Stadtsaal feiert 5. Geburtstag: „Es geht aufwärts“

Der Wiener Stadtsaal hat sich in den fünf Jahren seit seiner Eröffnung zu einer der wichtigsten Kleinkunstinstitution der Stadt entwickelt. Neben Kabarett und Musik soll es schon bald eine fixe Literaturschiene geben.

Am 3. Jänner 2011 eröffneten Andreas Fuderer und Fritz Aumayr den Stadtsaal an der Mariahilfer Straße 81. Fuderer war leitete seit 2004 das Kabarett Niedermair, Aumayr gründete etwa schon die Kulisse oder das Vindobona. Eine knappe Million Euro investierten sie in die Revitalisierung des Ballsaals eines ehemaligen Historismushotels. „Es war kontinuierlich so, dass immer mehr Besucher zu uns gekommen und immer mehr Umsätze lukriert worden sind“, freut sich Fuderer: „Es geht immer noch aufwärts.“

Über 80 Prozent Auslastung

Derzeit hält das Etablissement bei über 80 Prozent Auslastung. „Wir haben seit der Eröffnung rund 500.000 Tickets verkauft“, rechnet Fuderer vor. Beim Vorverkauf für die laufende „Traumsaison“ mit Premieren etwa von Klaus Eckel, Mike Supancic oder Thomas Stipsits und Manuel Rubey liege man doppelt so hoch wie im Vorjahr. Mit 360 Sitzen hat man Anfang 2011 aufgesperrt, später wurde die Kapazität auf gut 420 Plätze aufgestockt.

Stadtsaal Innenansicht

Roland Trabe

Zuschauerraum im Stadtsaal

Das Erfolgsrezept? „Ich glaube, es ist ein Bedürfnis herangewachsen nach gehobener Unterhaltung - also nicht nur Blödelei, sondern auch Anspruch und Niveau“, mutmaßt Aumayr: „Diesen Spielort hat es offenbar gebraucht. Vor einigen Jahren - nach der Vindobona-Pleite - haben Kabarettlokalbetreiber und Künstler beklagt, dass es so viel Nachfrage gibt, aber so wenig Platz. Das hat uns motiviert, dass wir uns ein bisschen umschauen. Nach längerer Suche ist uns das hier angesprungen.“

Keine Subventionen erhalten

Dass der Stadtsaal anderen Bühnen Publikum absaugt, glaubt das Leitungsduo nicht. Die Leute, die ins Kabarett gehen, seien einfach mehr, das Image der sogenannten Kleinkunst besser geworden - auch dadurch, dass Kabarettisten inzwischen beispielsweise im Burgtheater spielen. Und kleinere Häuser hätten eine andere Ausrichtung. „Der Andreas zu Beispiel entdeckt im Niedermair sehr viele Leute, lässt ausprobieren, kann risikofreudiger sein. Und wenn es funktioniert - wie bei Eckel oder Stipsits -, können die später im Stadtsaal spielen“, erklärt Aumayr.

Stadtsaal seit fünf Jahren erfolgreich

Zum Jubiläum spielte die „Familie Lässig“. „Wien heute“ war dabei und hat mit Besuchern und den Stadtsaal-Gründern gesprochen.

Als Experimentierfeld sieht man sich auf der Mariahilfer Straße nicht: „Der Stadtsaal ist sicher keine Nachwuchsbühne. Denn hier zu beginnen, ist ein bisschen mühsam. Wenn hier 20 Leute drinnen sitzen, ist es für Publikum wie Künstler jämmerlich, und wir könnten es uns auch kaum leisten.“

Apropos Geld: Mit der Rückzahlung des für die groß angelegte Renovierung des früheren Hotels aufgenommenen Kredits haben die beiden Stadtsaal-Chefs keine Schwierigkeiten: „Es ist alles im Zeitplan.“ Öffentliche Gelder haben sie nie erhalten, den laufenden Betrieb finanzieren sie nach wie vor ohne Subventionen. Aumayr kann darin durchaus auch etwas Positives sehen: „Weil es ist schon sehr super, wenn man autonom arbeiten kann und keine Angst vor politischer Einflussnahme, vor Umbesetzungen oder ähnlichem haben muss.“

Neue Literaturschiene geplant

Für kleinere Häuser sei die Lage aber schwieriger. So sei in Fuderers zweiter Heimat, dem Niedermair, die Subvention nicht nur nicht indexiert, sondern zuletzt auch gekürzt worden. „Im Niedermair haben wir derzeit eine prekäre Situation, da wird noch ein Kampf mit dem Herrn (Andreas, Anm.) Mailath-Pokorny ausgefochten werden“, richtete Fuderer dem SPÖ-Kulturstadtrat schon einmal aus.

Für die Zukunft wollen die zwei Geschäftsführer nicht allzu viel am Konzept - also Kabarett durchsetzt mit Konzerten - ändern. Allerdings strecken Fuderer und Aumayr ihre Fühler auch systematisch in Richtung Literatur aus. „Eine Literaturschiene wäre uns schon ein Anliegen“, so Aumayr. Konkret gebe es den Plan, in Kooperation mit Ö1 beispielsweise eine monatliche Matinee mit Lesung einzuführen.

„So etwas kann im Herbst 2016 starten“, gibt sich Aumayr zuversichtlich. Die Sache gehöre jedenfalls gut vorbereitet, „weil Lesung prinzipiell schnell den Beigeschmack ‚fad‘ hat“. Als „zukunftsträchtiges Feld“ sieht Kompagnon Fuderer außerdem die Sparte Poetry Slam. So beehrt etwa Genrevertreterin Julia Engelmann am 16. Februar den Stadtsaal für einen Auftritt.

„Die Tankstelle der Verdammten“ kommt

Außerdem gibt es im kommenden Jahr die inzwischen dritte Sommerproduktion. Das Stück „Die Tankstelle der Verdammten“ von Georg Ringsgwandl und mit Nadja Maleh, Eva Maria Marold, Wilfried und Das Balaton Combo hat am 17. August Premiere. Die beiden letzten Produktionen seien gerade kostendeckend gewesen, „aber der Vorteil ist, dass das Theater dann zu Saisonbeginn schon warm gespielt ist“ - also bereits wieder viele Leute den Stadtsaal am Tapet haben bzw. über das kommende Programm Bescheid wissen.

Links: