„Genderatlas“: Wenige Straßen mit Frauennamen

Die Wiener Straßen sind oft nach berühmten Persönlichkeiten benannt. Aber nur knapp über acht Prozent tragen Frauennamen. Ersichtlich wird das im virtuellen „Genderatlas“, der von Wiener Forscherinnen und Forschern erstellt wurde.

Konkret sind von insgesamt 4.269 nach Personen benannten Straßen in Wien 3.913 nach Männern und nur 356 nach Frauen benannt. Im Stadtgebiet ergibt sich damit eine Länge von 1.540 Kilometern Straße, die nach Männern benannt sind und 109 Kilometer, die nach Frauen benannt sind, haben die Forscher der Technischen Universität Wien, der Universität Wien und der Unternehmensberatung Projekthaus erhoben.

Die Ergebnisse sind in den „Genderatlas“ eingeflossen. Dabei handelt es sich um Visualisierungen im Internet, die eine Reihe geschlechterspezifischer Unterschiede in Österreich zeigen, wie zum Beispiel die Einkommensschere oder eben die Straßennamen.

Karte Wien Frauennamen

ORF

Blau: männliche Straßennamen, Rot: weibliche Straßennamen in Wien

„Meistens kleine Straßen“ nach Frauen benannt

„Es sind im Wesentlichen Männer die in der Vergangenheit hier die Geschichte von Gesellschaften im öffentlichen Leben beeinflusst haben. Ich glaube, dass die Bilder der Straßenkarte mit Frauennamen auch ein bisschen aufrütteln kann und soll“, so Cornelia Krajasits von der Unternehmensberatung Projekthaus gegenüber „Wien heute“.

„Es gibt nur ganz wenige Straßen die nach Frauen benannt sind, die wichtige oder große Straßen und Plätze sind. Meistens sind es kleine Straßen mit wenig Frequenz“, sagt Krajasits.

„Das ist ein Entwicklungs- und Aufholprozess“

Dem zuständigen Kulturstadtrat, Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ), ist der Nachholfbedarf bewusst. Wien sei aber ohnehin ein europaweiter Vorreiter in der Auseinandersetzung mit Straßennamen und deren Symbolik. „Das ist ein Entwicklungs- und Aufholprozess der jetzt stattfindet aber natürlich historisch aus nachvollziehbaren Gründen so gelaufen ist“, so Mailath-Pokorny.

Vor allem im ersten Bezirk sind die Straßen nach herausragenden Künstlern oder großen Denkern benannt. Die großen Töchter der Stadt kommen dabei allerdings kaum vor. Im Sinne einer gendergerechten Stadtplanung wird von der Stadt in neuen Stadtvierteln wie zum Beispiel in der Seestadt Aspern darauf geachtet, dass verstärkt Frauennamen zum Einsatz kommen.

Aufholbedarf nicht nur bei Straßen

An der Universität Wien wurden in diesem Jahr die ersten Büsten von bekannten Universitätsabsolventinnen augestellt. Bisher gab es im Arkadenhof nur 154 Büsten und Gedenktafeln mit Ehrungen für Männer sowie eine Plakette für Marie von Ebner-Eschenbach. Die rein männlichen Büsten im Arkadenhof würden die wissenschaftlichen Leistungen von Frauen nicht widerspiegeln, so Rektor Heinz Engl - mehr dazu in Sieben Frauendenkmäler für Uni Wien.

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