Parteien setzen auf breites Kandidaten-Spektrum

Ohne Promi-Quereinsteiger, dafür mit weitgehend gleicher Verteilung von Frauen und Männern sowie insgesamt einem breiten Spektrum an Kandidaten stellen sich die Wiener Parteien am 11. Oktober der Wahl.

Nicht nur Inhalte sind für Wähler bedeutend, sondern auch, wer diese Inhalte vertritt. Daher versuchen politische Parteien möglichst viele Wählerinnen und Wähler anzusprechen, indem sie ein möglichst breites Spektrum an Kandidaten aufstellen. Promi-Quereinsteiger fehlen bei der Wahl am 11. Oktober, aber so gut wie alle Parteien haben sich um eine ausgewogene Geschlechterquote bemüht. Auch explizite Kandidaten für die Jugend sind an wählbaren Stellen zu finden.

SPÖ setzt auf Kandidaten von 19 bis 67 Jahren

  • Spitzenkandidat: Michael Häupl
  • Durchschnittsalter 44 Jahre
  • Geschlechterquote 50:50

Die SPÖ-Liste führt erneut Bürgermeister und Landesparteichef Michael Häupl an. Ihm folgt Klubchef Rudi Schicker. Der Großteil der Mandatare in spe ist wohlbekannt, echte Quereinsteiger finden sich kaum, sieht man vom ehemaligen Grün-Mandatar Senol Akkilic ab, der im Zuge des Wahlrechtsstreits vom grünen Koalitionspartner zur SPÖ übergelaufen war - mehr dazu in Akkilic: Parteiwechsel „aus freien Stücken“. Er wurde auf Platz 31 der Landesliste gesetzt.

Die Kandidaten der SPÖ sind zur Hälfte Kandidatinnen, da auch die Sozialdemokraten inzwischen das Reißverschlusssystem ähnlich wie die Grünen anwenden. Der jüngste SPÖ-Kandidat ist der 19-jährige Can Güven, die älteste Kandidatin Beate Wimmer-Puchinger (67).

Grüne mit einigen neuen Namen

  • Spitzenkandidatin: Maria Vassilakou
  • Durchschnittsalter 45 Jahre
  • Geschlechterquote in Prozent 47 (Männer) : 53 (Frauen)

Die Kandidatenliste der Grünen führt Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou, auf Platz zwei folgt Klubchef David Ellensohn. Einige neue Namen finden sich auf Positionen, die mit einem fixen Platz im Stadtparlament rechnen können: Birgit Meinhard-Schiebel, Sprecherin der Wiener Grünen SeniorInnen, findet sich etwa auf Platz sechs, der erst 28-jährige Peter Kraus, derzeit stellvertretender Büroleiter Vassilakous, an achter Stelle.

Mit Faika El-Nagashi und Ewa Dziedzic finden sich auch eine gebürtige Ungarin und eine gebürtige Polin auf den wählbaren Plätzen elf und zwölf. Insgesamt beträgt die Frauenquote der 262 Kandidaten umfassende Liste dank selbstverordneter Geschlechterparität 53 Prozent. Beim Durchschnittsalter kommen die Grünen auf rund 45 Jahre.

FPÖ mit prominentester Neuzugängerin

  • Spitzenkandidat: Heinz-Christian Strache
  • Durchschnittsalter nicht erhoben
  • Geschlechterquote in Prozent nicht erhoben

Die FPÖ zieht erneut mit Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache in die Wahl. Der Wahlkampf ist auf den blauen Chef zugeschnitten. Altersdurchschnitt oder Frauenanteil für alle Gemeinderats-Kandidaten haben die Stadt-Freiheitlichen laut eigenen Angaben nicht erhoben. Man bemühe sich jedoch, dass auf den vorderen Plätzen möglichst viele Frauen zu finden seien. Tatsächlich finden sich am Stadtwahlvorschlag fünf Kandidatinnen unter den ersten zehn.

Der wohl prominenteste und aufsehenerregendste Neuzugang gelang den Blauen mit der Abwerbung der ÖVP-City-Bezirksvorstehrerin Ursula Stenzel - mehr dazu in Wien-Wahl: Stenzel gegen „rot-grüne Dominanz“. Die 70-jährige Grande Dame der Innenstadt wurde gleich hinter Klubchef Johann Gudenus auf Platz drei der FPÖ-Liste platziert. Mit Maximilian Krauss (22) wurde zugleich dem Jugendkandidaten der fixe fünfte Platz reserviert. Er ist der Öffentlichkeit spätestens gut bekannt, seit seine Bestellung zum Vizepräsidenten im Stadtschulrat am Widerstand von Bürgermeister Häupl scheiterte - mehr dazu in Stadtschulrat: FPÖ droht mit Klage.

Älteste Kandidatin der ÖVP ist 83

  • Spitzenkandidat: Manfred Juraczka
  • Durchschnittsalter 46,16
  • Geschlechterquote in Prozent 50:50

Die Wiener ÖVP stellt als einzige Rathaus-Partei mit Manfred Juraczka, der seit 2012 Parteichef ist, einen Spitzenkandidaten, der erstmals in dieser Funktion antritt. Dieser krempelte auch gleich sein Team mit acht Neo-Kandidaten an durchaus wählbaren Stellen kräftig um, was ihm einiges an Kritik einbrachte - mehr dazu in ÖVP krempelt Rathaus-Riege um. So ist nach Juraczka auf Platz zwei der Landesliste mit der 27-jährigen Döblinger Bezirksrätin Elisabeth Olischar eine Newcomerin prominent gereiht.

Auf der Landesliste wendet die ÖVP auf den ersten 100 Plätzen fast nahezu das Reißverschlusssystem an - sprich auf Mann folgt Frau. Danach wurde alphabetisch gereiht. Das Durchschnittsalter der Nominierten beträgt laut Partei 46,16 Jahre. Der Jüngste ist der 18-jährige Marcel Flitter (Platz 136), die älteste Kandidatin ist die 83 Jahre alte Maria Löschl (Platz 199). Eine Reihe von Kandidaten der Jungen ÖVP (JVP) sind auf den Landesliste bzw. den Wahlkreislisten prominent platziert.

Generell wurden die schwarzen Teilorganisationen bei der Listennominierung unterschiedlich bedacht. So werden Wirtschaftsbund-Direktor Alexander Biach und Wiens oberster Kaffeehäuser-Chef und Landtmann-Betreiber Berndt Querfeld wohl über die Wahlkreise Mandate ergattern. Im Gegenteil dazu führen Seniorenbund-Vertreterin Ingrid Korosec und Bauernbund-Kandidat Norbert Walter Vorzugsstimmenwahlkämpfe, um den neuerlichen Einzug ins Rathaus zu schaffen mehr dazu in Korosec will ÖVP-Spitze umgehen.

NEOS mit kaum bekannten Namen

  • Spitzenkandidatin: Beate Meinl-Reisinger
  • Durchschnittsalter 41,5 Jahre
  • Geschlechterquote in Prozent 50:50

Zum ersten Mal bei der Wien-Wahl am Start ist dieses Mal NEOS. Ex-Nationalratsabgeordnete - mehr dazu in Meinl-Reisinger legt Mandat zurück - und Wiener Landessprecherin Beate Meinl-Reisinger führt die Liste an, dahinter folgen Namen, die der Öffentlichkeit kaum bis gar nicht bekannt sind. Auf Platz zwei findet sich der 35-jährige Unternehmer Markus Ornig, dahinter die gleichaltrige Bettina Emmerling, Projektleiterin für Verkehr und Mobilität bei der Energieagentur Österreich.

Unter den Top 20 der insgesamt 174 Kandidaten mit einem Durchschnittsalter von 41,5 Jahren gibt es eine 50-prozentige Frauenquote, betont man in der Partei.

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