Zu wenig Platz: Flinkster verlässt Wien

Der deutsche Carsharing-Anbieter Flinkster verlässt Wien - aus „wirtschaftlichen Gründen“ und weil die für Mietautos „notwendigen Stellplätze nicht im erforderlichen Maße zu erhalten waren“. Die Stadt weist den Vorwurf zurück.

Flinkster hatte eigenen Angaben zufolge zuletzt 32 Stellplätze, 55 Autos und 1.050 Kunden in Wien. Nun zieht sich das Unternehmen „aus wirtschaftlichen Gründen“ aus der Stadt zurück. Das Konzept sei nicht aufgegangen, sagt ein Sprecher des Mutterkonzerns Deutsche Bahn gegenüber wien.ORF.at: „Ziel war es, in Wien ein stationäres Carsharing-Angebot aufzubauen. Die notwendigen Stellplätze dafür waren nicht im erforderlichen Maße zu erhalten. Das hat die Attraktivität des Angebots für die Kunden gemindert.“

Neun Flinkster-Standorte in Wien

Die Abteilung Straßenbau und Straßenverwaltung (MA 28) weist den Vorwurf gegenüber wien.ORF.at zurück. „Von Flinkster wurde bisher nur eine Standortanfrage abgelehnt, eine weitere ist noch in Prüfung“, so Sprecher Matthias Holzmüller. Laut dem Onlinestadtplan der Stadt Wien gibt es derzeit 60 Carsharing-Standorte in Wien mit unterschiedlich vielen Stellplätzen. Flinkster betreibt davon neun Standorte, Mitbewerber Zipcar 51 Standorte.

Folglich dürfte Flinkster in Wien insgesamt elf Standorte bei der Stadt Wien beantragt haben. „Die MA 28 ist nur für die operative Abwicklung von Carsharing in Wien zuständig. Wir leiten die Wünsche des Betreibers an den betroffenen Bezirk weiter - und realisieren bei positiver Entscheidung seitens des Bezirks die Umsetzung der Standorte“, so Holzmüller.

Autos des Carsharing-Modells Flinkster in Stuttgart 2009

APA/EPA/BERND WEISSBROD

55 Autos hatte Flinkster Ende 2014 in Wien stationiert

Flotte wird bis Ende Jänner reduziert

In den nächsten Monaten werden die Ausleihstationen von Flinkster sukzessive geschlossen. „Die Fahrzeugflotte wird bis Ende Jänner reduziert“, so der Flinkster-Sprecher. Der Standort am Westbahnhof bleibt bis zum 31. März bestehen. Bis dahin können Kunden die Fahrzeuge noch nutzen. Außerdem bekommen Kunden, die sich nach dem 31. Juli 2015 bei Flinkster Österreich angemeldet haben, die Anmeldegebühr automatisch zurückerstattet.

Fixe Anmietplätze als Strategie

Der Carsharing-Anbieter „Flinkster“ kündigte im Dezember an, sich aus Wien zurückzuziehen. Der Anbieter, der auf fixe Anmietplätze setzte, war 2013 in Österreich an den Start gegangen - mehr dazu in Dritter Carsharinganbieter in Wien (wien.ORF.at; 6.8.2013).

Andere Anbieter zufrieden in Wien

Die anderen drei Carsharing-Anbieter in Wien zeigen sich zufrieden - auch wenn die ambitionierten Pläne nicht immer erfüllt werden konnten. Car2go bezeichnet Wien als „einen der erfolgreichsten Standorte“. Das Unternehmen hat derzeit 85.000 Mitglieder und 690 Fahrzeuge in der Stadt. Im Vergleich zu 2014 sind 15.000 Kunden dazugekommen, allerdings verringerte sich die Zahl der Autos um 110 Fahrzeuge - dies habe nur „technische Gründe“ heißt es von car2go.

Das Münchner Unternehmen DriveNow hat derzeit 450 Fahrzeuge und 50.000 Kunden in Wien. Der dritte Anbieter Zipcar schweigt zur Anzahl der Fahrzeuge und Kunden. Noch im Jahr 2013 hatte Zipcar angekündigt bald an 130 Orten in der Stadt vertreten zu sein. Seit dem Vorjahr muss der Anbieter auch Gebühren für die fixen Standplätze in Wien zahlen - dem Vernehmen nach sind das 1.200 Euro pro Standplatz und Jahr.

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