Hauptbahnhof als Flüchtlingsdrehscheibe

37.000 Menschen haben heuer einen Asylantrag gestellt. Viel mehr Flüchtlinge dürften aber nach Deutschland oder Italien weiterreisen. Eine Drehscheibe dafür ist der Wiener Hauptbahnhof. Dort kann die Polizei längst nicht mehr alle Betroffenen aufhalten.

Donnerstagnachmittag: Ein Zug aus Budapest mit dem Ziel München ist zehn Minuten verspätet. Ein Grund für die Verspätung könnten die Kontrollen der Polizei sein, die es in Ungarn und in Österreich gibt. Doch für die Beamten scheint es kaum eine realistische Möglichkeit und auch kein Interesse mehr zu geben, hilfsbedürftige Reisende aufzuhalten, berichtete das Ö1-„Morgenjournal“.

Audio: Reportage von Ö1-Reporter Bernt Koschuh

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Die Flüchtlinge berichten von einem guten Einvernehmen mit den österreichischen Polizisten. „Die österreichische Polizei ist sehr gut“, sagt etwa ein junger Syrer. „Die Polizisten haben uns gesehen, aber nicht gefragt, warum wir hier sind“, meint ein Englischlehrer aus Afghanistan gegenüber Ö1.

Schwierige rechtliche Situation

Die rechtliche Handhabe ist nicht einfach. Personen, die kontrolliert werden, keinen Asylantrag stellen und illegal in Österreich sind, bekommen einen Bescheid, dass sie freiwillig ausreisen müssen, sagt Polizeisprecher Manfred Reinthaler.

Festnahmen und Abschiebungen wären zwar denkbar, da müsse aber geklärt werden, ob und wohin die Person überhaupt abgeschoben werden kann, so der Sprecher. Die meisten reisenden Flüchtlinge auf dem Hauptbahnhof wollen weiter nach Deutschland oder Italien. Ungarn und Österreich sind da weniger beliebte Ziele. Das eigentliche Ziel bleibt aber ein sicheres und gutes Leben, egal in welchem Land.

Schlepperbusse vor dem Bahnhof

Vor dem Hauptbahnhof warten manchmal auch Schlepperbusse. Die Polizei habe in manchen Fällen schon Klammern angelegt, um die Busse zu blockieren, berichten Taxler vom nahe gelegenen Standplatz. Auch sie werden von Flüchtlingen angesprochen. Die Taxifahrer sind aber vorsichtig und dürfen ohne Papiere auch niemanden ins Ausland bringen.

Ein Taxifahrer erzählt Ö1-„Morgenjournal“, dass er Flüchtlinge an die Grenze zu Italien gebracht habe. Als die Fahrgäste dort nicht aussteigen wollten, sei der Taxler sechs Stunden lang von der Polizei festgehalten worden, offenbar als mutmaßlicher Schlepper. „Ich musste die Leute wieder nach Wien zurückbringen“, so der Taxifahrer.

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