Jessi Lintl verlässt Team Stronach

Das Team Stronach verliert ein weiteres Mitglied: Jessi Lintl verlässt nach Unstimmigkeiten mit dem neuen Klubobmann Robert Lugar den Parlamentsklub. Sie will fraktionslose Abgeordnete im Nationalrat bleiben.

Lintl ist stellvertretende Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt und war am 26. Juli 2014 als Wiener Landesparteichefin des Team Stronach zurückgetreten. Seitdem blieb sie für das Team Stronach noch im Nationalrat und war dort als außenpolitische Sprecherin tätig. Mit diesem Amt hängt nun auch ihr Rücktritt zusammen, den sie an der Person des erst kürzlich gewählten neuen Klubobmanns Robert Lugar festmacht: Das Maß sei voll, sagte Lintl. Lugar habe es „geschafft, in den acht Tagen, seit er zum Klubobmann gewählt wurde, ein völliges Chaos anzurichten“.

Für Lugar kommt Lintls Austritt nicht überraschend: „Das war zu erwarten“, er habe bereits „mit dem Schlimmsten gerechnet“. Sie habe eine „sehr kritische Haltung“ ihm gegenüber eingenommen, so Lugar, der nun mit den verbleibenden insgesamt sechs Mandataren weitermachen möchte.

Jessi Lintl

APA/Herbert Pfarrhofer

Jessi Lintl

Zwei Gründe für Austritt

Lintl nannte zwei konkrete Vorfälle, die für sie „das Maß voll gemacht haben“: Lugars Forderung, „dass 1.000 Soldaten nach Syrien gehen sollen“, sei „absoluter Wahnsinn“. Sie als außenpolitische Sprecherin des Klubs könne so etwas nicht mittragen. „Hier wurde die außenpolitische Linie, die ich von Anfang an vertreten habe, geändert, ohne das mit mir zu besprechen.“

Zweitens empört sie, dass eine neue Wiener Liste von fünf Stronach-Abgeordneten unterstützt wird. Damit sei eine „Grenze überschritten“ worden. „Auch das ist klubintern nie besprochen worden“, sie habe aus den Medien davon erfahren. „Ich hätte das nie unterstützt“, der neue Klubobmann sollte zuerst einmal „schauen, dass er intern das Chaos aufräumt", anstatt sofort eine fremde Liste zu unterstützen“.

„Kontinuität statt Veränderungen“

Sie habe sich von Anfang an gegen den Wechsel an der Klubspitze ausgesprochen. An der Klubsitzung, in der Lugar vergangene Woche einstimmig bestellt wurde, habe sie urlaubsbedingt nicht teilgenommen. Davor aber schon habe sie ihm gesagt, dass sie gegen eine Änderung sei. „Wir müssen Kontinuität zeigen. Wir haben den dritten Klubobman in zwei Jahren, das ist völlig unseriös. Und mit jedem Klubobmann ändert sich die Klublinie, und so kann es einfach nicht gehen.“

Die „Grundsätze“ des Team Stronach seien nach wie vor in Ordnung, so Lintl, doch „man muss irgendwann auch ehrlich sein und einsehen, dass das Projekt gescheitert ist“. Sie habe das Projekt „wirklich mitgetragen die letzten eindreiviertel Jahre“, blickt sie zurück auf die turbulente jüngere Geschichte der Partei. „Aber ich bin nicht mehr bereit, dieses ewige Hin und Her mitzumachen.“

Will in Opposition bleiben

Einen Wechsel zu einer anderen Fraktion schloss Lintl aus. Konkret nach der ÖVP gefragt, sagte sie: „Ich bin in Opposition zur Regierung. Da kann ich natürlich nicht zu einer Regierungspartei wechseln. Alles, gegen das ich gearbeitet habe in meiner Zeit im Parlament, vertritt die Regierung.“ Eine andere Oppositionsfraktion erwäge sie ebenfalls nicht, und auf die Frage, ob eine von ihnen um sie werbe, meinte sie: „Nein, niemand.“

Parteigründer Frank Stronach werde sie ihre Beweggründe für den Austritt aus seinem Klub auch persönlich darlegen, wenn sich die Gelegenheit ergebe, meinte sie auf eine entsprechende Frage. Das Team Stronach verliert mit dem Abgang von Jessi Lintl weiter Geld. Konkret erhält es 166.051 Euro jährliche Klubförderung weniger.

Team Stronach verliert nächste Abgeordnete

Der Parlamentsklub des Teams Stronach (TS) schrumpft weiter: Nur wenige Tage nach dem fliegenden Wechsel der zwei TS-Abgeordneten Kathrin Nachbaur und Rouven Ertlschweiger zum ÖVP-Klub kündigte die nächste Mandatarin, Jessi Lintl, ihr Ausscheiden aus dem TS-Klub an - mehr dazu in news.ORF.at

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