Vienna Design Week huldigt Favoriten

Die Vienna Design Week stellt den „urbanen“, aber auch „rauen“ zehnten Bezirk in den Fokus seiner neunten Festivalausgabe: In der ehemaligen Ankerbrotfabrik in Favoriten fand Donnerstagabend die Eröffnung statt.

„Es ist hier gleichzeitig sehr urban und sehr rau. Favoriten hat eine interessante Geschichte als Arbeiterbezirk und befindet sich mitten in einem Wandel“, sagt Festivalchefin Lilli Hollein. Die Ankerbrotfabrik ist ein gutes Beispiel für diesen Wandel. Hier ist eine „Loft City“ entstanden, in der sich auch zahlreiche Kulturinstitutionen und Künstler angesiedelt haben.

Veranstaltungshinweis:

Die neunte Vienna Design Week findet von 25. September bis 4. Oktober an rund 60 Standorten statt, die Zentrale mit Infopoint ist in der Brotfabrik.

Hier hat nun das Festival seine diesjährige Zentrale aufgeschlagen, wo es neben dem Infopoint etwa auch eine großzügige Ausstellung gibt, die in einer in baulichem Rohzustand befindlichen Halle auf 1.200 Quadratmetern die unterschiedlichsten Annäherungen an das Thema Design auffächert. Druckgrafik und Möbeldesign sind hier ebenso zu sehen wie Ideen für „Future Urban Mobility“ und künstlerische Arbeiten wie „ephemera“ von mischer’traxler - mehr dazu in oe1.ORF.at.

„Problemzonen in den Köpfen“

Im Skyloft im neunten Stock befindet sich die Kommandobrücke der neunten Vienna Design Week. Hier kann man die ganze Stadt überblicken, in der das Festival bis 4. Oktober immerhin rund 60 Orte bespielt, die mit der heurigen Signalfarbe Gelb kenntlich gemacht und an den beiden Festival-Samstagen teilweise mit Shuttles verbunden sind.

TV-Hinweis:

Der „kultur.montag“ berichtet am 28. September ab 22.30 Uhr in ORF2 über die Vienna Design Week.

Was sind die Problemzonen der Stadt in designerischer Hinsicht? „Die Problemzonen sind in den Köpfen“, antwortet Hollein nicht ohne Schmunzeln. „Das versuchen wir ja mit unseren wechselnden Fokusbezirken auch zu beweisen. Es geht uns nicht nur um das Luxusgüterdesign. Wir wollen mit der Stadt arbeiten.“

Design als Schnittstellendisziplin

Das Thema Social Design sei in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden, sagt die Festivalleiterin. „Natürlich ist der Begriff schwer greifbar, und immer wieder wird gefragt: Was ist eigentlich der Designaspekt dabei? Es geht im Wesentlichen um Vorschläge für Handlungsmöglichkeiten, für Prozesse und Konzepte. Design ist eine Schnittstellendisziplin.“

Als solche werde Design auch in der Steuerung der rasanten Entwicklung, die Wien in den kommenden Jahren nehmen werde, „eine wesentliche Rolle spielen - wie alle an den Urbanismus grenzenden Disziplinen. Es geht darum, die Stadt durchlässig zu halten. Ich bin voller Zuversicht, dass das zu meistern ist.“

Festival Headquarters - Brotfabrik Wien - Prepares

Kollektiv Fischka / Kramar

Kommandobrücke der neunten Vienna Design Week

„Stadtarbeit“ und das Wissen von Migranten

Optimismus braucht Hollein auch, wenn sie an das Mammutprogramm der kommenden Tage mit rund 150 Einzelveranstaltungen denkt, das sie mit ihrem Team auf die Beine gestellt hat. Denn traditionelle Programmschienen wie die „Passionswege“, bei denen internationale und österreichische Designer mit Wiener Firmen arbeiten, „Stadtarbeit“ (das unter anderem an die ehemaligen Ziegelproduktionsstätten des Wienerbergs erinnert und sich mit unbeachteten Fähigkeiten und ungenutztem Wissen von Migranten beschäftigt) und „Labor“ (mit „Wiener Geschichte(n)“) sind natürlich auch heuer wieder mit dabei.

Französisches Design wird vorgestellt

Gastland ist heuer Frankreich, das unter anderem „20 Ikonen des französischen Designs“ zeigt. „Es gibt schon so etwas wie eine französische Annäherung an Design“, glaubt Hollein. „Interessant finde ich: In Frankreich wird Design ganz stark über Kunst definiert. Dort gibt es kaum Social Design. Während man sich hier bei uns immer mehr in den Dienst der Allgemeinheit stellt.“

2007 hatte die erste Vienna Design Week 12.000 Besucher erreicht, im Vorjahr kamen 34.200. „Es ist gelungen, Wien auf die internationale Designlandkarte zu setzen und die Öffentlichkeit für Design zu sensibilisieren“, sagt Hollein.

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