Modebloggerin holt Iraker aus Traiskirchen

Die Wiener Modebloggerin Madeleine Alizadeh hat eine irakische Familie aus dem überfüllten Erstaufnahmezentrum Traiskirchen geholt. Funktioniert hat das nur, weil sie dem Innenministerium einen offenen Brief schrieb.

Der Blog „Dariadaria“ von Madeleine Alizadeh wird jedes Monat 250.000 Mal angeklickt. Sie erreicht damit 60.000 Menschen pro Monat. Im Moment liegt die Arbeit für den Blog praktisch auf Eis. Vor ein paar Wochen beschloss Madeleine Alizadeh, dass sie sich für die obdachlosen Flüchtlinge in Traiskirchen engagieren will.

„Bringt nichts, Ramsch in Traiskirchen abzuladen“

Seither fährt sie mehrmals pro Woche mit Sachspenden nach Traiskirchen und schreibt in ihrem Blog Updates über die Flüchtlinge und die Situation in Traiskirchen. „Die Hilfe muss gut organisiert sein. Es bringt nichts, nach Traiskirchen zu fahren und den ganzen Ramsch abzuladen. Man soll den Flüchtlingen die Dinge bringen, die sie brauchen. Noch wichtiger ist es, Wohnplätze zu organisieren und die Flüchtlinge bei Behördengänge zu unterstützen.“ Alizadeh verfasste auch einen Leitfaden für die richtige Hilfe und kanalisierte die Hilfe in Sozialen Medien.

Im Laufe der Zeit lernte die 26-Jährige auch viele Flüchtlinge näher kennen, unter anderem eine Familie mit einem kleinen Kind und einer schwangeren Frau aus dem Irak. Die Familie war zu Fuß über den Balkan nach Österreich gekommen und kam nach dem Aufnahmestopp in Traiskirchen an. Nach drei Tagen in einem Bus wurde sie im Camp außerhalb der Erstaufnahmestellen in einem Zelt untergebracht - mehr dazu in news.ORF.at.

Familie

ORF.at/Roland Winkler

Die schwangere Frau und ihr Sohn in Traiskirchen

Madeleine Alizadeh organisierte über Facebook und mit Hilfe der Diakonie ein Zimmer für die Familie in Sieghartskirchen in Niederösterreich. Doch die irakische Familie durfte Traiskirchen nicht verlassen, weil die weiße Karte noch immer fehlte. Diese Karte bedeutet, dass sich Flüchtlinge frei in Österreich bewegen dürfen und das Asylverfahren läuft. Alle Flüchtlinge aus Krisengebieten werden derzeit zum Verfahren zugelassen.

dariadaria auf dem Weg nach Traiskirchen

Privat

Madeleine Alizadeh auf dem Weg nach Traiskirchen

Innenministerium reagierte auf offenen Brief

Erst am Montag hatte das Innenministerium die Österreicherinnen und Österreicher in einem offenen Brief zur Mithilfe bei der Lösung der Asylsituation aufgefordert. Genau darauf antwortete die Modebloggerin. Der Brief wurde zigfach in Sozialen Medien geteilt. Nur wenige Stunden später meldete sich das Innenministerium bei Alizadeh. Die weißen Karten für die irakische Familie waren ausgestellt, die Familie wurde noch am Donnerstag nach Sieghartskirchen gebracht. „Einerseits ist es schön, dass es funktioniert hat. Andererseits ändert es nichts daran, dass es noch viele Familien in Traiskirchen mit einem ähnlichen Schicksal gibt. Ohne meinen Blog hätte das wohl nicht geklappt“, sagte die Bloggerin zu wien.ORF.at.

Madeleine Alizadeh - ihr Vater ist Iraner und in den 1970ern geflüchtet - will jetzt weitermachen und nicht aufhören, nach Traiskirchen zu fahren. Ihre Arbeit kann sie trotzdem nicht einstellen. "Es fällt schwer, hübsche Speisen und Kleidungsstücke zu posten, wenn der Kopf in Traiskirchen ist.“

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