Eigene Sachertorten für Saudi-Arabien

Ein Stück Sachertorte mitten im Orient ist keine Seltenheit mehr, denn immer mehr Wiener Konditoreien expandieren nach Saudi-Arabien, Kuwait und Co. Dabei passen sie die Torten an: Alkohol und Schweinefett etwa sind tabu.

In Dscheddah in Saudi-Arabien gibt es jetzt auch eine Filiale der Wiener Konditoreikette Aida. „Aida ist ein berühmter arabischer Name und bedeutet auf arabisch für eine Frau, dass sie wieder zurückkommen soll“, so Aida-Geschäftsführer Dominik Prousek.

Produktion auf Halal umgestellt

Zur Wiener Melange gibt es dort Süßigkeiten, die bei minus 18 Grad tiefgefroren regelmäßig mit dem Flugzeug aus Wien kommen. Apfel- und Topfenstrudel, Cremeschnitten und Sachertorten werden extra für den arabischen Raum produziert. Prousek: „Natürlich haben wir unsere ganze Produktion auf Halal umgestellt. Halal bedeutet, dass alle tierischen Produkte, die wir verwenden, abgesegnet werden.“

Geschmack ohne Schweinefett und Alkohol

Auch Schweinefett darf nicht in den Produkten enthalten sein, sagt Produktionsleiter Andreas Harlander: „Wenn wir für diese Länder produzieren, dann wird das natürlich alles an einem Tag produziert, damit natürlich keine Kontamination stattfindet, das ist ein ganz wichtiger Punkt.“ Eine Herausforderung ist außerdem, die entsprechenden Ersatzrohstoffe zu bekommen und die Rezepte auf ihren Geschmack hin zu testen.

Sendungshinweis:

Wien heute, 16.8.2015

Weil Datteln in Saudi-Arabien sehr beliebt sind, werden extra Eis und Torten mit Datteln produziert. Auch das opulente Design der Filialen mit 24 Karat Gold und Marmor ist an arabische Verhältnisse angepasst: „Wir haben einen Familienraum, da kann ein Mann mit seiner Frau hingehen, dann gibt es einen eigenen Raum für Männer und einen eigenen Raum für Frauen. Das heißt, es gibt drei verschiedene Abteile in Saudi-Arabien“, so Prousek.

Ähnlich Erfahrungen machte der k.u.k. Zuckerbäcker Gerstner. Das Wiener Traditionsunternehmen expandiert nach Kuwait. Geschäftsführer Oliver W. Braun: „Natürlich muss man in den einzelnen Exportländern darauf achten, dass man Gegebenheiten, die landesspezifisch sind, berücksichtigt. Und da gab es im kuwaitischen Raum einiges zu berücksichtigen, wie zum Beispiel, dass man keinen Alkohol in den Mehlspeisen hat, was bei uns ja nach wie vor aus Omas Rezepten gang und gäbe ist.“

Gerstner

ORF

Der k.u.k. Zuckerbäcker Gerstner expandiert nach Kuwait

Unternehmen brauchen Geduld

Laut Braun schätzen die Menschen im arabischen Raum die Qualität der Wiener Produkte: „Alles was Wien ist hat mit der Tradition und der Historie dieser Stadt zu tun. Das ist eines der wichtigsten Exportgüter und das ist das, wenn die Leute schätzen.“

Wer mit arabischen Partnern Geschäfte machen möchte braucht laut David Bachmann von der WKO (Außenwirtschaft Marketing) Geduld: „Sie können nicht erwarten, dass Sie beim ersten Mal, wenn Sie nach Abu Dhabi fahren, schon Großaufträge einfahren. Im arabischen Raum sind die persönliche Freundschaft und das Kennenlernen wichtig. Sie müssen den Kunden wirklich mit Essen gehen gewinnen. Der erwartet, dass sie sich intensiv um ihn annehmen. Und dann, beim zweiten, dritten oder vielleicht zehnten Mal kommt das Geschäft. Und das muss dann sehr schnell gehen“, so Bachmann.

Das Geschäft zahlt sich laut Wirtschaftsexperten für die Wiener Unternehmen - auch abseits der Süßspeisen - aus. Derzeit baut die STRABAG in den Vereinigten arabischen Emiraten das erste öffentliche Passivgebäude und Wagner Biró sorgt in Abu Dhabi für die Kuppel des im Bau befindlichen arabischen Louvre.

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