Wien-Wahl: Plattform zeigt Netzwerke auf

Die Plattform Meine Abgeordneten hat zur Wien-Wahl alle aussichtsreichen Kandidaten erfasst. 46 neue Dossiers wurden erstellt, fast hundert aktualisiert. Dargestellt werden etwa Netzwerke und Verknüpfungen der Personen.

Die Netzwerke stoßen laut Paul Beyer-Klinkosch, Vorstandsmitglied von Respekt.net, dem Eigentümer von Meine Abgeordneten, auf besonders großes Interesse: „Wer ist mit der Raiffeisenkasse verbandelt, wer Mitglied in der Industriellenvereinigung?“ Neue Filter ermöglichen nun verknüpfte Abfragen nach verschiedensten Kriterien. Die Zusammenhänge werden in Netzwerkdiagrammen dargestellt.

Außerdem scheinen auf der Homepage die Tweets aller Abgeordneten, die auf der Plattform vertreten sind, auf. Die neue Webseite ist unter beta.meineabgeordneten.at abrufbar. Bis alle „Kinderkrankheiten“ beseitigt sind, laufen beide Versionen der Webseite. Die Dossiers über die Politiker sind gratis abrufbar, von professionellen Politikeinrichtung (etwa Parlament, Regierungseinrichtungen, Parteien, Interessenverbände, Sozialversicherungen, Großunternehmen und Großbanken) werden zehn Euro erbeten.

Kandidaten im Beruf oft bei eigener Partei

Neben den Lebensläufen der aussichtsreichsten Kandidaten zur Wien-Wahl wurden auch jene der Listenersten der sieben Kleinparteien recherchiert. „Was uns sehr überrascht hat, war die berufliche Zusammensetzung der beiden Regierungsparteien“, sagte Redaktionsleiterin Marion Breitschopf. Von den neun neuen SPÖ-Kandidaten arbeiten alle im Parteiumfeld bzw. im stadtnahen Bereich. Ähnlich verhalte es sich bei den Grünen. Fünf der sechs neu recherchierten Kandidaten sind beruflich für die eigene Partei tätig.

Besonders viele neue Dossiers wurden für die ÖVP erstellt, die ihre Liste komplett umgestellt habe. Durch eine „eigenwillige“ Listengestaltung falle die FPÖ auf: So kandidiert Ursula Stenzel nicht nur auf Platz 3 der Landesliste, sondern auch in den bürgerlichen Wahlkreisen Döbling, Innen-West und Zentrum. Auch Parteichef Heinz-Christian Strache kandiert nicht nur auf dem ersten Platz der Landesliste. Er führt die Wahlkreislisten in den Flächenbezirken Simmering, Floridsdorf, Donaustadt und Favoriten an.

Griss als neue Expertin

Zusammengetragen wurden die Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen. Während manche Kandidaten bereitwillig Informationen bereitstellen würden, finde man zu anderen kaum etwas, kritisierte Breitschopf.

Neu im Senior Advisory Board von Respekt.net ist die durch die Leitung der Hypo-Untersuchungskommission bekannt gewordene ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs, Irmgard Griss. Sie werde künftig ihre Expertise als Juristin und Beobachterin der österreichischen Politik einbringen.

In Zeiten, in denen zu Recht nach einem Persönlichkeitswahlrecht verlangt werde, sei die Plattform eine wichtige Quelle. „Je mehr man über die Persönlichkeit der Abgeordneten weiß - wie sind sie vernetzt, in welchen Kreisen bewegen sie sich - desto eher kann man einschätzen, ob sie das durchsetzen werden, was sie versprechen“, sagte Griss. Auch die Politiker selbst würden dadurch eine stärkere Verantwortung gegenüber den Wählern spüren.

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