Superheld kämpft in Wiener Klassenzimmern

„El Bueno“ patrouilliert durch die Straßen Wiens und landet kurzerhand im Klassenzimmer einer Schule. Der Superheld des Wiener Klassenzimmertheaters begegnet den Schülern auf Augenhöhe und spricht mit ihnen über Konflikte.

Das Theaterstück „Real Life Superhero“ dauert 50 Minuten und erzählt die Geschichte von El Bueno, dem selbsternannten Superhelden, der nichts anderes will, als Menschen zu helfen.

El Bueno auf der Suche nach Streit

Er patrouilliert im Superheldenkostüm durch die Straße. Wenn es wo Streit gibt, möchte er diesen schlichten. El Bueno erzählt den Schülern, dass er einmal ein Kind von einem fremden Mann befreien wollte. Doch er täuschte sich im Täter, denn es handelte sich um den Großvater. Das Theaterstück wirft die Fragen auf: Kann man Opfer und Täter immer gleich erkennen? Kann es sein, dass in einem Streit vielleicht beide Recht haben? Wie kann man einen Konflikt lösen, damit es danach beiden Seiten gut geht?

Superheld Klassenzimmertheater

Wiener Klassenzimmertheater/Teresa Huemer

Schauspieler Thomas Weilharter: ein Superheld zum Anfassen

Das Stück ist inhaltlich und konzeptionell auf die Situation im Klassenzimmer zugeschnitten. Der Schauspieler nutzt die Gegebenheiten des Klassenraums und geht auf die Kinder mit ihren Ideen und Problemen ein. „Wenn ich einen Bösewicht bei einer Tat erwische, dann verpasse ich ihm eine“, erzählt der Superheld. „Das ist aber Gewalt“, rufen ein paar Kinder.

Wie man eine solche Konfliktsituation anders lösen kann, besprechen die Kinder nach dem Stück mit der Leiterin des Klassenzimmertheaters Dana Csapo. Soll man eingreifen, wenn man einen Streit oder eine Straftat sieht? Wann soll man lieber einen Erwachsenen oder die Polizei rufen? Wann kann ein gemeinsames Gespräch die Lösung sein?

Mitmachen erwünscht

„Ich habe das Gefühl, dass die Kinder seit ein paar Jahren ihre Gefühle besser äußern können", sagt Dana Csapo gegenüber wien.ORF.at. Nach dem Stück nimmt sie sich noch eine Schuleinheit Zeit, um mit den Kindern über das Gesehene zu sprechen, die aufgetauchte Problematik zu beleuchten und mit ihnen eigene schwierige Situationen zu reflektieren. Aber auch während des Stücks sind die Kinder aktiv eingebunden, dürfen mitreden, Fragen stellen und erzählen. „Die Kinder müssen sonst ja immer ruhig sein. Wir freuen uns, wenn sie mitmachen“, sagt Csapo.

Superheld

Wiener Klassenzimmertheater/Teresa Huemer

Das Klassenzimmertheater tritt rund 150 Mal pro Schuljahr in Wien auf

Den Schülern mit Empathie begegnen

„Es gibt Klassen in denen es heftige Anti-Reaktionen gibt, gerade bei den Älteren“, berichtet Csapo. „In der gewaltfreien Kommunikation geht es um Empathie. Es geht darum, wirklich eine Verbindung herzustellen und zu verstehen, was die Beweggründe von jemandem sind, warum er oder sie sich so verhält“, erklärt Csapo. Wenn die Kinder oder Jugendlichen merken, dass sie verstanden werden, dann kooperieren sie von alleine, meint Csapo. „Wir haben schon oft Feedback bekommen, dass sich die Klassendynamik nach unserem Theaterstück extrem verbessert hat.“

Theater um Mobbing und Alkohol

Das Klassenzimmertheater-Team hat insgesamt sieben Stücke aktuell im Angebot. Die verschiedenen Stücke sind für unterschiedliche Altersklassen geeignet. Behandelt werden Themen wie Freundschaft, Mobbing, Konfliktbewältigung bis hin zu Pubertät und Alkohol. Die Vorstellung kann einfach beim Klassenzimmertheater gebucht werden und kostet fünf Euro pro Schüler.

„Wir werden bis 2017 von der MA 7 gefördert. Danach hoffen wir auf eine Fortsetzung der Förderung“, sagt Csapo. In einem Schuljahr finden circa 150 Vorstellungen statt. Geschrieben werden die Stücke von „Hausautor“ Holger Schober. Csapo entwickelt die Inszenierung und Gesprächsansätze mit den Schauspielern und der Theaterpädagogin.

Lea Felizitas Helm, wien.ORF.at

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