Stadt plant Abschüsse in Lainzer Tiergarten

Der Tierbestand im Lainzer Tiergarten soll deutlich reduziert werden - manche Tierarten sollen überhaupt verschwinden. Das alles werde jedoch tierschutzgerecht und ökologisch passieren, wurde am Mittwoch von der Stadt beteuert.

Das Areal im Westen der Stadt war einst kaiserliches Jagdrevier und gehört inzwischen zu den beliebtesten Erholungsgebieten Wiens mit jährlich rund 800.000 Besuchern. Es sei stets eines der Ziele gewesen, dass dort möglichst viele Wildtiere zu erleben seien, sagte die Leiterin der Wiener Umweltschutzabteilung, Karin Büchl-Krammerstätter. Inzwischen seien es jedoch zu viele geworden, sagte sie im Rahmen der Präsentation für das künftige „Wildtiermanagement“: „Wir müssen wildreduzierende Maßnahmen setzen.“

Damhirsch im Lainzer Tiergarten

MA-49 Forstamt Wien

Damhirsch im Lainzer Tiergarten

Vor allem Wildschweine sollen weniger werden

Gemeinsam mit Umweltaktivisten hat die Stadt diese nun ausgearbeitet. Laut dem Wiener Forstdirektor Andreas Januskovecz sollen die Einschnitte dafür sorgen, dass bei einigen Arten der Bestand verkleinert wird und andere Gattungen überhaupt aufgelassen werden. Schrittweise soll die Reduzierung bei Schwarzwild - also den Wildschweinen - und Rehen passieren, nämlich so lange, bis ein „lebensraumkonformes Niveau“ erreicht worden sei. Vor allem die rund 700 Stück Wildschweine seien deutlich zu viele, wie es hieß.

Präsentation für das künftige "Wildtiermanagement" im Lainzer Tiergarten

ORF

Januskovecz und Büchl-Krammerstätter präsentierten künftiges „Wildtiermanagement“

Der Bestand von Tieren, die einen größeren Lebensraum und ungestörte Waldgebiete brauchen, wird in den kommenden Jahren sukzessive auf null reduziert. Betroffen sind davon Rot- bzw. Damwild und Mufflons. Letztere sind laut dem Wiener Forstdirektor noch mit einigen hundert Stück vertreten, nur noch vereinzelte Exemplare gibt es hingegen bei den Rothirschen.

Tiere sollen mit Schalldämpfern geschossen werden

Reguliert wird u. a. auf zwei Arten - mittels Geburtenkontrolle und dem Gewehr. Die Jagd, so wurde heute versprochen, solle jedoch nur wenn nötig durchgeführt werden, und zwar vor allem auf Wildschweine und Rehe. Treibjagden sind verboten, auch Niederwild, also etwa Füchse und Marder, sind tabu. Überlegt wird auch der Einsatz technischer Hilfen wie Schalldämpfer, um den Stress für die Tiere möglichst gering zu halten. Auch die Einrichtung von Jagdruhezonen wurde angekündigt.

Gleichzeitig wird es ein Pilotprojekt zur Geburtenkontrolle geben. Dabei soll die Fruchtbarkeit - zunächst beim Muffel- und Damwild - mittels Eiweißpräparaten beeinträchtigt werden. Auch die Wildtierfütterung wird abgesehen von Zeiten mit Futtermangel weitgehend eingestellt. Und: Um den Lebensraum der Lainzer Populationen möglichst natürlich zu gestalten, wird diesen künftig auch ermöglicht, legal aus dem Tiergarten zu flüchten bzw. in diesen einzudringen. Punktuelle Wildwechselstellen sollen diesen Austausch ermöglichen.

Tierschützer Balluch zeigt sich zufrieden

Der Obmann des Vereins gegen Tierfabriken (VGT), Martin Balluch, zeigte sich bei der Pressekonferenz mit den gemeinsam erarbeiteten Ergebnissen zufrieden. Diese würden einen Paradigmenwechsel weg von der Trophäenjagd hin zum Wildtiermanagement bedeuten: „Der Lainzer Tiergarten ist damit keine Zuchtstation für Schießbudenfiguren mehr.“ Dass neben den Berufsjägern der Stadt auf Einladung auch weiterhin zahlende Jagdgäste dorthin kommen dürfen, sei jedoch ein Wermutstropfen, fügte Balluch hinzu.

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