Flächenbezirke: FPÖ besser organisiert

Die Wien-Wahl wird in den großen Flächenbezirken Favoriten, Floridsdorf und Donaustadt entschieden. In diesen ehemaligen SPÖ-Hochburgen holt die FPÖ immer mehr auf. Die FPÖ ist dort besser organisiert als je zuvor.

Plus 14,2 Prozentpunkte in Favoriten, plus 14,9 in der Donaustadt und plus 16,2 in Floridsdorf: Die FPÖ hat bei der letzten Wien-Wahl 2010 in den großen Bezirken Stärke gezeigt und massiv zugelegt. Die SPÖ fiel gleichzeitig in allen drei Bezirken unter die 50-Prozent-Marke. Bei weit mehr als 300.000 Wahlberechtigten in diesen drei Bezirken könnte das bei der heurigen Wien-Wahl am 11. Oktober wahlentscheidend sein, sagt der Politologe Peter Filzmaier.

Grafik Wien Karte

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Die SPÖ bei der Wien-Wahl 2010: Je dunkler, umso mehr Stimmen

Organisation an der Basis entscheidend

Die SPÖ wird nicht die gesamten Bezirke verlieren, etliche Sprengel könnten heuer aber an die FPÖ gehen. Die entscheidende Rolle dabei spielt der Organisationsgrad an der Basis. „In den großen Flächenbezirken ist oder war der Wettbewerbsvorteil der SPÖ der Organisationsgrad“, sagt Filzmaier.

Die Frage sei, wie intakt die Organisation noch ist. „Die Schlüsselfrage ist natürlich, ob man da noch so organisationsstark wie früher ist oder ob diese Organisationsteile nur auf dem Papier bestehen. Treffen sich dort Pensionisten, um sich zu unterhalten, oder junge Aktivisten für den Wahlkampf.“ Um die Basis zu motivieren, setzt die SPÖ heuer daher voll auf das „Duell“ mit der FPÖ.

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Die FPÖ bei der Wien-Wahl 2010: Je dunkler, umso mehr Stimmen

Die FPÖ dürfte an der Basis zu alter Stärke zurückgefunden haben, analysiert Filzmaier. In großen Gemeindebauten gibt es wieder Funktionäre, die offen für die Freiheitlichen kämpfen. „Die FPÖ hat noch in den 1990er Jahren unter Jörg Haider Bezirks- und Sprengelorganisationen aufgebaut in Stadtrandsiedlungen. Dann sind die Akteure aber abgetaucht, weil sie in den Bundesregierungsjahren unbeliebt waren. Nun sind sie wieder aufgetaucht“, so Filzmaier.

Höhere Beteiligung erwartet

Bei der Wien-Wahl 1996 fiel die SPÖ auch durch diesen Effekt erstmals knapp unter die 40-Prozent-Marke. Die FPÖ kam auf 28 Prozent. Dieses Mal werde die FPÖ aber die 30-Prozent-Marke überspringen, sagt Filzmaier. Das werde mit Wählerinnen und Wählern gelingen, die vor fünf Jahren gar nicht wählen waren. "Es ist relativ selten so, dass jemand, der Jahrzehnte eine Partei gewählt hat, direkt zu einer anderen geht.

Der Regelfall sind oft Dreiecksgeschäfte von der Gruppe der Nichtwähler. Man wählt jahrelang Partei A, ist enttäuscht, geht mehrere Male nicht zur Wahl und dann wählt man Partei B", so Filzmaier. Bei der Wien-Wahl vor fünf Jahren gewann die FPÖ schon die meisten Stimmen aus dem Lager der Nichtwähler.

Filzmaier rechnet auch mit einer höheren Wahlbeteiligung. „Es herrscht eine extreme Polarisierung. Die Mehrheiten und die Koalitionen sind extrem offen“, sagt er. Da wollen die Wählerinnen und Wähler mitentscheiden.

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