Polizei: „Können nicht alle kontrollieren“

Auch künftig will sich die Polizei bei Kontrollen von Flüchtlingen etwa im Westbahnhof zurückhalten. Es sei nicht möglich, alle Menschen zu kontrollieren, so Polizeipräsident Gerhard Pürstl. Der Schwerpunkt liege im Kampf gegen Schlepper.

„Wenn sich keine gröberen Ungereimtheiten ergeben und Polizei nicht notwendig ist, um einzuschreiten, warum sollen wir es dann tun?“, so Pürstl. Die Polizei wolle dort, wo große Flüchtlingsströme in Zügen auf dem Weg nach Österreich sind, für Ordnung sorgen, und schauen, dass den Menschen nichts passiert. „Aber was wir sicherlich nicht können: dass wir sämtliche Menschen auf Bahnhöfen und in Zügen kontrollieren und deren Identität feststellen sowie eventuell festnehmen. Das geht nicht und das ist auch so nicht vorgesehen“, so Wiens Polizeipräsident.

Polizisten am Wiener Westbahnhof

APA/Herbert Neubauer

Polizisten im Wiener Westbahnhof

„Kriminelle dingfest machen“

Der polizeiliche Schwerpunkt werde weiterhin auf der Bekämpfung der Schlepperkriminalität liegen. „Wir werden von unserer derzeitigen Strategie nicht abgehen.“ Es gehe darum, „Kriminelle dingfest zu machen, die sich auf Kosten der Ärmsten der Armen bereichern“, sagte Pürstl. Das Hauptaugenmerk liege auf der Bekämpfung jener, „die aus dem Elend anderer noch ihre Geschäfte machen“.

Gerhard Pürstl

APA/Helmut Fohringer

Gerhard Pürstl

Da die Flüchtlinge nun nicht mit der Bahn nach Österreich reisen können, könnte sich der Flüchtlingsstrom auf die Straße verlegen und die Schlepperkriminalität weiter zunehmen. „Es ist nicht schwer, sich das auszurechnen. Wenn Menschenmassen in den Westen wollen und die eine Möglichkeit ist zu, dann wird man es auf eine andere Möglichkeit versuchen“, sagte Pürstl.

21 Menschen, darunter fünf Kleinkinder, hatte die Polizei in der Nacht auf Mittwoch aus den Händen mutmaßlicher Schlepper befreien können. Zwei Verdächtige wurden festgenommen - mehr dazu in 21 Menschen in zwei Autos gepfercht. Eine hochgradig organisierte Bande soll laut Polizei hinter jenem in Wien gestoppten Transport stecken, der 24 Afghanen das Leben hätte kosten können. Obwohl der mutmaßliche Schlepper schweigt, nennt die Polizei weitere Details - mehr dazu in Lebensgefahr im Lkw: Schlepper schweigt.

Ständiger Kontakt zu ÖBB und Ungarn

Die Polizei sei in ständigem Kontakt mit den ungarischen Kollegen sowie den ÖBB und den Bahnbehörden in Ungarn. Wenn die Züge wieder von Budapest in die Bundeshauptstadt fahren, „werden wir das in Wien am Bahnhof so handhaben, wie wir das auch in der Vergangenheit gemacht haben“, so Pürstl. „In einer Situation wie dieser ist es ganz klar, dass die Wiener Polizei und die Polizei in Österreich nicht alle Probleme der EU-Außengrenzen lösen kann“, bekräftigte der Polizeipräsident.

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