160 Millionen Euro pro Jahr für Start-ups

Wien will sich als attraktiver Standort für Start-Ups positionieren und mit dem Ruf aufräumen, dass private Geldgeber nicht genug investieren. Jährlich sollen es 160 Millionen Euro sein, heißt es in einer Studie der Wirtschaftsagentur.

Die Daten basieren auf Angaben von Start-ups selbst. 500 Unternehmer wurden angeschrieben, 211 antworteten, wovon 142 angaben, Privatkapital durch Business Angels, Crowdfunding oder als Risikokapital aufgestellt zu haben. Die seit 2010 lukrierte Summe belief sich auf knapp 800 Mio. Euro - macht also 160 Mio. Euro im Jahr.

„Das Ergebnis hat uns sehr positiv überrascht“, freute sich Hirczi. Denn bis dato sei Österreich als weißer Fleck auf der Start-up-Landkarte wahrgenommen worden. So habe Ernst & Young für das Jahr 2014 lediglich 25 Mio. Euro Risikokapital berechnet, eine EU-Studie geht von 50 Mio. Euro für das ganze Land aus. „Wir haben gespürt, dass das nicht wirklich stimmen kann, wollten aber das Gefühl durch Wissen ersetzen“, so der Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur zum Anlass für die Studie.

Größte Investitionen in Life Sciences

Mit 542 Mio. Euro floss ein Großteil des Geldes in die Wiener Life Sciences. Ein zweiter großer Brocken (190 Mio. Euro) ging in den Bereich IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie). Die restlichen gut 60 Mio. Euro teilten sich die Sektoren Dienstleistung und Produktion. Laut Jurist Philipp Kinsky - er ist selbst in vier Start-ups investiert - von der Kanzlei Herbst Kinsky Rechtsanwälte GmbH, die die Erhebung gemeinsam mit der Agentur durchgeführt hat, kam mehr als die Hälfte der Summe von inländischen Kapitalgebern. Allerdings: Investitionen ab einer Mio. Euro kommen dann doch überwiegend aus dem Ausland.

Die bemerkenswerte Diskrepanz zwischen internationalen Hochrechnungen und hauseigenen Zahlen erklärte Kinsky damit, dass erstere oft auf unvollständigen Daten und Schätzungen beruhen würden. Viele Start-ups würden Zahlen nämlich nicht gerne herausgeben. Die Dunkelziffer sei insofern hoch. An Infos komme man nur, wenn man Zugang zu den Szene-Netzwerken habe - was hier der Fall gewesen sei.

Ein Drittel ohne private Geldgeber

Dass rund ein Drittel der Jungbetriebe, die an der Studie teilgenommen haben, keine Privatgelder bekommen haben, findet Kinsky nicht beunruhigend - denn: „Einige Projekte finanzieren sich allein durch die Gründer und manche haben auch das Glück, sehr schnell Umsätze zu erwirtschaften und sind auf fremdes Geld nicht angewiesen.“

Wie viele öffentlichen Förderungen an die 500 angeschriebenen Unternehmen geflossen sind, werde derzeit eruiert, so Hirczi. Fest steht, dass städtische Finanzspritzen insofern von hoher Bedeutung seien, als sie eine Hebelfunktion für Risikokapital hätten. „Denn das heißt, dass man sich bei diesen Projekten schon die Qualität angeschaut hat“, ergänzte Anwalt Kinsky.

Die Stadt bemüht sich auch, Neu Marx als Start-up-Destination zu positionieren, nachdem der Verkaufsprozess gestoppt wurde. Bis das Projekt umgesetzt wird, „wird es ein Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren sein“, sagte Hirczi - mehr dazu in Verkauf von Media Quarter gestoppt.

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