Josef Hader erstmals als Regisseur

Seit vier Wochen arbeitet Josef Hader an seinem Regiedebüt „Wilde Maus“ im Wiener Prater. Hader spielt auch die Hauptrolle in dem Film. Daher ist es notwendig, „kollektiv zu arbeiten“, sagt Hader. Der Film soll 2017 in die Kinos kommen.

Der Wiener Praterstern am Morgen: Vor einer dröhnenden Kulisse an Verkehrslärm drischt ein junger Japaner lautlos mit einer Küchenrolle auf ein geparktes Auto ein. Nach mehreren Probe-Durchgängen wechselt er zur Bratpfanne, und es wird laut. „Das ist eine alte Rechnung, die da gerade beglichen wird“, erläutert Hader in einer kurzen Drehpause.

„Rache ist ein Grundmotiv des Films“

In der von ihm geschriebenen und inszenierten Tragikomödie verkörpert der Kabarettist und Schauspieler den Musikkritiker Georg, der nach seiner Entlassung aus Wut „kleine Terrorakte gegenüber seinem Chefredakteur“ verübt, mit einem alten Schulfreund eine alte Achterbahn renoviert und „in eine gnadenlose Abwärtsspirale“ gerät. „Rache ist ein gewisses Grundmotiv in dem Film“, so Hader. „Und Georg ist einer, der auf recht unbeholfene Weise versucht, Rache zu üben. Aber schlussendlich wird auch er zum Racheopfer.“

Josef Hader

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Denn der Renault, dessen Scheiben da gerade vom wutentbrannten Sushikoch eingeschlagen werden, gehört Georg. Und der schaut aus der Ferne recht gefasst zu, holt dann seine Habseligkeiten aus dem demolierten Kofferraum und zieht davon. Hader ist keine erhöhte Anspannung anzumerken, wenn er auch für „Wilde Maus“ erstmals die Doppelfunktion von Hauptdarsteller und Regisseur übernimmt. „Ich habe mir das im Vorfeld sehr schwierig vorgestellt, während des Drehs ist es aber gar nicht so schwer“, sagt Hader. Der Neo-Regisseur arbeitet kollektiv, berät laufend mit seinen Mitarbeitern und Co-Darstellern - darunter neben Georg Friedrich als Schulfreund auch Pia Hierzegger als unwissende Ehefrau, Maria Hofstätter, Jörg Hartmann oder Denis Moschitto.

Hader dreht „Wilde Maus“

Die „Wilde Maus“ ist eine beliebte Hochschaubahn im Wiener Prater - und Namensgeberin für den neuen Film von und mit Josef Hader, der erstmals auch hinter der Kamera steht.

„Bin das Gegenteil von einem Kontrollfreak“

„Es gilt eigentlich für alle Abteilungen, dass ich in der luxuriösen Lage bin, mir von sehr talentierten Menschen Vorschläge machen zu lassen und eigentlich nur mehr entscheiden muss, was für den gesamten Film besser sein könnte“, so Hader. „Ich bin das Gegenteil von einem Kontrollfreak. Mir geht’s nicht darum, das Drehbuch, das ich geschrieben habe, möglichst so zu verfilmen wie ich mir es in meinem Kopf vorstelle, sondern ich versuche, loszulassen und zu schauen, was in der Zusammenarbeit mit den Schauspielern und allen anderen entsteht. In der tiefen Überzeugung, dass das besser ist als die Ideen, die ich mir in meinem Kammerl gemacht habe.“

Josef Hader

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Noch bis 21. November wird in Wien und Niederösterreich gedreht, der Kinostart wird für Februar 2017 angepeilt. Als Racheverüber hat Hader alias Georg bisher bereits „ein Cabrio aufgeschnitten und zerkratzt und eine Fensterscheibe eingehauen - sehr harmlose Sachen eigentlich“. Die „Wilde Maus“ im Film ist dann auch die tatsächliche „Wilde Maus“ im Prater. „Das ist sehr praktisch, dass es die gibt, sonst hätten wir uns den Film wahrscheinlich nicht leisten können“, lacht Hader. Auch bei den zerstörten Autos wird gespart, „so Renaults bekommt man für 3.000 Euro, und nachdem wir vier Wochen damit gedreht haben, sage ich auch: Zurecht.“

„Jö schau, der Herr Hader!“

Steht Hader gerade selbst vor der Kamera, hört man seinen Regieassistenten und Vertrauensmann Hanus Polak Regieanweisungen geben. Der gebürtige Tscheche arbeitet regelmäßig mit Wolfgang Murnberger, kennt Hader daher von den legendären Brenner-Verfilmungen und hat nun in „Wilde Maus“ selbst einen kurzen Auftritt. Bei der Szene am Praterstern spielt er einen Taxifahrer, der die Szene mit seinem Handy aufnimmt.

„Das sind die schwersten Rollen“, versichert Hader seinem Kollegen mit Augenzwinkern. Mehr als 20 Crewmitglieder wuseln an diesem Tag um ihn herum, lotsen Sightseeing-Busse durch die teils mit Filmequipment blockierte Nebenfahrbahn und halten Schaulustige fern. „Jö schau, der Herr Hader!“, hört man nämlich immer wieder. So oft, dass selbst Herr Hader zwischendurch schon mal Ruhe einmahnt.

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