Brand: Tote offenbar junge Männer

Nach dem Brand in einem leerstehenden Lokal in Favoriten, bei dem fünf Tote entdeckt wurden, sind zwei Leichen obduziert worden. Laut Polizei handelt es sich um Männer im Alter zwischen 17 und 25 Jahren. Die genaue Identität ist noch unklar.

Zwei der fünf Leichen wurden am Freitag noch in der Gerichtsmedizin obduziert. Bei beiden konnte kein Hinweis auf Fremdverschulden festgestellt werden, sie dürften mit großer Wahrscheinlichkeit beim Ausbruch des Feuers noch gelebt haben, berichtete Polizeisprecher Paul Eidenberger. Die Männer dürften zwischen 17 und 25 Jahren alt gewesen sein. In den kommenden Tagen werden auch die drei weiteren Leichen obduziert.

Brandursache noch unklar

Die genaue Identität der Toten stand aber am Freitagabend noch nicht fest, so Eidenberger. Anrainer spekulierten, es könnte sich um Obdachlose oder um Jugendliche, die eine Party feierten, handeln. Die Polizei wollte sich an diesen Spekulationen nicht beteiligen. Bis Freitagabend gab es keine zielführenden Hinweise.

Die Polizei ersuchte daher um Hinweise zu Personen, die sich in der Nähe des leerstehenden Lokals in der Filmteichstraße aufgehalten haben könnten. Auch Angehörige von Vermissten in diesem Alter sollen sich melden. Die Brandursache war am Abend unklar. „Es kann ein Unfall gewesen sein, auch Brandstiftung ist möglich", sagte Eidenberger.“

Bilder aus der Nacht

Große Herausforderung für Einsatzkräfte

Ein Passant habe am Donnerstagabend den Notruf gewählt, berichtete Gerald Schimpf, Sprecher der Wiener Berufsfeuerwehr. Bei der Anfahrt sahen die Einsatzkräfte bereits von Weitem das Feuer. Als die Einsatzkräfte gegen 21.45 Uhr in der Filmteichstraße eintrafen, stand die ehemalige Mostschenke am Rande des 650.000 Quadratmeter großen Kurparks Oberlaa in „offenem Vollbrand“.

Es wurden sieben Löschleitungen gelegt, auch ein Großtankfahrzeug rückte an. 60 Mann bekämpften die Flammen und verhinderten ein Übergreifen - „eine große Herausforderung“, wie Schimpf sagte. Denn angrenzende Bäume brannten auch schon. Schwierig gestaltete sich auch die Löschwasserversorgung. „Wir haben zuerst einen Pendelverkehr mit Löschfahrzeugen eingerichtet und dann eine 300 Meter lange Zubringerleitung hergestellt“, schilderte Schimpf.

Leichen bei Nachlöscharbeiten entdeckt

Der Brand wurde zuerst von außen bekämpft. Gegen Mitternacht war das Feuer weitgehend gelöscht. „Unter Atemschutz“ konnten Einsatzkräfte dann in die Brandruine und entdeckten im Zuge der Nachlöscharbeiten die fünf Toten. „Die Leichen waren teilweise bis zur Unkenntlichkeit verkohlt“, sagte Eidenberger.

Bilder vom Tag nach dem Brand

Alle fünf „wurden auf einer Fläche von zehn Quadratmetern im hinteren Bereich des abgebrannten Gebäudes“ gefunden, berichtete der Polizeisprecher. Die Feuerwehr habe die Einsatzstelle großflächig ausgeleuchtet, schilderte Schimpf. „Noch während der Brandbekämpfung wurde parallel mit der Polizei gearbeitet“, so der Feuerwehrsprecher. Das Gebäude brannte bis auf die Grundmauern ab.

Zuerst konnte die Polizei nicht ausschließen, dass „weitere Leichen unter den Trümmern liegen“, sagte Eidenberger. Ein Leichenspürhund durchsuchte am Freitagvormittag das Gelände. Im Anschluss wurde ein Brandmittelspürhund zugezogen. „Die Tatort- und Brandermittler des Landeskriminalamtes werden das ganze Areal Zentimeter für Zentimeter untersuchen, um die Fragen zu klären, was die Brandursache ist, von wo er ausgegangen ist und ob es Hinweise auf die Identität der Toten gibt“, berichtete Eidenberger.

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Video von den Löscharbeiten

Das Haus stand im Vollbrand, wie ein Video eines Feuerwehrmannes zeigt. Die Löscharbeiten waren eine „große Herausforderung“.

Seit einem Jahr leer gestanden

Die ehemalige Mostschenke steht seit rund einem Jahr leer, sie ist im Besitz des Wiener Stadtgartenamts (MA 42). Laut Anrainern wurden im Sommer die Fenster des Gebäudes eingeschlagen und diese in weiterer Folge mit Brettern verriegelt, auch ein Bauzaun wurde aufgestellt.

„Ich gehe hier jeden Tag um 7.00 Uhr vorbei und habe hier noch nie jemanden gesehen“, sagte eine Nachbarin. Ebenfalls in der Nähe wohnt Anrainerin Brigitta. „Unser Sohn hat uns gestern kurz nach 22.00 Uhr angerufen. ‚Mama, mach die Balkontür auf, die Mostschenke brennt.‘ Es hat fürchterlich gestunken, geknistert. Der ganze Himmel war erhellt“, sagte sie.

Brand

APA/HERBERT P. OCZERET

Spürhunde suchen in der Umgebung nach Anhaltspunkten für die Ermittler

Auch sie sei dort „jeden Tag spazieren“ gegangen. „Menschen habe ich hier nie gesehen, nur Tiere“, sagte sie. Neben der Mostschenke war ursprünglich ein Streichelzoo gewesen. Zum Schluss hätten sich noch Hasen, ein Hahn und Hennen auf dem Areal befunden. „Es war hier sehr ruhig, gänzlich verlassen“, sagte die Nachbarin.

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