„Bezirkskaiser“ unter Druck

In etlichen Bezirken wird es bei der Wien-Wahl spannend. In Währing und Döbling stehen zwei Langzeit-ÖVP-Bezirksvorsteher auf dem Prüfstand. Und in Simmering will die FPÖ erstmals einen Bezirksvorsteher stellen.

In Währing sind ÖVP, Grüne und SPÖ 2010 nahe zusammengerückt. Karl Homole (ÖVP) blieb aber im Amt. Bei anderen Wahlen konnten die Grünen Währing bereits erobern. Die entscheidende Frage in Währing ist die Parkplatzsituation. Bei zwei Abstimmungen entschieden sich die Währinger gegen die Einführung des Parkpickerls.

Parkpickerlfrage entscheidet Währing

Viele sagen jetzt aber, der Bezirk sei der „Parkplatz der Pendler“. Homole will Anrainerparkplätze schaffen, was ohne Parkpickerl rechtlich umstritten ist. Die Spitzenkandidatin der Grünen, Silvia Nossek, will hingegen das Parkpickerl einführen. Außerdem will Nossek die Gersthofer Straße verkehrsberuhigen und mehr Freiraum durch einen „Straßenrückbau“ schaffen. Homole will einen „Generationencampus“ gemeinsam mit der Caritas bauen und die Verkehrsspange Währinger Straße/Gentzgasse neu gestalten.

Grafik Währing

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Ausgangslage in Währing

Döbling: SPÖ will Tiller in Pension schicken

In Döbling läuft ein Zweikampf zwischen der ÖVP und der SPÖ um den ersten Platz. Der längstdienende Bezirkschef Wiens, der 76-jährige Adi Tiller, ist seit 1978 im Amt und will es noch einmal wissen. Er sieht im Gespräch mit wien.ORF.at kein Duell um den Posten des Bezirkschefs. „Ich glaube, dass ich das problemlos gewinne.“ Viele Menschen würden ihn auf der Straße ansprechen und bitten, dass er weitermache, sagt Tiller.

Allerdings könnte ihm NEOS zusetzen, bei der Nationalratswahl schaffte die Partei in Döbling zwölf Prozent. Tiller möchte die Heurigengrätzl vom Verkehr entlasten und einen Tunnel von der Krottenbachstraße bis zur Marswiese bauen. Kostenpunkt aus seiner Sicht: 45 Millionen Euro. Außerdem will er verhindern, dass Teile der Services im Amtshaus in andere Bezirke übersiedelt werden. Anrainerparkplätze in der Spittelau und in Heiligenstadt sind für ihn vorstellbar, ohne Parkpickerl aber nur schwer umsetzbar.

Grafik Döbling

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Ausgangslage in Döbling

Das Wahlziel des SPÖ-Spitzenkandidaten in Döbling, Anton Mandl, ist klar: „Eine Stimme mehr als die ÖVP.“ Die FPÖ wird die SPÖ aber in den Gemeindebauten Stimmen kosten. Mandl spricht sich klar gegen Tillers Großprojekte wie Skipiste, Gondel und den Tunnel aus. Die Kernprojekte der Döblinger SPÖ: Parkpickerl für Oberdöbling und Heiligenstadt, mehr Ganztagsschulen, Kuchelau und Nußdorf als Naherholungsgebiete, W-LAN-Ausbau und mehr Angebote für Jugendliche im öffentlichen Raum.

FPÖ will erstmals Bezirksvorsteher in Simmering

Bei der vergangenen Wien-Wahl 2010 betrug der Abstand zwischen SPÖ und FPÖ im Arbeiterbezirk noch 15 Prozent, die SPÖ fuhr aber ein Minus von fast zwölf Prozentpunkten ein. Daher werden der FPÖ Chancen eingeräumt, erstmals einen Bezirksvorsteher zu erobern. Paul Stadler soll für die FPÖ für einen neuerlichen Erdrutsch in Simmering sorgen. Dabei wird er wohl von der allgemeinen Stimmung aufgrund der Flüchtlingskrise profitieren. Auch in Simmering gibt es vorübergehende Flüchtlingsquartiere.

„Die Leute rufen mich an und sind verunsichert“, sagt Stadler. Man müsse die Bevölkerung besser informieren, bevor Quartiere eingerichtet werden. „Dann werden sie auch anders reagieren“, sagt der Unternehmer. Die amtierende Bezirksvorsteherin Eva-Maria Hatzl (SPÖ) sieht das anders. Es habe sehr wohl Informationen gegeben, online und mittels Aushang. Außerdem spreche sie regelmäßig mit den Menschen. In den beiden Notschlafstellen in Simmering gehe es sehr menschlich und ruhig zu, sagt die Bezirksvorsteherin.

Grafik Simmering

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Ausgangslage in Simmering

Ansonsten möchte Stadler das Industriegebiet hinter dem Zentralfriedhof mit einer Buslinie durch den Bezirk erschließen, mehr erneuerbare Energie einrichten und das „Gärtnersterben“ auf der Simmeringer Haide beenden. Außerdem tritt er für den Erhalt des dörflichen Charakters einiger Teile Simmerings ein. Hatzl ist überzeugt davon, den ersten Platz zu behalten. „Mein Ziel ist 50 plus“, sagt sie gegenüber wien.ORF.at. Sie möchte die öffentlichen Verkehrsmittel ausbauen, etwa die U3 nach Kaiserebersdorf und die Linien 6 und 71. Außerdem soll das Schulsanierungsprojekt weitergeführt werden. Und das dritte Ziel: „Soziale Gerechtigkeit in Simmering.“ Hatzl glaubt nicht, dass ihr die Asyldebatte auf Bezirksebene schaden und der FPÖ helfen wird.

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