Hauptbahnhof: Kunden bleiben aus

Die „BahnhofCity“ am Hauptbahnhof kommt nicht in Schwung. Geschäfte und Gastronomiebetriebe beklagen weiterhin die wenigen Kunden. Verstärkte Werbemaßnahmen und neue Sitzmöglichkeiten sollen nun Anreize geben.

Es ist später Nachmittag, also die Hauptverkehrszeit für Pendler, gleichzeitig ist gerade Hochsaison für den Fernreiseverkehr. Mehr als ein oder zwei Kundinnen und Kunden sind trotzdem nicht in den Shops der „BahnhofCity“ am Hauptbahnhof zu sehen – wenn überhaupt. „Der Standort ist noch immer nicht besser geworden, obwohl der Hauptbahnhof nun schon vor längerem eröffnet hat“, klagt ein Eisverkäufer, der trotz anhaltender Hitze kein gutes Geschäft macht.

Vor zehn Monaten wurde der Hauptbahnhof mit dem Shopping Center „BahnhofCity“ feierlich eröffnet. 20.000 Quadratmeter groß ist die Einkaufsfläche am Bahnhofsgelände, die sich über zwei Stockwerke erstreckt. Zirka 100 Geschäfte und Gastronomiebetriebe haben sich eingemietet. Die meisten haben mit dem großen Geschäft gerechnet. Bislang blieben die Zahlen jedoch deutlich unter den Erwartungen.

„Mieten wurden herabgesetzt“

„Wir sind seit Monaten nur im Minus. Das zweite Geschäft mussten wir bereits schließen“, sagt eine Blumenhändlerin. Ein Imbissbudenbesitzer erzählt, dass er bereits Personal abbauen musste. „Ich glaube, die Architektur ist ein Problem. Die Rolltreppen führen direkt vom Bahnhof zur U-Bahn, der Verkehr zieht einfach an den Shops vorbei“, sagt eine Buchverkäuferin. Eine andere Verkäuferin beklagt außerdem, dass die meisten Kunden, die kommen, nur schauen, um sich die Wartezeit zu vertreiben, selten jedoch etwas gekauft wird.

„Es ist einfach nicht rentabel. Die aktuellen Tatsachen entsprechen nicht dem versprochenen Angebot. Viele können sich ihre Miete bereits nicht mehr leisten. Zuletzt wurde diese als Reaktion auf das schlechte Geschäft herabgesetzt“, sagt der Besitzer eines kleinen Bistros.

Neuer Fahrplan im Dezember soll Besserung bringen

„Wir sind im Gespräch mit den Mietern und sicher, dass wir die Geschichte noch erfolgreich machen können. Wir haben jetzt gemeinsame Werbeaktivitäten gestartet und sind auch im Gespräch mit den Architekten, damit wir vielleicht noch ein schöneres Ambiente hinbekommen. Es sollen Sitzmöglichkeiten zum Verweilen geschaffen werden“, so Michael Braun, Konzernpressesprecher der ÖBB Holding AG.

Werbeplakat für die BahnhofCity

ORF/Rieger

Erstmals sollen Plakate auf die „BahnhofCity“ aufmerksam machen

„Ab Dezember wird dann auch der Fahrplan umgestellt und der Hauptbahnhof ist dann auch Knotenpunkt für alle Fernzüge aus dem Westen. Das bedeutet 170 zusätzliche Züge pro Tag und eine Passantenfrequenz von 120.000 Kunden pro Tag, statt 95.000 wie derzeit“, sagt Braun. „Der Hauptbahnhof soll die Nahversorgung für das neu entstehende Sonnwendviertel bilden. Außerdem soll es zur wichtigsten Einkaufsadresse der angrenzenden Bezirke werden. Die Anrainer müssen die ‚BahnhofCity‘ eben erst für sich entdecken.“

Schon vergangenes Jahr hieß es, dass sich mit der ersten Fahrplanänderung im Dezember, Besserung bezüglich Kundeninteresse zeigen würde. Dies ist nur gelinde eingetreten. An Schließungen denkt derzeit trotzdem niemand, solange es sich halbwegs ausgeht. „Wir haben zu viel investiert – eine halbe Million Euro – um jetzt aufzugeben. Wir setzen jetzt einmal all unsere Hoffnungen auf Dezember. Wir fühlen uns trotzdem so, als wären wir um ein Jahr zu früh hierhergekommen“, so der Bistro-Besitzer.

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