Junge ÖVP: „Schließe keine Koalition aus“

Vor der Wien-Wahl porträtiert wien.ORF.at die Parteijugend. Auf der ÖVP-Liste steht Dominik Stracke auf Platz zwölf. Er erklärt, warum er nicht der nächste Sebastian Kurz werden will und dass er „keine Koalition ausschließt“.

Eine alte Dame steht in Liesing unmittelbar vor dem Wohnpark Alt-Erlaa. Über ihrem Kopf schweben drei gelbe Luftballons mit dem ÖVP-Logo darauf. Man meint, die zierliche Frau könnte jeden Moment abheben. Aber sie steht mit beiden Beinen fest am Boden und dem 29-jährigen Liesinger ÖVP-Spitzenkandidaten Dominik Stracke im Wahlkampf zur Seite. Der wirbt, umringt von jungen und alten Wahlkampfhelfern, um 1.200 Vorzugsstimmen, die er für den Einzug in den Wiener Landtag braucht.

Dominik Stracke, JVP Wien

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JVP-Obmann Dominik Stracke beim Vorzugsstimmen-Wahlkampf in Liesing

Kein Ärger wegen Platz zwölf

Dabei könnte es der Chef der Jungen Wiener ÖVP (JVP) so einfach haben. Denn noch nie waren vier Mitglieder der Jugendorganisation auf fixen Listenplätzen vertreten. Trotzdem landete Stracke nur auf dem zwölften Platz. Elisabeth Olischar, Strackes Stellvertreterin, und Caroline Hungerländer sind auf den Plätzen zwei und sechs vor ihm gereiht.

Aus ÖVP-Kreisen hieß es dazu, dass sich der Jungpolitiker darüber geärgert habe. „Gar nicht“, meint Stracke im Interview und sagt, dass es seine Aufgabe als JVP-Chef sei „nicht nur auf mich selbst zu schauen, sondern auf die gesamte Organisation“.

Zur offiziellen Forderung einer Frauenquote innerhalb der Partei lässt sich Stracke allerdings nicht hinreißen. Man habe sich aber per Beschluss darauf einigen können, „dass wir jetzt halbe-halbe vertreten sind“. Er wolle ein ausgeglichenes Verhältnis „zwischen Männern und Frauen, alt und jung, aber auch zwischen anderen Bevölkerungsgruppen haben, damit man als Partei auch sagen kann, man vertritt jede dieser Gruppen“.

Keine Migranten unter Top 20

Dennoch fehlt auf den ersten 20 Plätzen der schwarzen Wiener Landesliste eine Person mit Migrationshintergrund. In den Bezirken gebe es sehr viele Kandidaten, die nicht in Österreich geboren seien, sagt Stracke: „Das ist gut und auf den restlichen Plätzen der Landesliste wird es noch viele Personen mit Migrationshintergrund geben.“

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„Wien heute“-Serie zum Parteinachwuchs

Stefanie Leodolter hat den JVP-Chef Dominik Stracke zum Gespräch getroffen.

Stracke ist nach eigenen Angaben seit zehn Jahren in der Politik tätig. Sämtliche Funktionen habe er stets ehrenamtlich ausgeführt. Seit 14 Jahren sitzt seine Partei im Wiener Landtag auf der Oppositionsbank. Der JVP-Chef würde aber viel lieber mitregieren: „Ich wäre nicht hier, wenn ich nicht etwas verändern wollen würde. Also ja zu allem, wo ich mehr verändern kann. Das ist mein Ansporn, warum ich mir das hier antue“.

Koalition mit FPÖ nicht ausgeschlossen

Vor zwei Jahren hatte Stracke in einem Interview eine Koalition mit der FPÖ nicht ausgeschlossen. Ob die Wiener ÖVP nach dem 11. Oktober eine solche in Erwägung ziehe und so Heinz-Christian Strache in den Bürgermeistersessel verhelfen würde, sei „in der ÖVP Chefsache“, sagt Stracke. Er wolle „weder irgendeine Koalition ansagen, noch ausschließen“.

Dem jungen ÖVP-Politiker, der im Sommer viele Wege in der Stadt mit dem Motorrad zurücklege, „sind Elektro-Tankstellen ein Herzensanliegen. Ich hätte mir längst ein Elektro-Zweirad zugelegt, würde man in dieser Stadt die entsprechende Infrastruktur vorfinden“, sagt Stracke. Dass er als JVP-Chef mit einem grünen Thema punkten will, sei kein Widerspruch. Es sei ein Ur-Thema der ÖVP, jede Form des Individualverkehrs zu ermöglichen.

Auf Twitter postete Stracke kürzlich ein Foto einer JVP-Aktion vor der Albertina:

Stracke will nicht Apfel, sondern Banane sein

Der Wiener ÖVP-Chef Manfred Juraczka sieht den Weg des Jungpolitikers Stracke von Sebastian Kurz vorgezeichnet. Den beerbte der 29-Jährige im Jahr 2012 als Obmann der JVP in Wien. „Ich bin Dominik Stracke sehr dankbar und freue mich auf gute Zusammenarbeit, wenn er im Gemeinderat sitzt“, sagt Juraczka. Stracke wolle Kurz aber weder nachfolgen, noch mit ihm verglichen werden und bringt als Begründung den Spruch „Don´t try to be an apple, you will always be a second good apple. Try to be a banana, if you are a banana“.

Stefanie Leodolter, wien.ORF.at

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