Hoffnung auf neue Krebstherapie

Eine neue, von starken Hoffnungen begleitete Immuntherapie steht im Zentrum des Europäischen Krebskongresses, der derzeit in Wien stattfindet. Rund 20.000 Teilnehmer wurden erwartet. Die Therapie soll Krebs chronisch machen.

„Wir hoffen, 40, 50 oder 60 Prozent dieser Erkrankungen in ein chronisches Stadium zu bringen“, sagte Thomas Büchele von der Entwicklungsabteilung des Schweizer Pharmakonzerns Roche gegenüber der APA. Der Schweizer Pharmakonzern hat sich bereits vor Jahren vor allem auf die Entwicklung von Biotech- und anderen High-Tech-Arzneimitteln gegen bösartige Erkrankungen spezialisiert und damit sehr große Erfolge erzielt. Daraus sind monoklonale Antikörper und entsprechende Labortests entstanden.

Auch in der aktuell besonders „heißen“ medikamentösen Immuntherapie, welche die von Tumoren unterdrückte Abwehrreaktion des Körpers wieder in Gang bringen soll, ist der Konzern stark engagiert. „Wir haben da mit Atezolizumab einen sogenannten PDL-1-Antikörper bereits in der Phase-III-Entwicklung (Wirksamkeit) und werden in Wien Daten zu Lungen- und Blasenkrebs vorstellen“, sagte Büchele. Man sei bei den PDL-1-Hemmstoffen hier derzeit unter den Pharmakonzernen am weitesten fortgeschritten.

Geschichte der Krebstherapie

APA/Martin Hirsch

Tumore finden Umwege

In den vergangenen Jahren wurden zur „zielgerichteten Krebstherapie“ immer mehr Wirksubstanzen entwickelt, welche Tumorzellen jeweils ganz spezifisch an exakt definierten „Knackpunkten“ in ihrem Wachstum angreifen. Doch oft ist die Wirksamkeit sehr schmal und nur bei ganz bestimmten Tumorvarianten. Was hinzu kommt, sagte Büchele: „Die Tumore finden Umwege, um die Wirkung der Medikamente zu umgehen.“

Auch die neuen Immuntherapeutika, welche durch Blockade von PD1-, PDL-1 oder CTLA-4-Strukturen an Tumor oder Immunzellen die „Bremse“ lockern sollen, welche bösartige Zellen dem Immunsystem des Patienten anlegen, seien eigentlich eine „zielgerichtete Krebstherapie“, betonte der Forschungsmanager. „Aber es scheint, als hätten sie bei vielen verschiedenen Krebserkrankungen, bei Tumorleiden und hämatologischen Krankheiten, eine Wirkung. Mit einer Monotherapie hat man da ein Plateau von etwa 20 Prozent an Fällen erreicht, in denen man die Krebserkrankung in ein chronisches Stadium überführen kann.“

Rückkehr der Chemotherapeutika möglich

Doch das soll nicht das Ende sein. „Wir haben eine Reihe von Studien, in denen die Immuntherapie mit den anderen zielgerichteten Therapien kombiniert werden. Und dann wird es wohl auch Kombinationen mit den alten Chemotherapeutika geben. Die könnten zurückkommen“, sagte Büchele.

Der Clou dabei, wie der Roche-Forschungsmanager betonte: „Chemotherapeutika wirken ja auch, indem durch sie abgetötete Krebszellen Antigene freisetzen, gegen die das Immunsystem wirkt.“ Und genau diese Abläufe würden ja erst recht durch die neuen Immuntherapien verstärkt. „Wir hoffen damit, den Anteil der Krebserkrankungen, die wir in ein chronisches Stadium überführen, auf 40, 50 oder gar 60 Prozent zu erhöhen.“ Das wäre wohl ein enormer Gewinn vor allem für Krebspatienten mit fortgeschrittenen Erkrankungen.