derzeit entwickelt werde. Den Vorwurf mangelnder Transparenz weist man dort zurück.

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