Ausländeranteil für FPÖ-Zugewinne irrelevant

Statistisch gesehen lässt sich bei der Wien-Wahl kein Zusammenhang zwischen dem Ausländeranteil in Bezirken und dem Stimmenanteil der FPÖ herstellen. Entscheidender sei die Einstellung gegenüber Migranten, so ein Experte.

Alle Ergebnisse

Hier finden Sie alle Ergebnisse und Vergleichsdaten zur Wien-Wahl 2015 nach Einlangen - mehr dazu in Alle Ergebnisse, alle Daten.

Beispiel Rudolfsheim-Fünfhaus: Am 1. Jänner 2015 hatten dort laut Statistik Austria 38,5 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner keine österreichische Staatsbürgerschaft, der höchste Anteil in Wien. Im 15. Bezirk erreichte die FPÖ bei der Gemeinderatswahl 26,4 Prozent der Stimmen, weniger als die 30,8 Prozent wienweit.

Zum Vergleich: In Liesing liegt der Ausländerteil bei 14,6 Prozent und ist damit am niedrigsten in ganz Wien. Die FPÖ lag dort mit 34,35 Prozent über dem Wien-Ergebnis. In der Donaustadt: Ausländeranteil bei 15,8 Prozent, FPÖ bei 38,6 Prozent. Und zuletzt noch zwei Bezirke mit ähnlichem Ausländeranteil: Neubau 26,4 Prozent Ausländer, FPÖ bei 15,9 Prozent; Favoriten 30,8 Prozent Nichtösterreicher, 39,35 Prozent FPÖ-Stimmen.

FPÖ-Anteile Gemeinderatswahl 2015

ORF.at/Stadt Wien

Stimmenanteile der FPÖ in den Bezirken bei der Gemeinderatswahl 2015

„Praktisch kein statistischer Zusammenhang“

Die Schlussfolgerung aus diesen Zahlen ist klar und auch überraschend. „Es gibt praktisch keinen statistischen Zusammenhang zwischen der Stärke der FPÖ und dem Ausländeranteil in den Bezirken“, sagt der Politikwissenschaftler Laurenz Ennser-Jedenastik gegenüber wien.ORF.at. Entscheidend für das Wahlverhalten sei vielmehr gewesen, ob man Ausländer oder Zuwanderer als Bedrohung oder als Bereicherung empfinde. „Dieses Gefühl kann ich überall haben. Die FPÖ hat ja im Gegensatz zu anderen Parteien kein Stadt-Land-Gefälle“, sagt Ennser-Jedenastik.

Das Thema Zuwanderer ist aber wichtig für FPÖ-Wähler, wie die Motivbefragung zeigt, egal ob es im direkten Alltag stärker oder schwächer spürbar ist. Bei der Hälfte der FPÖ-Wähler waren entweder Sorge oder Ärger über Flüchtlinge ein Wahlmotiv, 92 Prozent der FPÖ-Wähler waren der Meinung, dass die FPÖ die besten Vorschläge zu diesem Thema hat - mehr dazu in Flüchtlingsthema dominierte Wien-Wahl.

Experte: SPÖ hat bei Migranten noch viel Potenzial

Dazu kommt noch, dass man die FPÖ in den Flächenbezirken nicht immer auf die Ausländerfrage reduzieren dürfe. „Die Ablehnung von Rot-Grün könnte dort an der roten Basis schon vorher da gewesen sein, vor allem wegen der Verkehrspolitik“, meint der Politikberater Thomas Hofer.

Es gibt zwar keine Bezirkszahlen zu den wahlberechtigten Österreichern mit Migrationshintergrund. Wenn man davon ausgeht, dass viele in den Bezirken mit hohem Ausländeranteil wohnen, könnte auch das eine Rolle für das FPÖ-Ergebnis spielen. „Der Wähleranteil bei Menschen mit Migrationshintergrund ist bei der FPÖ gering. Sie ist dort zwar die Nummer zwei, aber deutlich schlechter als bei der autochthonen österreichischen Bevölkerung“, so Hofer. Die SPÖ habe bei Migranten noch viel Potezial, sagt Ennser-Jedenastik.

Links: