Türkische Liste: Nur Know-How aus Türkei

Die Liste „Gemeinsam für Wien“ hat laut Spitzenkandidat Turgay Taskiran die notwendigen Unterstützungserklärungen für eine Kandidatur bei der Gemeinderatswahl. Aus der Türkei will er kein Geld, aber Know-How annehmen.

Er werde „quasi zu einer Distanzierung“ von Erdogan gezwungen, so Taskiran in einem „Wien heute"-Interview. Den türkischen Staatspräsidenten sieht er als Politiker, den man mögen oder hassen kann. Er hat viel für die Türkei getan aber er hat auch Fehler gemacht.“ Auf die Frage, wer noch hinter ihm stehe, verwies Taskiran auf laufende Verhandlungen: „Es ist momentan sehr schwierig für uns, weil das mediale Echo so groß ist.“

Wer steckt hinter türkischer Liste?

Die österreichischen Parteien würden Migranten nicht ausreichend vertreten, so hatte Taskiran die Kandidatur seiner Liste begründet - mehr dazu in Wien-Wahl: Türkische Liste könnte antreten. So hätten nur fünf von 100 Wiener Gemeinderäten einen Migrationshintergrund, sagte er in der ZIB2 am Montag.

Ein Grund, warum der 42-jährige praktische Arzt aus Simmering in die Politik will, war eine Episode im Nationalratswahlkampf 2013. Als FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) mit einem SPÖ-Wahlplakat in türkischer Sprache konfrontierte, wollte dieser nichts damit zu tun haben. „Ich hätte mir erwartet, dass er sagt, dass es nichts Normaleres gibt als mit solchen Plakaten zu werben, dass Leute, die die deutsche Sprache nicht so gut können, sich dadurch mehr identifizieren“, so Taskiran.

Nicht nur Türken sollen angesprochen werden

In der ZIB2 bestritt Taskiran, dass seine Liste der AKP, der Partei des türkischen Präsidenten Erdogan, nahesteht. Er wolle nicht polarisieren, sagte Taskiran: „Wenn wir Wien gemeinsam zum Besseren verändern können und Menschen mit Migrationshintergrund nicht als Gespenster gesehen werden, dann werden wir vielleicht den Rechtsruck stoppen können."

Türkische Liste bei Wien-Wahl

Die Mitbewerber bei der Wien-Wahl haben keine Freude mit der möglichen Kandidatur einer weiteren Liste.

Die Liste stehe dafür, gemeinsam ohne Vorurteile an der Zukunft Wiens zu arbeiten, betonte Taskiran im Ö1-Mittagsjournal am Dienstag: „Die Zielgruppe sind alle Wiener, nicht Migranten, sondern alle Wiener, die in Frieden ohne Fremdenfeindlichkeit oder ohne Hass zusammenleben wollen.“ Es seien etwa all jene angesprochen, die die Parolen der FPÖ satthätten - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Beklagt wird weiters, dass in den arrivierten Parteien kaum Migranten vertreten sind - jedenfalls nicht in den „Entscheidungsgremien“. Die Frage, ob er für türkische Schulen eintrete, verneinte er. Dafür stehe man nicht generell, auch wenn es fremdsprachige Schulen wie etwa das Lycee geben könne. Das seien jedoch Ausnahmen.

„Gemeinsam für Wien“ soll eine bunte Truppe werden und auch andere Migrantengruppen ansprechen. Anders wäre ein Einzug in den Gemeinderat nicht möglich - mehr dazu in Türkische Liste würde SPÖ schaden. 35.000 bis 40.000 Stimmen sind dazu notwendig. Rund 50.000 türkischstämmige Wahlberechtigte gibt es, insgesamt sind es 240.000 Wahlberechtigte mit Migrationshintergrund.

Antreten noch nicht fix

Es sei schwierig, alle Menschen mit Migrationshintergrund anzusprechen. Die wenigsten begreifen sich in erster Linie als Zuwanderer, so Christoph Hofinger vom SORA-Institut: „Die alle unter einen Hut zu bringen, noch dazu aus verschiedenen Herkunftsnationen, vielleicht sogar aus Ländern, die sich nicht so gut vertragen, ist ambitioniert. Es ist schon schwierig genug, innerhalb der formal Türkischstämmigen die Interessen auszugleichen.“

Derzeit ist noch nicht klar, ob Taskiran überhaupt antritt. Neben den Gesprächen mit möglichen Kandidaten bastelt er am Programm und an der Organisation des Wahlkampfes. Spenden und Mitgliedsbeiträge sollen das nötige Kleingeld bringen. Bis Anfang September hat er noch Zeit, dann müssen die Listen eingereicht werden - mehr dazu in Wien-Wahl offiziell ausgeschrieben.