Korosec will ÖVP-Spitze umgehen

Nicht gut behandelt fühlt sich ÖVP-Urgestein Ingrid Korosec. Für die Wahl nur auf Platz elf der Landesliste gereiht, will sie nun via Vorzugsstimmenwahlkampf in den Gemeinderat. Sie selbst sieht Parallelen zu Ursula Stenzel.

„Stenzel hat man nicht gut behandelt. Mir ist es ähnlich gegangen, nur reagiere ich anders“, sagte Korosec am Freitag. Stenzel war erst jüngst zur FPÖ gewechselt - mehr dazu in Wien-Wahl: Stenzel gegen „rot-grüne Dominanz“. Wiens Parteichef Manfred Juraczka reservierte für Korosec kein fixes Gemeinderatsmandat mehr. Mit Platz elf auf der Liste für die Gemeinderatswahl am 11. Oktober ist sie - wie sie selbst sagt - an aussichtsloser Stelle gereiht.

Die Entscheidung von Juraczka - „Er ist als Parteiobmann dafür verantwortlich“ -, keine einzige Seniorenvertreterin an wählbare Stelle zu setzen, könnten sie und viele Menschen, mit denen sie gesprochen habe, nicht verstehen, kritisierte die 74-jährige Langzeitpolitikerin, die auch den Wiener Seniorenbund leitet. „Das ist wahltaktisch und gesellschaftspolitisch unklug“, so Korosec. Denn: Die Hälfte aller ÖVP-Stimmen sei bei der Wien-Wahl 2010 von Senioren gekommen.

Rund 1.200 Stimmen nötig

„Wir lassen uns das nicht gefallen. Wir lassen uns nicht entmündigen“, gibt sich Korosec kämpferisch. Sie will sich nun mittels Vorzugsstimmenwahlkampf parteiintern an den Anfang der Liste hieven. Laut ihren Angaben sind dafür rund 1.200 Stimmen nötig.

Wahlwerbung betreibt Korosec gemeinsam mit dem schwarzen Arbeitnehmervertreter Hannes Taborsky (49), Vorstandsmitglied in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD). Auch er kritisiert die mangelnde Vielfalt in der ÖVP-Liste und will - im Gegensatz zu seiner Mitstreiterin - erstmals in den Gemeinderat einziehen: „Der Gewerkschaftsbeschluss, es sollte auch ein Arbeitnehmervertreter fix im Gemeinderat vertreten sein, wurde nicht berücksichtigt.“ Taborksy, derzeit außerdem Bezirksrat in Penzing, liegt derzeit auf Platz 14 der Landesliste.

Auch Norbert Walter kämpft um Vorzugsstimmen

Tatsächlich hatte Juraczka die vorderen Plätze auf Kosten einiger altgedienter Mandatare vorrangig jungen, noch unbekannten Kandidaten überlassen und dafür bereits Kritik einstecken müssen. Ebenfalls bei den fixen Plätzen nicht berücksichtigt wurde Norbert Walter, der im Bauernbund seine schwarze Heimat hat. Er will nun auch mittels Vorzugsstimmenwahlkampf seinen Einzug ins Stadtparlament sichern.

Pro Partei kann man als Wähler zwei Vorzugsstimmen auf Landesebene abgeben. Dafür müssen die Namen der Kandidaten in die dafür vorgesehene Spalte am Stimmzettel eingetragen werden.

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