Spitalsärzte: Aufregung wegen „Überwachung“

Die Ärzte in zwei Wiener Gemeindespitälern müssen künftig mit Smartphone-ähnlichen Geräten alle 30 Minuten im Nachtdienst ihre Tätigkeiten dokumentieren. Die Testphase sorgt für Aufregung unter der Ärzteschaft. Sie spricht von „Überwachung“.

Am Freitag wurde vom Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) damit begonnen, an Ärzte in Gemeindespitälern die Smartphone-ähnlichen Geräte auszuteilen. Damit müssen die Ärzte ab 1. Jänner im Nachtdienst ihre Tätigkeiten dokumentieren, berichtet der „Kurier“. Das Gerät soll regelmäßig piepsen und die Ärzte auffordern, die gerade durchgeführte Arbeit einzugeben.

Laut „Kurier“ muss der Arzt bei Antritt des Nachtdienstes das Gerät im Sekretariat abholen und die ganze Nacht verwenden. Nach Dienstende kann er die eingegeben Daten ergänzen oder korrigieren. Danach muss er das Gerät wieder abgeben. Zur Auswahl stehen dabei etwa „Arbeit am Patienten in Station“, „Arbeit am Patienten in OP“, „Dokumentation“ oder „Angehörigengespräch“.

Gerät zur Dokumentation der Tätigkeiten von Wiener Spitalsärzten in der Nacht

ZVG

Mit diesem Gerät sollen die Ärzte ihre Tätigkeit dokumentieren

Ärztekammer: „Wir prüfen das rechtlich“

„Mit den Ärzten hat niemand gesprochen. Das kommt völlig überraschend in der Vorweihnachtszeit. Man hat uns nicht erklärt was beabsichtigt wird damit. Man hat uns nicht erklärt was mit den Daten passiert, die erhoben werden, wer Zugriff auf die Daten hat“, sagt Wolfgang Weismüller, Vorsitzender des Personalgruppenausschusses Ärztinnen und Ärzte, gegenüber Radio Wien. „Wir werden beraten wie wir mit dieser Situation umgehen. Noch ist das Gerät nicht im Einsatz, aber wir werden uns gegen den Einsatz massiv aussprechen“.

Unterstützung bekommt Weissmüller von Wiens Ärztekammerpräsidenten Thomas Szekeres. „Man hat das vorher nicht abgesprochen. Und das Ganze erinnert ein bisschen an George Orwell, die absolute Überwachung. Wir prüfen das rechtlich und in Abhängigkeit von der Auskunft der Juristen werden wir dann Empfehlungen abgeben“, sagt Szekeres.

KAV: Projekt auf sieben Wochen beschränkt

Der Generaldirektor des KAV, Udo Janßen, versicherte am Montag im Gespräch mit der APA, dass es keinen Anlass zur Sorge gebe: „Wir möchten nur wissen, welche Leistung anfällt.“ Nur dies werde im Rahmen des Projektes gemessen, und zwar anonym. Damit solle die künftige Personalplanung bedarfsorientierter durchgeführt werden können - was auch ein Wunsch der Ärzte gewesen sei, wie er beteuerte.

Durchgeführt werde das Projekt in zwei Spitälern, auch unter Einbindung der Personalvertretung. Nach sieben Wochen wird die Tätigkeitserfassung wieder beendet. Sie soll laut Janßen keinesfalls zur Dauereinrichtung werden. Denn eine ständige elektronische Dokumentation, wie sie etwa im Pflegebereich gemacht werden müsse, sei bei den Ärzten nicht geplant, versprach der KAV-Chef im APA-Gespräch.

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