Vassilakou von rot-grüner Mehrheit überzeugt

Die Spitzenkandidaten für die Wien-Wahl sind zu Gast im „Wien heute“-Studio. Die Frontfrau der Grünen, Maria Vassilakou, ist überzeugt davon, dass sich Rot-Grün nach der Wahl ausgehen wird. Sie möchte die Koalition fortsetzen.

Als Wahlziel definiert Vassilakou „das beste grüne Ergebnis aller Zeiten“. Das wären 14,6 Prozent der Stimmen. Nach den jüngsten Umfragen und der Zuspitzung auf das Duell SPÖ-FPÖ scheint das nicht mehr sehr realistisch. Sollte Vassilakou bei der Wien-Wahl Verluste einfahren, wird sie zurücktreten, sagte sie mehrmals. Möglicherweise möchte sie so Wähler zurückholen, die aus strategischen Gründen zur SPÖ wechseln könnten.

„Strache wird nichts in dieser Stadt“

Im „Wien heute“-Interview wollte die grüne Spitzenkandidatin daher nichts von einem „Duell um Wien" zwischen Bürgermeister Michael Häupl und Heinz-Christian Strache wissen. „Das Duell Häupl-Strache gibt es jetzt zum dritten Mal. Ich kann ihnen jetzt schon sagen, wie es ausgehen wird: Häupl wird Bürgermeister werden. Strache wird nichts in dieser Stadt.“

Maria Vassilakou in „Wien heute“

Vassilakou möchte den Ring nicht autofrei machen und schlägt einen Volksabstimmung über den Lobau-Tunnel vor.

Vassilakou zeigte sich überzeugt, dass sich Rot-Grün auch nach der Wahl ausgehen wird. „Selbst wenn wir die pessimistischsten Ergebnisse heranziehen, dann wird die SPÖ ein bisschen verlieren, aber es bleibt immer noch die Mehrheit für Rot-Grün. Aber nur eine Stimme für Grün sichert die rot-grüne Zusammenarbeit ab", sagte sie im Interview mit ORF-Wien-Chefredakteur Paul Tesarek. Viele in der SPÖ liebäugeln mit einer ÖVP-Koalition, sollte sie rechnerisch möglich sein. Das beste Argument für eine Fortsetzung von Rot-Grün sei „ein gutes grünes Wahlergebnis“, so Vassilakou.

Verkehrstadtrat: „Wirksam, nicht beliebt“

Die Verkehrsstadträtin präsentierte dann auch ihre Bilanz der letzten fünf Jahre. Wien sei mit fast 40 Prozent Öffi-Anteil an den Alltagswegen „Weltklasse“. Sie verwies auf das 365-Euro-Jahresticket und erinnerte daran, dass mittlerweile 70 Prozent der Wienerinnen und Wiener die vieldiskutierte Mariahilfer Straße für ein gelungenes Projekt halten. „Ich möchte allen einen Spaziergang über die Mahü empfehlen. Sie ist wunderschön gelungen.“

Warum wurde so negativ darüber geredet, wollte Tesarek wissen. „Die Stadt hat zwei Jahre lang kaum über etwas anderes geredet. Nicht wir haben das kommuniziert, sondern 1,8 Millionen Wienerinnen und Wiener haben darüber kommuniziert." Vassilakou ist dabei für viele zum Feindbild geworden. „Es kommt nicht darauf an, wie beliebt ein Verkehrsstadtrat ist, sondern wie wirksam." Durch Investitionen im Verkehrsressort seien in den vergangenen Jahren „jährlich 30.000 Arbeitsplätze gesichert“ worden. Diesen Weg will Vassilakou fortsetzen. Außerdem sollen Jobs durch Investitionen etwa in Life Sciences, Start-Ups, neue Stadtteile oder den Tourismus entstehen.

Tesarek und Vassilakou

ORF

Volksbefragung über Lobau-Tunnel

Vassilakou will in den nächsten fünf Jahren auch auf der Ringstraße Projekte umsetzen. Die Nebenfahrbahnen vor der Oper, der Universität und dem Burgtheater sollen anders gestaltet werden. Dass es weniger Fahrspuren oder gar eine Sperre des Rings für Autos gibt, schloss sie „für die nächsten fünf Jahre“ aus. Beim letzten Koalitionspakt zwischen den Grünen und der SPÖ wurde der Lobau-Tunnel bewusst ausgespart, weil es sonst keine Einigung gegeben hätte. Dieses Mal soll der Tunnel auch keine Hürde darstellen, sagte Vassilakou. Sie schlug vor, nach der Wahl eine Volksbefragung über den Tunnel abhalten zu lassen. „Der Tunnel ist eine Milliardeninvestition. Die Wienerinnen und Wiener sollen entscheiden.“

Bei der Flüchtlingsthematik sei die Obergrenze noch lange nicht erreicht. Man habe derzeit 11.000 Asylwerber in Wien in der Grundversorgung, sagte Vassilakou. In der Polenkrise Anfang der 1980er-Jahre seien es 120.000 gewesen. Wien brauche aber auch eine europäische Flüchtlingspolitik, die „die Lasten gleichmäßig verteilt.“ Sie sprach sich gegen einen „Zaun wie ihn Strache vorschlägt“ aus. „Damit sperren wir uns nur selbst ein.“ Man müsse die vielen gut qualifizierten Flüchtlinge unterstützen, damit sie in Wien Fuß fassen können, etwa in der Selbstständigkeit. „Dann würden sie auch noch andere Jobs schaffen“, sagte Vassilakou, und: „Ich bin stolz auf Wien. Wir haben eine unglaublich menschliche Haltung gezeigt.“

Links: