Flüchtlingsthema dominierte Wien-Wahl

Der Wahlkampf ist vom Duell SPÖ gegen FPÖ und vom Flüchtlingsthema geprägt gewesen. Gerade Letzteres hat offenbar der FPÖ genützt. Am unzufriedensten mit der Arbeit von Rot-Grün waren die Wähler, die im Gemeindebau leben.

Alle Ergebnisse

Hier finden Sie alle Ergebnisse und Vergleichsdaten zur Wien-Wahl 2015 - mehr dazu in Alle Ergebnisse, alle Daten.

Den hohen Stellenwert des Flüchtlingsthemas belegt die Wahlbefragung von SORA und ISA im Auftrag des ORF. 65 Prozent der befragten Wähler gaben an, dass sie vor der Wahl über das Thema Asyl und Flüchtlinge „sehr diskutiert“ hätten. Alle anderen Themen gingen vergleichsweise unter. Die Themenbereiche „Sicherheit und Kriminalität“ und „Wirtschaft und Arbeitsplätze“ spielten jeweils noch für 33 Prozent der Umfrageteilnehmer eine große Rolle. Am wenigsten von Bedeutung waren die Themen „Verkehr“ und „Gesundheit und Pflege“ mit jeweils 25 Prozent.

„Sorge“ bei Flüchtlingsthema überwiegt

21 Prozent der Wähler sagten, den Umgang der Politik mit dem Thema Flüchtlinge und Asyl mit „Ärger“ zu beobachten. In Summe überwog bei allen Wählern beim Flüchtlingsthema die „Sorge“, wie 45 Prozent angaben. 30 Prozent nannten „Zuversicht“.

Bewältigung der Herausforderungen bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen
Welches Gefühl haben sie in Bezug darauf, dass die Politik diesen Themen gewachsen ist?

Wähler

Zuversicht 30 %
Sorge 45 %
Ärger 21 %
keines davon 3 %
keine Angabe 1 %

Nichtwähler

Zuversicht 19 %
Sorge 56 %
Ärger 19 %
keines davon 3 %
keine Angabe 3 %

SPÖ

Zuversicht 45 %
Sorge 42 %
Ärger 7 %
keines davon 4 %
keine Angabe 2 %

FPÖ

Zuversicht 6 %
Sorge 49 %
Ärger 43 %
keines davon 2 %
keine Angabe 1 %

ÖVP

Zuversicht 26 %
Sorge 54 %
Ärger 17 %
keines davon 3 %
keine Angabe 0 %

GRÜNE

Zuversicht 53 %
Sorge 36 %
Ärger 9 %
keines davon 1 %
keine Angabe 1 %

NEOS

Zuversicht 25 %
Sorge 60 %
Ärger 10 %
keines davon 3 %
keine Angabe 2 %
  • 0 %
  • 20 %
  • 40 %
  • 60 %
  • 80 %
  • 100 %

Stichprobe = 2.045; max. Schwankungsbreite: ± 2,2 Prozent; Quelle: ORF.at/ISA/SORA

Betrachtet man die Parteien einzeln, zeigt sich ein anderes Bild. Während bei SPÖ, ÖVP, Grünen und NEOS „Zuversicht“ und „Sorge“ (SPÖ: 87 Prozent, ÖVP: 80 Prozent, Grüne: 89 Prozent, NEOS: 85 Prozent) im Hinblick auf die Herausforderungen bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen herrschte, rief das Thema bei der Mehrheit der Freiheitlichen Wähler (49 Prozent) „Sorge“ hervor, bei sechs Prozent „Zuversicht“, jedoch bei 43 Prozent „Ärger“.

Während die FPÖ im Wahlkampf stets eine rigide Flüchtlingspolitik vertrat und für Grenzzäune eintrat, verzichtete die SPÖ auf eine inhaltliche Annäherung beim Asylthema an die FPÖ und gab die Maxime aus: „Wir schaffen das.“ Bei den FPÖ-Wählern gaben 92 Prozent an, dass die FPÖ die besten Vorschläge zum Thema Flüchtlinge hatte, bei den SPÖ-Wählern sagten das 81 Prozent über die eigene Partei.

Wahlmotive
Welche Partei hat Ihrer Meinung nach …?

SPÖ

den besten Spitzenkandidaten 91 %
beste Vorschläge für Zukunft 87 %
beste Arbeit geleistet 93 %
beste Vorschläge zu Flüchtlingen 81 %

FPÖ

den besten Spitzenkandidaten 94 %
beste Vorschläge für Zukunft 90 %
beste Arbeit geleistet 68 %
beste Vorschläge zu Flüchtlingen 92 %

ÖVP

den besten Spitzenkandidaten 64 %
beste Vorschläge für Zukunft 80 %
beste Arbeit geleistet 54 %
beste Vorschläge zu Flüchtlingen 68 %

GRÜNE

die beste Spitzenkandidatin 67 %
beste Vorschläge für Zukunft 86 %
beste Arbeit geleistet 69 %
beste Vorschläge zu Flüchtlingen 73 %

