Die Renaissance der Waschsalons

Aus US-Serien und Filmen bekannt: romantische Szenen in Waschsalons. Mit Wien werden Waschsalons nicht als Erstes verbunden. Dennoch sehen Investoren ein Potenzial an Kunden. Die Wirtschaftskammer ortet gar eine Renaissance.

„Wir haben eine Renaissance der Waschsalons. Es gibt einige neue Münzwäschereien in Wien. Es scheint ein Potenzial an neuen Kundinnen und Kunden zu geben“, sagt Franz Lang, Innungsmeister des Berufszweiges der Textilreiniger der Wiener Wirtschaftskammer.

Investitionen in neue Waschsalons

Oliver Högn, der Besitzer von „Schnell & Sauber“, hat erst vor Kurzem einen zweiten Waschsalon übernommen: „Der Beweggrund ist sicher die Tatsache, dass zunehmend Dienstleistungen ausgelagert werden. Wie der Trend, sich etwa Autos via car2go auszuborgen, steigt die Ansicht: Wozu sich eine Waschmaschine kaufen, wenn es Waschsalons gibt?“

Waschsalon Neueröffnung

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In der Nußdorfer Straße wurde ein Waschsalon neu eröffnet

Auch Andreas Resch, Besitzer der „GreenClean“-Waschsalons, will dem Vernehmen nach weitere eröffnen. Derzeit besitzt er 14 von insgesamt 28 Waschsalons in Wien. Offiziell will er gegenüber wien.ORF.at aber nichts dazu sagen. Ebenfalls mehrere Waschsalons besitzt Helmut Steiner: „Es ist von Waschsalon zu Waschsalon unterschiedlich, aber an Spitzentagen werden sicherlich 60 Wäschen am Tag in einer Filiale gemacht“, so Steiner.

Waschsalon GreenClean

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„GreenClean“ in der Thaliastraße

In den Waschsalon, wenn die Waschmaschine streikt

Die Kunden sind vorrangig Menschen, die keinen Platz in ihrer Wohnung für eine Waschmaschine haben. „Es geht selten um den Preis der Waschmaschine, sondern tatsächlich um den Platz“, so Högn. Sein Waschsalon wird vorrangig von alleinstehenden Männern genutzt, die in kleinen Wohnungen wohnen.

Aber auch Touristen und Menschen, die Sperriges oder Großes waschen wollen, nutzen Waschsalons. Besonders häufig kommen die Salons zum Einsatz, wenn die eigene Waschmaschine streikt. Auch Vesna Jokic hat das in einen Waschsalon geführt: „Ich bin zum ersten Mal hier. Eine Frau, die schon öfter hier war, hat mir alles gezeigt. Es ist hier auf jeden Fall kommunikativer, als alleine zu Hause zu waschen.“

Gemeinschaftswaschküchen in Gemeindebauten

Daneben steht die Studentin Georgina Kress. Verschwitzt ist sie mit einem großen Trekkingrucksack angekommen: „Ich finde es einfach nur nervig, dass man das ganze Zeug herumschleppen muss. Ich freue mich, wenn wir eine Waschmaschine in der neuen Wohnung haben.“ Viel zu tun ist in den Wiener Waschsalons nicht mehr: Sie funktionieren vollautomatisch, ohne Personal. Zuerst wird eine Waschmaschine gewählt, dann bezahlt, Waschpulver genommen und das Programm gestartet. Durchschnittlich 1,30 Euro sind pro Kilogramm fällig.

Waschsalon innen Münzeinwurf

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„Schnell & Sauber“ in der Westbahnstraße

Insgesamt gibt es derzeit neun Unternehmen in Wien, die die 28 Filialen betreiben. Die älteste Münzwäscherei in Wien betreibt die Firma Eva Gottschalk, seit 1982 ist sie bei der Wirtschaftskammer angemeldet. Aufgekommen sind Waschsalons erstmals in den 1930er Jahren. Waschsalons erfreuten sich in den darauffolgenden Jahrzehnten weltweit großer Beliebtheit. „In Wien gab es aber bereits seit den 1920ern Gemeinschaftswaschküchen in den Gemeindebauten, deswegen war hier der Trend nie so groß wie etwa in Paris“, sagt Lang.

Lisa Rieger, wien.ORF.at

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