Securitys mit Pistolen im Einsatz

Nicht die Polizei, sondern vor allem private Sicherheitsfirmen bewachen Juweliere, Banken und Geldtransporte in Wien. Weit über hundert Mitarbeiter tragen dabei - auf zunehmenden Wunsch der Versicherungen - echte Schusswaffen.

„Die Zeiten sind härter geworden“, erklärt ein Mitarbeiter einer Securityfirma auf der Kärntner Straße. Er zeigt auf seine Pistole, die er am Gürtel umgeschnallt hat. Sie dient hauptsächlich zur Abschreckung, wie er sagt. Denn benützen dürfte er sie nur, wenn etwa sein eigenes Leben in Gefahr wäre - mehr dazu in Mehr Anzeigen wegen Waffengewalt (oesterreich.ORF.at).

Er trägt die Schusswaffe außerdem, weil Versicherungen den Juwelieren immer strengere Auflagen geben. „Dazu zählen auch bewaffnete Securitymitarbeiter“, erklärt Frank-Thomas Moch, WKO-Bundesgremialobmann des Juwelen-, Uhren-, Kunst-, Antiquitäten- und Briefmarkenhandels, gegenüber wien.ORF.at.

„Bauliche Maßnahmen oder Waffen“

Auch der Wiener Versicherungsmakler Peter Kleisinger bestätigt, dass Versicherungen das Risiko von Juwelierüberfällen aufgrund der hohen Schadenssummen minimieren möchten. „Das kann über bauliche Maßnahmen wie Schleusensysteme oder mit Securitymitarbeiter, die Schusswaffen mitführen, passieren“, so Kleisinger. „Es geht vor allem darum, den Fluchtweg für Täter unkalkulierbar zu machen.“

Generell sei es laut Kleisinger ein Problem, dass die Polizei bei Juwelierüberfällen zu spät reagiere und den Juwelieren rate, den Tätern die Waren ohne Gegenwehr zu überlassen. „In München ist die Polizei in 20 Sekunden mit der Waffe im Anschlag da. Das ist in Wien anders.“ Manche Versicherungen würden sich daher weigern, teuren Schmuck und Uhren zu versichern, wenn keine entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden. „Die baulichen Maßnahmen starten bei 80.000 Euro. Dafür kann sich ein Juwelier einen Securitymitarbeiter vielleicht ein Jahr lang leisten. Das zahlt sich langfristig also aus.“

120 Mitarbeiter mit Waffenpass

Das Sicherheitsunternehmen G4S beschäftigt derzeit allein in Wien 120 Mitarbeiter, die einen Waffenschein besitzen. Davon sind derzeit hundert mit einer Schusswaffe aktiv im Einsatz, und zwar dort, wo die Wiener Polizei laut Sicherheitspolizeigesetz und eigener Gefahreneinschätzung nicht aktiv tätig ist. Die privaten Sicherheitskräfte übernehmen die Bewachung von Botschaften, Banken, Juwelieren und von Geldtransportern. „Vor allem im Bereich des Geldtransportes gibt es Versicherungsvorgaben“, so G4S-Guarding-Director Michael Kessler gegenüber wien.ORF.at.

Abschreckung oder Provokation?

Auch die Firma Securitas beschäftigen Mitarbeiter mit Waffenpass. „Ob diese mit einer Schusswaffe im Einsatz sind, entscheidet der Kunde“, so Martin Oswald von Securitas. Am meisten sind Mitarbeiter in der Nacht bei Objektkontrollen und bei Alarmeinsätzen im Einsatz. „Hier dient die Waffe ausschließlich zum Verteidigen des eigenen Lebens“, so Oswald.

Bei den meisten anderen Aufträgen ist Oswald mitgeführten Schusswaffen jedoch skeptisch gegenüber eingestellt. „Sie kann eine Abschreckung, aber auch eine Provokation sein“, so Oswald. „Die Waffe, die du trägst, kann auch immer gegen dich verwendet werden.“ Man setze daher eher auf präventiven Schutz und Präsenz.

Auch andere private Sicherheitsfirmen wie Hel-Wacht, ÖWD oder AFS beschäftigen Mitarbeiter mit Waffenpass. Die meisten halten sich mit genauen Zahlen bedeckt. „Von unseren 344 Mitarbeitern ist derzeit nur ein einziger mit einer Schusswaffe im Einsatz“, erklärt Helmuth Hochegger von Simacek Security. „Der arbeitet für ein Wiener Magistrat“. Die meisten sind aber unbewaffnet.

WIFI-Kurse und Konferenzen für Juweliere

Um die Sicherheit für Juweliere zu erhöhen, werden laut Moch Juweliere bei WIFI-Kursen über das richtige Verhalten bei Überfällen geschult. Außerdem gab es im Mai und Juli Sicherheitskonferenzen der Wirtschaftskammer, bei welchen gemeinsam mit der Polizei über Präventionsmaßnahmen diskutiert wurde.

Generell, so Moch, geht die Anzahl von Juwelierüberfällen zurück. „Es wurde in den vergangenen Jahren viel in die Sicherheit investiert“ - mehr dazu in Juweliere setzen verstärkt auf Securitys (wien.ORF.at; 9.12.2013). „Auch die Aufklärungsquote der Polizei scheint die Täter abzuschrecken“, sagt Moch. „Man denke an die Verhaftung von Mitgliedern der Pink-Panther-Bande“ - mehr dazu in „Pink Panther“-Hehler in Wien verurteilt (wien.ORF.at; 6.5.2015).

Florian Kobler, wien.ORF.at

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