Deradikalisierung an Wiener Schulen

Der Großteil der bisher rund 250 Personen, die als Dschihadisten aus Österreich nach Syrien gegangen sind, kommt aus Wien. Das „Netzwerk sozialer Zusammenhalt“ unternimmt Deradikalisierungsarbeit an Schulen.

Immer wieder geraten Jugendliche in den Sog von Extremisten. Um dem entgegenzuwirken, gibt es Präventionsarbeit an Schulen wie etwa der Islamischen Fachschule Wien. Religionspädagoge und Extremismusexperte Moussa Al-Hassan Diaw erarbeitete mit den 13 und 14 Jahre alten Schülern im Zuge eines Workshops Themen wie Migration, Rassismus und Identität: „Ziel ist, dass man den interreligiösen und interkulturellen Dialog forciert, um sich gegenseitig kennenzulernen, Feindbilder abzubauen oder gar nicht erst entstehen zu lassen und eben auch präventiv dagegen zu arbeiten.“

Moussa Al-Hassan Diaw

ORF

Workshops zur Deradikalisierung an Schulen in Wien

Ausgleich für Ausgrenzungen

Vor allem Jugendliche sind in der Phase der Persönlichkeitsbildung oftmals anfällig für radikales Gedankengut. Wenngleich es direkte Äußerungen oder Sympathien mit Terrororganisationen an ihrer Schule nicht gebe, sehe sie schon ein Problem, so Zeynep Elibol, Direktorin der Islamischen Fachschule: „Wir beobachten, dass sehr viele traumatisierte Jugendliche da sind, und man an dieser Trauer- und an dieser Trauma-Arbeit sehr vieles verabsäumt hat, und da entstehen natürlich sehr sehr viele Fragen.“

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 22.November 2015, 19.00 Uhr, ORF 2

Diese Fragen werden im Zuge des Workshops aufgearbeitet und beantwortet. Moussa Al-Hassan Diaw selbst kennt die Problematik und die Hintergründe von Radikalisierung aus nächster Nähe. Seine Erfahrungen zeigen ein Muster der Jugendlichen, die für den Dschihad gewonnen werden: „Die Wissenschaft beschreibt, und wir erleben das eben auch, dass die unterschiedlichen Personen, und es sind wirklich sehr unterschiedliche individuelle Geschichten, die diese Menschen mitbringen, dass sie irgendwann in ihrem Leben irgendwelche Ausgrenzungserfahrungen gemacht haben und wo sie zum Ausgleich Kontakt suchen zu anderen Menschen, Freunden und Gruppen und Gemeinschaften.“ In diesen Gruppen würden sie etwas finden, was sie sonst in ihrer Gemeinschaft vermissen, etwa Anerkennung, Freundschaften oder Zugehörigkeit.

Beratungsstelle Extremismus

0800/202044, montags bis freitags von 10.00 bis 15.00 Uhr, oder unter office@beratungsstelleextremismus.at

Kostenlose und anonyme Hotline

Dieses Gefühl der Zugehörigkeit soll den Jugendlichen im Zuge von Workshops vermittelt werden. Von der Stadt Wien gibt es außerdem für Angehörige von Jugendlichen mit radikal islamistischen und rechtsextremen Auffälligkeiten eine Beratungsstelle. Zudem wurde eine kostenlose und anonyme Hotline errichtet.

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