FPÖ-Krauss: „Wien darf nicht Chicago werden“

Was haben die jungen Politiker in den Wiener Parteien vor den Wahlen zu sagen? Wien.ORF.at hat sie zum Interview getroffen. Diesmal erklärt Maximilian Krauss von der FPÖ warum „Wien nicht Chicago werden darf“.

Der Jugendkandidat der Wiener FPÖ ist Fixbestandteil des blauen Wahlkampfs. Wo er auftritt - etwa beim Seniorennachmittag in einem Döblinger Heurigen - hat er, so scheint es, zu allererst allen Gästen „Grüß Gott“ zu sagen und deren Hand zu schütteln. Wenig später werden die geschüttelten Hände dem 22-Jährigen kräftigen Beifall klatschen.

FPÖ-Jugendkandidat Maximilian Krauss

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Jugendkandidat Maximilian Krauss als Gastredner beim Seniorennachmittag in Döbling

Heftige Kritik an Nominierung

Seit die FPÖ den damals 21-jährigen Maximilian Krauss im Vorjahr auf den Sessel des Vize-Stadtschulratspräsidenten hieven wollte, ist er unter den Nachwuchshoffnungen der Wiener Parteien wohl der bekannteste Kandidat. Sowohl seine Nominierung als auch der Protest dagegen und schließlich die Ablehnung Krauss’ durch SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl hatten für heftige Reaktionen aller Seiten gesorgt.

Krauss sei das Thema Bildung aber ein besonderes Anliegen und das werde es auch im Gemeinderat bleiben, sagt er. Den Stadtschulrat habe er öffnen, „direkten Draht zu den Schülern suchen“ sowie die „Kontrollrechte als zweitstärkste Partei“ nutzen wollen.

Als daraus nichts geworden war, stimmte die FPÖ plötzlich in den Chor jener ein, die eine komplette Streichung des Stadtschulratspräsidiums forderten. Denn eine „Entpolitisierung des Bildungswesens wäre wünschenswert“, sagt Krauss. Im Amt hätte Krauss diese Forderung freilich nicht unterstützt: „Hätten wir das Amt bekommen, hätten wir darüber diskutieren können, allerdings wäre diese Diskussion zu dem Zeitpunkt nicht geführt worden“.

„Türkenbürgermeister“ eigentlich von Strache

Krauss war in einem sozialdemokratischen Haushalt in Mariahilf aufgewachsen. Mit der roten Couleur habe er aber bereits als politisch interessierter Teenager nichts anfangen können. Der heutige Parteichef und Wiener Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache erinnert sich an den Buben Krauss, „der damals an uns herangetreten ist, begonnen hat, sich zu engagieren und ein großes politisches Interesse mitgebracht hat“. Strache habe große Talente sehen können und Krauss möglicherweise eine große Zukunft vor sich. Protegiert habe er ihn aber nicht, sagt der Parteichef.

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„Wien heute“-Serie zum Parteinachwuchs

Stefanie Leodolter hat den FPÖ-Jugendkandidaten Maximilian Krauss im Wahlkampf zum Gespräch getroffen.

Dennoch fällt auf, wie sehr die Sprache des FPÖ-Jugendkandidaten an den Duktus von Strache erinnert. Der vielzitierte Ausdruck „Türkenbürgermeister“, den Krauss im Sommer 2014 per Aussendung in Richtung Häupl losließ, stamme eigentlich auch vom Parteichef: „Das ist eine Aussage unseres Bundesparteiobmanns, die ich in der Form heute nicht mehr verwenden würde“, sagt Krauss. Dass diese schwer kritisiert und als ausländerfeindlich wahrgenommen worden sei, „war nicht meine Absicht“.

Das twitterte Maximilian Krauss kürzlich:

„Wien darf nicht Chicago werden“

Anfang der Neunziger Jahre bestritt die Wiener FPÖ den Wahlkampf für die Gemeinderatswahlen unter anderem mit dem Haider-Slogan „Wien darf nicht Chicago werden“. Krauss bediente sich Mitte August dieses Sagers, um auf einen Übergriff mutmaßlicher Dealer auf zwei Polizeibeamte hinzuweisen. Drogen- und Gewaltdelikte würden in der Josefstadt, wo er FPÖ-Bezirksobmann ist, im Bereich des Gürtels immer mehr werden. Das zuständige Stadtpolizeikommando widerspricht allerdings der Behauptung und spricht von stetig gleich bleibenden Zahlen.

Vor ein paar Jahren ist Krauss der schlagenden Wiener Burschenschaft Aldania beigetreten, „weil ich einige Freunde hatte, die da auch Mitglied sind“, erklärt er seine Beweggründe. In seiner Verbindung seien auch einige andere FPÖ-Politiker Mitglieder. Man politisiere aber weniger, die Treffen seien „eher etwas Geselliges“, sagt Krauss. Bei Mensuren sei er „immer relativ unbeschadet davongekommen“. Den schlimmsten „Schmiss“ habe er vom Neustifter Kirtag, „als mir jemand ein Glas auf den Kopf geworfen hat“.

Stefanie Leodolter, wien.ORF.at

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