Wohnungslosigkeit: Warnung vor Zuspitzung

Immer mehr Menschen sind in Wien von Wohnungslosigkeit bedroht. Die Betroffenen könnten sich die zuletzt deutlich angestiegenen Preise auf dem freien Markt nicht mehr leisten, warnte der Verband Wiener Wohnungslosenhilfe.

Seit der Jahrtausendwende seien die Kosten für Wohnraum um rund 15 Prozent angestiegen, wie am Montag vorgerechnet wurde. In der Wohnungslosenhilfe seien die Auswirkungen dieser Entwicklung zu spüren, berichtete Walter Kiss, Geschäftsführer der Volkshilfe und derzeitiger Vorsitzender des Verbands. Problematisch sei, dass viele Menschen, die sich „normale“ Objekte nicht mehr leisten können, auch vom geförderten Wohnbau ausgeschlossen sind.

Neue Zugangskriterien gefordert

Urgiert wurde darum eine Lockerung der Zugangskriterien etwa für Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen. Letztere seien aber meist durch hohe Eigenmittelanteile für ärmere Menschen unerschwinglich. Bei Gemeindewohnungen seien zuletzt wiederum die Bezugsvoraussetzungen - so werden länger in Wien aufhältige Personen bevorzugt - verschärft worden, wurde kritisiert. Über die zuständige Soziale Wohnungsvergabe der Magistratsabteilung 50 (Wohnbeihilfe) würden somit immer weniger Menschen an eine Gemeindewohnung kommen, hieß es.

Auch solle die Stadt einen größeren Teil des Angebots im geförderten Wohnbau selbst vergeben, so der Wunsch der im Verband vereinten Hilfsorganisationen. Derzeit würden nur 30 Prozent in diese Kategorie fallen, für den Rest seien die Bauträger selbst zuständig. Empfohlen wird die Anhebung des städtischen Anteils auf 50 Prozent. Und: 20 Prozent der geförderten Wohnungen sollten für Menschen, denen aus der Obdachlosigkeit geholfen werden soll, zur Verfügung gestellt werden. Für diesen Zweck würden 700 Wohnungen jährlich fehlen.

Miet- und Wohnbeihilfe bei verschiedenen Stellen

Die Initiative, neue Gemeindewohnungen zu errichten, wurde am Montag prinzipiell begrüßt. Als sinnvoll werden vom Verband auch die sogenannten Smart-Wohnungen erachtet, also geförderte Objekte, bei denen die nötigen Eigenmittel geringer ausfallen. Waltraud Kothbauer vom Roten Kreuz sprach sich auch dafür aus, dass bei der Vergabe von geförderten Unterkünften die Dringlichkeit eine Rolle spielen soll. Sie plädierte auch für einen Bürokratieabbau. Derzeit, so beklagte sie, seien etwa Mietbeihilfe und Wohnbeihilfe bei verschiedenen Stellen zu beantragen.

Gernot Ecker vom Wiener Hilfswerk hielt auch einen Ausbau der Delogierungsprävention für unerlässlich. Er verwies auf die Problematik der EU-Bürger, für die es zwar ein Winterpaket als Nothilfe gebe, die sonst jedoch kaum Angebote in Anspruch nehmen könnten. Der Verband spricht sich zudem auch für eine Novelle des Mietrechts mit neuen Mietobergrenzen aus.

Die Wiener Wohnungslosenhilfe, die aus Mitteln des Fonds Soziales Wien (FSW) finanziert wird, kümmert sich derzeit um etwa 10.000 Personen. Sie sind zunächst in verschiedenen Einrichtungen untergebracht. Erklärtes Ziel ist es, dass Betroffene wieder in ihren eigenen vier Wänden leben können - was eben durch die immer schwierigere Verfügbarkeit leistbarer Immobilien oft verhindert werde, wie es hieß.

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