Comics: In der Welt der Sammler

Superman, Donald Duck, Calvin und Hobbes: Comicfans sind oft leidenschaftliche Sammler, gezeigt werden ihre Sammlungen aber selten oder nie. Der Wiener Günther Polland gewährt nun Einblick in seine Sammlertätigkeit.

Zirka 30.000 Comics bewahrt Günther Polland in seiner Wohnung auf. Seine Lieblingsstücke befinden sich hinter Glas in einem extra angefertigten Regal. Die Comics werden aber überall in der Wohnung gelagert, sogar unter dem Sofa befinden sich Hefte und Zeichnungen. „An deutschen Comics habe ich alles irgendwie belegt, teilweise doppelt und dreifach. Ich habe auch ein paar Vorkriegssachen, aber ansonsten ist alles von den 50er Jahren bis heute vorhanden“, sagt Polland.

180 Tauschzentralen in Wien in den 70ern

Was in der Wohnung keinen Platz hat, lagert in einem Kellergewölbe in der Albertgasse in der Josefstadt. Hier befindet sich auch die „Comic-Galerie“, die Polland seit fast 30 Jahren führt. Mit bereits 20 Jahren entschloss sich Polland, einen eigenen Comic-Laden zu führen. „Die Leidenschaft für Comics hat mich schon gepackt als ich sehr klein war. Mein Vater hat einmal ein paar Comics mit nach Hause gebracht. Diese bunten Farben und Abenteuer haben es mir angetan. Vielleicht auch deswegen, weil Fernsehen damals noch nicht so bunt war wie heute“, so Polland.

Sein Lieblingsheld war Superman: „Das erste Superman-Heft ist auch in meinem Geburtsjahr 1966 herausgekommen, das kann kein Zufall sein.“ In Pollands Kindheit gab es in Wien noch etwa 180 Tauschzentralen, wo Polland mit seinen Freunden die Nachmittage damit verbrachte, „bestimmte Ausgaben zu jagen. Damals war das noch nicht so einfach, ohne Internet.“

„Es kommt auf Qualität, nicht Masse an“

Als Polland zehn Jahre alt war, las er in einer Zeitung, dass das Superman-Heft-Nummer-1 Hunderttausende Schilling wert sein soll. Also machte sich Polland auf die Suche in den Wiener Tauschzentralen. Irgendwann lernte er jemanden kennen, der behauptete, diese Ausgabe zu besitzen. Im Gegenzug musste Polland 100 Zack-Hefte (ein deutsches Comic-Magazin, Anm.) auftreiben. Der Tausch klappte. „Das Problem war nur, der Artikel bezog sich auf die amerikanische Ausgabe. Die deutsche war nur einen Bruchteil davon wert.“

Inzwischen hat auch die deutsche Erstausgabe einen höheren Wert - und Günther besitzt gleich mehrere Ausgaben davon. „Das Sammeln von Comics ist aber keine Frage der Stückzahl, sondern der Qualität. Man kann eine Masse haben, die aber keinen Wert hat. Es kommt also darauf an, in welchem Zustand der Comic ist, ob es eine Erstausgabe ist und welche Nummer“, so Polland.

Günther Polland mit seinen Comics

Sandra Mann/VG-Bildkunst /Edition Lammerhuber

Günther Polland in seiner Wohnung

Wert auf fünfstelligen Bereich gestiegen

Teure Objekte besitzt Polland viele. Eines der wertvollsten Stücke ist aber das Titelbild einer amerikanischen Ausgabe von „Superman gegen Flash“. „Da würden viele Amerikaner weinen, wenn sie wüssten, dass das ein Österreicher besitzt, der es auch nie wieder hergeben wird. Das ist ein Stück amerikanisches Kulturgut“, so Polland.

Das Titelbild ersteigerte Polland vor knapp 20 Jahren im Internet. „Damals hat es um die 2.000 Dollar gekostet, heute liegt der Wert im fünfstelligen Bereich. Mittlerweile kann man solche Originalzeichnungen auch nur noch bei den großen Auktionshäusern wie Sotheby’s oder Christie’s ersteigern.“

Comicszene in Österreich konzentriert sich in Wien

In der Comic-Galerie in der Josefstadt gibt es Comics von Mickey Mouse über Tim und Struppi, die Simpsons, Asterix und Obelix, Spiderman und Donald Duck bis hin zu Green Lantern. Außerdem hat Polland das Angebot um Mangas erweitert, die seiner Meinung nach vor allem Mädchen anziehen. Die Comic-Sammlerszene in Österreich sei groß, konzentriere sich aber hauptsächlich auf Wien, wo es noch etwa fünf Tauschzentralen gibt und immer wieder Comicmessen stattfinden. „Sehr viele bestellen ihre Comics aber über das Internet.“

Dass die Comic-Galerie trotzdem 30 Jahre überlebte, begründet Polland damit, dass er sein Hobby zum Beruf gemacht hat. „Ich verlege auch den Comic-Preiskatalog, der im gesamten deutschsprachigen Raum verwendet wird. Über kurz oder lang werden die Menschen, die etwas spezielleres suchen, zu mir kommen“, so Polland.

„Die Kunst des Comic-Sammelns“ als Buch

Nachdem er selbst ohnehin schon alles an Comics in mehrfachen Ausgaben hat, tendiert Polland dazu, eine neue Leidenschaft zu entwickeln: das Sammeln von Originalzeichnungen. „Also, dass man die Originalzeichnungen vom Titelbild von seinen Lieblingsheften bekommt. Das geht schon in den Kunstbereich hinein und ist eine Investitionsform. Die Preise bewegen sich seit Jahrzehnten nach oben. Mein Wunsch wäre es, auch beruflich irgendetwas mit den Comic-Originalen zu machen, als Galerist oder Agent zum Beispiel.“

Comic

Michael Gref

„Die Kunst des Comic-Sammelns“ porträtiert 15 Comic-Sammler

Polland ist einer von mehreren großen Comic-Sammlern. Das Buch „Die Kunst des Comic-Sammelns“, das Mitte des Jahres herausgekommen ist, porträtiert insgesamt 15 dieser Menschen - der Großteil davon kommt aus Deutschland, einer aus Mallorca und Polland eben aus Wien. Sie erzählen in dem Buch über ihre oft Jahrzehnte andauernde Passion des Sammelns der Neunten Kunst.

„Was die Comic-Sammler im Buch zeigen, sind Schätze einer oft unterschätzten Popkultur. Von Superhelden über Mangas, von Fix und Foxi zu Mosaik, von frankobelgischen Klassikern zu experimentellen Graphic-Novels, von seltenen Original-Superhelden-Titelbildern zu Ölgemälden von Carl Barks oder Figuren“, so die Edition Lammerhuber, in der das Buch erschien.

Lisa Rieger, wien.ORF.at

Links: