Lichtermeer: „Bild soll um die Welt gehen“

Mehr als 100.000 Menschen haben am Samstag beim Konzert „Voices for Refugees“ am Heldenplatz ihre Solidarität mit Flüchtlingen bekundet. „Dieses Bild soll um die Welt gehen“, meinte Toten-Hosen-Sänger Campino.

„Menschen in Not brauchen Zuwendung, wir dürfen uns nicht abwenden“, sagte Bundespräsident Heinz Fischer bei seiner Ansprache. „Ich sage es mit aller Deutlichkeit: Ich wende mich nicht von denen ab, die Sorgen und Ängste haben“, betonte Fischer. „Aber ich wende mich von denen ab, die aus der Not der Flüchtlinge ein Geschäft machen, sei es ein wirtschaftliches oder politisches.“ Der Bundespräsident forderte, dass „alle Staaten der europäischen Gemeinschaft etwas beitragen“ müssten.

Schweigeminute am Heldenplatz

Nach der Ansprache des Präsidenten kamen alle mitwirkenden Künstler zu ihm auf die Bühne, um bei Raoul Haspels „Schweigeminute (Traiskirchen)“ mitzumachen. Plötzlich herrschte am Heldenplatz Schweigen - das vielleicht schönste Zeichen, in Zeiten des medialen und politischen Getöses, wie viele meinten.

Solidaritätskonzert „Voices for refugees“

Mehr als 100.000 Menschen waren beim Solidaritätskonzert „Voices for refugees“ auf dem Wiener Heldenplatz.

Erich Fenninger, Präsident der Volkshilfe, Veranstalter der Kundgebung, und Organisator Ewald Tatar, Chef von Nova Music Entertainment, hatten zuvor 150.000 Besucher verkündet. Laut Polizei waren über den Tag bis zu 120.000 Menschen anwesend. Jedenfalls war der Heldenplatz seit den Nachmittagsstunden, als Maschek den bunten Reigen eröffneten, ständig sehr gut gefüllt.

Toten Hosen spielten „Schrei nach Liebe“

„Ihr habt als erste so etwas in dieser Dimension auf die Beine gestellt“, sagte Hosen-Sänger Campino. Und fügte hinzu: „Lasst euch diese bunte Stadt von diesem Karl Heinz Christian nicht wegnehmen.“ Die Band aus Düsseldorf bracht zum Abschluss des Konzerts ein hauptsächlich politisches ausgerichtetes Programm mit Liedern wie „Willkommen in Deutschland“, „Europa“ und „Schrei nach Liebe“. Tausende von in die Höhe gehaltenen leuchtenden Handys gaben eine stimmungsvolle Kulisse ab. „Dieses Bild soll um die Welt gehen“, meinte Campino.

Demo

APA / Herbert Pfarrhofer

Vor dem Konzert fand ein Großdemonstration in Wien statt

Heldenplatz „nicht zufällig gewählt“

Volkshilfe-Direktor Fenninger warnte: „Wenn das Asylrecht fällt, fällt das Menschenrecht." Den Veranstaltungsort habe man nicht zufällig gewählt. Man werden es nicht zulassen“, dass sich die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Ergreifendste Wortspenden kamen von Flüchtlingen. Ein Mädchen auf der Bühne berichtete etwa mit Tränen in den Augen: „Wir haben in Syrien kein Wasser und keinen Strom. Aber das ist nicht das Problem. Sondern viele Menschen sind tot.“

Kundgebung und Konzert verliefen friedlich

„Das überwältigende Handy-Lichtermeer war der Höhepunkt der (...) Kundgebung für Solidarität und Menschlichkeit am Heldenplatz“, zeigte sich Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch beeindruckt. Caritas-Präsident Michael Landau sprach am Sonntag im „Kathpress“-Interview von einem „starken, beeindruckenden Zeichen der Solidarität“. Die Botschaft vom Heldenplatz sei klar, so Landau: „Wir schaffen das.“ Zugleich warnte er davor, jene Menschen, die Ängste haben, „in ein politisches Eck zu stellen". Vielmehr gelte es zuzuhören" und dann mit Fakten zu antworten“, so Landau.

Das Konzert versammelte rund 15 heimische und internationale Künstler, neben den Toten Hosen etwa Conchita Wurst, Bilderbuch, Zucchero, Konstantin Wecker und Kreisky. Diverse Sportler - von David Alaba bis Marcel Hirscher - und Prominente sowie Künstler schickten Videobotschaften.

Wegen des großen Besucherandrangs beim Konzert mussten die Eingänge zum Heldenplatz immer wieder gesperrt werden. „Sämtliche Kundgebungen sowie die Abschlussveranstaltung am Heldenplatz verliefen ohne Vorfälle“, so Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Die Polizei war mit 400 Beamten im Einsatz - mehr dazu in news.ORF.at.

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