NEOS

die beste Spitzenkandidatin 66 %
beste Vorschläge für Zukunft 87 %
beste Arbeit geleistet 31 %
beste Vorschläge zu Flüchtlingen 37 %
  • 0 %
  • 20 %
  • 40 %
  • 60 %
  • 80 %
  • 100 %

Stichprobe = 2.045; max. Schwankungsbreite: ± 2,2 Prozent; Quelle: ORF.at/ISA/SORA

Gemeindebau: Kritik an Rot-Grün am größten

„Sehr zufrieden“ bzw. „eher zufrieden“ zeigten sich 55 Prozent der Umfrageteilnehmer mit der Arbeit der Stadtregierung. 44 Prozent waren jedoch „gar nicht“ oder „eher nicht“ zufrieden.

Bei Wählern unter 29 Jahren beziehungsweise bei Wählern mit Migrationshintergrund ist die Zufriedenheit mit der Arbeit der Stadtregierung am größten (61 bzw. 63 Prozent). Am kleinsten ist die Zufriedenheit bei Wählern, die im Gemeindebau leben: 51 Prozent gaben an, „eher nicht zufrieden“ beziehungsweise „gar nicht zufrieden“ mit der Arbeit der Stadtregierung zu sein.

SPÖ- und Grün-Wähler zeigten sich erwartungsgemäß „sehr zufrieden“ oder „eher zufrieden“ (beide jeweils 90 Prozent). Bei den FPÖ-Wählern überwog die Unzufriedenheit mit der Stadtregierung deutlich: 84 Prozent gaben an, dass sie „eher nicht zufrieden“ oder „gar nicht zufrieden“ sind. Zum Vergleich: Bei den ÖVP-Wählern waren 59 Prozent „eher nicht“ oder "gar nicht zufrieden, 41 Prozent gaben aber an „eher“ oder „sehr zufrieden“ zu sein, bei den Freiheitlichen waren es 14 Prozent. „Es scheint fast so, als würde man in zwei verschiedenen Städten leben“, sagte Politologe Peter Filzmaier.

Zufriedenheit mit Landesregierung
Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Wiener Landesregierung?

Gesamt

sehr zufrieden 13 %
eher zufrieden 41 %
eher nicht zufrieden 28 %
gar nicht zufrieden 16 %
keine Angabe 2 %

Wähler

sehr zufrieden 14 %
eher zufrieden 41 %
eher nicht zufrieden 27 %
gar nicht zufrieden 17 %
keine Angabe 1 %

Nichtwähler

sehr zufrieden 10 %
eher zufrieden 42 %
eher nicht zufrieden 30 %
gar nicht zufrieden 12 %
keine Angabe 6 %

SPÖ

sehr zufrieden 29 %
eher zufrieden 61 %
eher nicht zufrieden 9 %
gar nicht zufrieden 2 %
keine Angabe 0 %

FPÖ

sehr zufrieden 1 %
eher zufrieden 13 %
eher nicht zufrieden 42 %
gar nicht zufrieden 42 %
keine Angabe 1 %

ÖVP

sehr zufrieden 4 %
eher zufrieden 37 %
eher nicht zufrieden 44 %
gar nicht zufrieden 15 %
keine Angabe 1 %

GRÜNE

sehr zufrieden 26 %
eher zufrieden 64 %
eher nicht zufrieden 7 %
gar nicht zufrieden 1 %
keine Angabe 2 %

NEOS

sehr zufrieden 4 %
eher zufrieden 42 %
eher nicht zufrieden 44 %
gar nicht zufrieden 10 %
keine Angabe 0 %
  • 0 %
  • 20 %
  • 40 %
  • 60 %
  • 80 %
  • 100 %

Stichprobe = 2.045; max. Schwankungsbreite: ± 2,2 Prozent; Quelle: ORF.at/ISA/SORA

Es war ein „Mobilisierungswahlkampf“

"Es ist ein Mobilisierungswahlkampf gewesen. Es ist in der Wahlforschung so, dass wir sogenannte „Letzte-Minute"-Entscheider kennen, das sind jene, die sich innerhalb der letzten drei Tage vor der Wahl entscheiden“, sagte Politologe Filzmaier. Und tatsächlich haben sich laut Befragung zwölf Prozent der Wählerinnen und Wähler „in den letzten Tagen“ für eine Partei entschieden. Bei NEOS haben sich sogar 31 Prozent erst „in den letzten Tagen“ entschieden. Bei den anderen Parteien hat die Mehrheit ihrer Wähler, die Entscheidung schon vor Längerem getroffen.

SPÖ hat die Jungen auf ihrer Seite

Die SPÖ hatte bei dieser Wahl die meisten jungen Wählerinnen und Wähler auf ihrer Seite. Auch fast jeder zweite Migrant wählte die Sozialdemokraten. Die Zeit der SPÖ als Arbeiterpartei ist in Wien allerdings vorbei - mehr dazu in SPÖ bei Jungen erfolgreich.

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