Wien fährt Notquartiere deutlich zurück

Die Stadt Wien fährt in Abstimmung mit den Hilfsorganisationen die Zahl der Notquartiere für Flüchtlinge temporär merkbar zurück. Für die anstehende Nacht werde man 2.500 bis 3.000 Plätze schließen.

Die Quartiere werden derzeit nicht benötigt, teilte Koordinator Peter Hacker mit. Damit hält man bei rund 4.000 Schlafplätzen. In der vergangenen Nacht seien die Unterkünfte mit rund 3.500 Menschen gefüllt gewesen, so Hacker. In der Nacht auf Samstag werde mit ähnlichen Zahlen gerechnet, verwies er auf Annahmen des Innenministeriums. Mit 4.000 Plätzen habe man somit noch 500 in Reserve.

Leichter Anstieg am Wochenende

Die zwischenzeitliche Reduktion passiere auch, um die vielen freiwilligen Helfer nicht vor den Kopf zu stoßen, indem man sie gewissermaßen unnötig einsetze, so Hacker. Am Wochenende soll es wieder einen leichten Anstieg geben, weshalb man manche Quartiere dann wieder reaktivieren werde bzw. manche Einrichtungen auf Stand-by halte. Über die genaue Kapazität werde am Nachmittag noch beraten.

Flüchtlinge ziehen in Otto-Wagner-Spital

Um die überlasteten Verteil- und Erstaufnahmezentren wie Traiskirchen zu entlasten, werden unterdessen in einem Pavillon des Otto-Wagner-Spitals Flüchlingsfamilien untergebracht.

In Neonbuchstaben prangt „Willkommen“ auf einer der Glastüren, Arbeiter stiefeln an dem Gebäude vorbei, im ersten Stock lehnt noch eine Leiter: Ganz den letzten Schliff hat der Pavillon Vindobona auf dem Areal des Wiener Otto-Wagner-Spitals noch nicht, im bereits renovierten zweiten Stock wuselt es trotzdem schon. Bis zu 70 Flüchtlinge werden hier ein neues Zuhause finden, gut 15 sind bereits da.

Kinder in Kindergarten und Schule

Vor allem Familien sollen in dem von Stadt und Caritas betriebenen Quartier untergebracht und so vor allem die überlasteten Verteil- und Erstaufnahmezentren wie etwa Traiskirchen entlastet werden. Einige der hellen, in orange oder grün gehaltenen Zimmer stehen noch leer, am Ende des Ganges hat sich aber bereits Familie Yusuf aus Somalia eingerichtet. Das Zimmer beherbergt auch die vermutlich jüngste Bewohnerin des Pavillons: Gerade einmal vier Tage nach der Ankunft in Österreich kam der Nachwuchs auf die Welt.

Flüchtlinge

APA/ROLAND SCHLAGER

Dementsprechend groß die Begeisterung bei Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ), die der neuen Einrichtung am Freitag gemeinsam mit Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner einen Besuch abstattete. In den kommenden Wochen sollen nach und nach weitere Familien sowie Einzelpersonen einziehen. In einer Gemeinschaftsküche kann selbst gekocht werden, im Keller gibt es Aufenthaltsräume, so schnell wie möglich sollen auch die Kinder in Schule und Kindergarten gehen.

Lob für Hilfsbereitschaft

„Ich erwarte von den Verantwortungsträgern in der Politik, sei es nun auf Landes- Bundes- oder EU-Ebene, dass sie die Verantwortung, die sie haben, einfach so wahrnehmen wie die Stadt Wien es zusammen mit den NGOs tut“, so Wehsely. Denn es gebe keinen sachlichen Grund, dass es zu Situationen wie etwa in Traiskirchen kommen müsse. „Das kann nur politische Bösartigkeit oder hochgradige Unfähigkeit sein“, wetterte die Sozialstadträtin. Und beides sei nicht akzeptabel - schon gar nicht wenn Menschen betroffen seien.

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„Das Beste gegen das Fürchten ist, Verantwortung zu übernehmen, einen Plan zu haben und Führung und Orientierung zu bieten“, so Wehsely. Erneut lobte sie die Hilfsbereitschaft der Wiener. Auch bei diesem Quartier hätten schon dutzende Menschen angerufen und gefragt, wie sie helfen können, berichtete die Bezirksvorsteherin von Penzing, Andrea Kalchbrenner. Auch ein zweiter Pavillon des Krankenhauses könnte in Zukunft zur Unterkunft für Flüchtlinge werden.

Tausende Quartiere bis Winter benötigt

Von 16.000 Taferlklasslern in Wien seien derzeit 38 Kinder, für die ihre Eltern Asyl beantragt hätten, so Wehsely. „Es ist bewältigbar, man muss es nur wollen“, betonte auch Schwertner. Er wünschte sich vor allem von den anderen Bundesländern mehr Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen. Denn bis zum Winter müssten noch 27.000 Plätze geschaffen werden, die Bundesländer hätten bisher aber nur rund die Hälfte davon in Aussicht gestellt. Insgesamt betreut die Stadt Wien zusammen mit 16 Partner mehr als 11.700 Flüchtlinge.

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