OPEC-Überfall: Eine Geisel erinnert sich

Am Montag hat sich der Überfall auf das OPEC-Gebäude am Wiener Ring zum 40. Mal gejährt. Terroristen erschossen damals drei Menschen und nahmen 70 Geiseln. Die Wienerin Silvia Smetiprach, eine der Geiseln, erinnert sich.

Ein Terrorkommando unter dem Terroristen „Carlos“ will auf die Anliegen der Palästinenser aufmerksam machen. Unter den Geiseln waren auch mehrere österreichische OPEC-Mitarbeiter, wie die damals 26-jährige Wienerin Smetiprach. „Wien heute“ besuchte sie in ihrer Wohnung im 14. Bezirk und sprach mit ihr über die dramatischen Stunden des 21. Dezember 1975.

Paris-Attentat weckt Erinnerungen

„Bis zu einem gewissen Grad ist das verdrängt. Man kann ja mit dem, was damals passiert ist, nicht 40 Jahre leben. Man muss ja irgendwo wieder neu beginnen. Aber wenn zum Beispiel so etwas wie das Paris-Attentat passiert, dann kommt es wieder hoch“, so Smetiprach.

„Hands up, otherwise I’ll shoot you“

Hoch kommen die bangen Stunden während einer Konferenz der OPEC-Ölminister an einem Sonntag-Dienst. Smetiprach: „Um 12.00 Uhr ging eine Schießerei los.“ Drei Menschen wurden erschossen, darunter ein österreichischer Inspektor.

„Dann bin ich in den Nebenraum zu meinem Chef gelaufen - und wir haben uns alle verbarrikadiert im übernächsten Raum, wo die Buchhaltung war. Ich war wie paralysiert“, so Smetiprach. Eine Frau kam herein und schrie: „‚Hands up, otherwise I’ll shoot you.‘ Dann bin ich auch aus dieser Tür rausgegangen, und dann wurden wir in diesen Konferenzraum reingebracht.“

Drei Stunden in Geiselhaft

Dort wurden bereits elf arabische Ölminister als Geiseln gefangen gehalten. Angeführt wurde das Terrorkommando vom berüchtigten Terroristen „Carlos“. Das beherrschende Gefühl in den Stunden der Geiselhaft: „Ich will hier raus, so schnell als möglich.“ Das war vielleicht das Glück von Smetiprach.

Sendungshinweis

„Wien heute“, 20.12.2015

„Weil Carlos hat ja mich rausgefischt, und ich durfte dann nach Hause gehen. Ich denke, dass das so war: Wenn man weint, bringt man vielleicht Unruhe in die ganze Menge hinein. Und dadurch hab ich das Glück gehabt, dass ich rausgehen durfte“, so die Wienerin im „Wien heute“-Interview.

Nach drei Stunden Todesangst wurde sie freigelassen und der Rettung übergeben. Beim Blick zurück bewegt sie vor allem, „dass ich Gott sei Dank unter einem guten Stern geboren wurde, dass ich das alles überleben durfte. Denn drei haben es ja nicht geschafft.“

Opec-Geiselhaft

ORF

Die Paris-Anschläge erinnern Silvia Smetiprach an die OPEC-Geiselnahme

Erinnerungen als Theaterstück

Bis 2009 arbeitete Smetiprach bei der OPEC in Wien. Am 8. Jänner 2016 wird sie in der Theaterproduktion „My Life as a Terrorist“ im Werk X in Meidling über ihre Erlebnisse erzählen - über ein Kapitel ihres Lebens, das wohl nie wirklich abgeschlossen sein wird.

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