Cartoons im Schatten der Karikaturen

Ob „Vegane Cartoons“ oder „Cartoonsutra“: Cartoons thematisieren beinahe alles, sind selten politisch und stehen in Wien meist im Schatten von Karikaturen. Es gibt eine kleine Nachwuchsszene - trotz fehlender Förderung.

„Auch wenn der Markt sehr klein ist, lässt sich erkennen, dass Gags mit Wien-Bezug hier besonders beliebt sind“, sagt Clemens Ettenauer, Geschäftsführer der „Komischen Künste“. In Wien gibt es eine „kleine, aber feine“ Nachwuchsszene an Cartoonisten. „Es gibt zirka fünf bis sechs Nachwuchszeichner. Zählt man die bereits Alteingesessenen hinzu, kommt man auf etwa 50 Cartoonisten in Wien“, so Ettenauer.

„Im Gegensatz zur politischen Karikatur, die hier mehr Tradition hat, sind Cartoons tendenziell eher unpolitisch. Es sind grafische Blätter mit Pointe, die zeitlos sind. Karikaturen sind oft tagespolitisch und nur an einem bestimmten Tag lustig.“

„Cartoons sind zeitlos“

So zeichnet auch Elisabeth Semrad - sie ist eine der Nachwuchs-Cartoonisten in Wien - größtenteils „Alltagssituationen auf humorvolle Art und Weise. Herauskommen soll immer ein zu Papier gebrachter Witz“, sagt sie.

Ein weiterer Newcomer ist Sebastian Klug alas „Matrattel": „Ich mache absichtsloser Komik. Die Betrachter finden es lustig, wissen aber oft gar nicht warum. Es ist eher Nonsens, würde ich sagen und absolut nicht politisch. Ich zeichne nicht für oder gegen etwas, was nicht heißt, dass es nicht eine Botschaft haben kann.“ Er hat 2007 begonnen, seine Cartoons beim Satiremagazin „Hydra“ zu veröffentlichen.

Michael Dufek alias „Dufitoon“, auch ein Vertreter der Nachwuchsszene, zeichnet ab und zu auch Politisches: „Wenn mich etwas stört oder ich es lächerlich finde, dann ziehe ich es durch den Kakao“, sagt Dufek, der hauptberuflich bei der Flugsicherung am Flughafen tätig ist. Doch tagespolitisch sind auch seine Cartoons kaum.

Cartoon von Dufitoon

Dufitoon

Dufitoon

„Auf Sozialen Netzwerken klein anfangen“

Angefangen haben alle drei Vertreter der Wiener Cartoonszene einmal klein. „Matrattels“ Interesse weckte die Betrachtung von Cartoons im deutschen Satiremagazin „Titanic“. Daraufhin begann er selbst, welche zu zeichnen. Semrad, die hauptberuflich als Journalistin tätig ist, stieß durch ihren Freund auf ihre Leidenschaft für Cartoons: „Er hat Cartoons gezeichnet und ich hab immer gesagt ‚Komm mach das oder mach das‘ bis ich mir gedacht habe ‚Eigentlich könnte ich das selbst machen‘.“

Dufek, der heute Mitte 40 ist, fertigte schon für seine damalige Schülerzeitung kleine Cartoons an. „Irgendwann habe ich dann angefangen, meine Cartoons in Sozialen Medien zu posten und habe da großen Zuspruch erfahren, dann habe ich eine eigene Webseite gemacht und auf einmal war ich bei Ausstellungen dabei, wurde in Zeitungen gedruckt und hab ein eigenes Buch herausgebracht.“ Auch Ettenauer empfiehlt diesen Weg: „Wenn man anfängt, ist es am geschicktesten seine Werke auf Sozialen Netzwerken zu posten. Dort haben sie vergleichsweise ein großes Publikum, können geteilt werden und schließlich Verlage darauf aufmerksam werden.“

Keine Förderungen für Cartoons

Hauptberuflich von den Cartoons zu leben, kann sich dennoch keiner der drei leisten. „Aber es ist ein sehr angenehmer Teil des Monatseinkommens durch den man sonst weniger Arbeiten muss“, sagt der Anfang 30-jährige „Matrattel“, der regelmäßig Cartoons und auch Texte im „Titanic“ veröffentlich. „Es ist sehr schwierig davon zu leben, weil es kaum Förderungen gibt, wie bei Literatur etwa“, so Ettenauer.

Auch Gunda Achleitner, von der Kulturabteilung der Stadt Wien, bestätigt dies: „In der Kulturabteilung gibt es keine dezidierte Stelle, die Cartoons fördert. Der Fokus liegt vorwiegend auf Malerei, Grafik, Video, Installation und Fotografie.“ Obwohl „die Arbeit brotlos ist und der einzige Gewinn der Spaß“, wie Dufek sagt, schöpft der gebürtige Wiener seine Motivation daraus „Menschen unterhalten zu wollen“.

Cartoon von Matrattel

Matrattel

Cartoon von „Matrattel“

„Cartoons sind hierzulande noch ein Nischenprodukt. In Deutschland sieht das ganz anders aus, da drucken auch große Zeitungen wie ‚Der Spiegel‘ oder ‚Stern‘ regelmäßig Cartoons“, so Ettenauer. Unter den doch recht wenigen Cartoonisten in Wien gibt es laut Semrad, die in Wien lebt und arbeitet, daher auch kaum Konkurrenzdenken, sondern ein kollegiales Miteinander, wo auch einmal Kooperationen eingegangen werden. „Man kennt sich auch von Ausstellungen, wo man immer wieder zusammentrifft“, so Dufek.

Ausstellungen: Cartoonsutra und vegane Cartoons

Zuletzt gab es etwa eine Cartoon-Ausstellungen zu „Kunst und Krieg“ in Altaussee in der Steiermark, wo auch Dufek und Semrad ausstellten. Die „Komischen Künste“, die ihren Sitz im MuseumsQuartier haben und zuletzt auch die Ausstellung mit den „leiwanden Grafiken“ organisierten, haben sich der Förderung von Cartoons durch Ausstellungen und Verlagspublikationen verschrieben. Außerdem erscheint seit 2011 ihr Satiremagazin „Bananenblatt“ - mehr dazu in „Wien in leiwanden Grafiken“ im MQ.

Derzeit ist die Ausstellung „Land der Berge“ mit Cartoons von Rudi Hurzlmeier aus Deutschland zu sehen, der regelmäßig Cartoons für „Die Zeit“, „Die Süddeutsche Zeitung“ und „Titanic“ anfertigt. Vorangegangene Ausstellungen der „Komischen Künste“ hatten Titel wie „Vegane Cartoons“ oder „Das große Cartoonsutra“, wo jeder seine Arbeiten einreichen konnte, der wollte. Außerdem ist im Holzbaumverlag der „Komischen Künste“ im Vorjahr das Buch „Cartoons über Wien“ erschienen. Die Cartoons darin entstammen unter anderem den bereits etablierten Cartoonisten Oliver Ottisch, Ari Plikat und auch Rudi Hurzlmeier.

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